Auswahl der September bis November 2006 eingegangenen Haiku
Schwerpunkt: Bashô
Der Wurm in der Kastanie: Sieben Haikai von Bashô: übertragen, ausgewählt und kommentiert von Udo Wenzel
Bashô-Mythen in Ost und West: Haruo Shirane
Auf Bashôs Spuren: Haruo Shirane im Gespräch mit Udo Wenzel English version
Die poetische Ernsthaftigkeit im „spielerischen Vers“: Dietmar Tauchner
Die Metapher in Bashôs Haiku: Jane Reichhold
Die Anti-Landschaft bei Bashô: Robert F. Wittkamp
Bashôs Anti-Frosch: Ausschnitte aus einem Gespräch mit Robert F. Wittkamp Udo Wenzel
Foto-Haiku
Brausebad: Andrea D’Alessandro
Sequenz
Meereskiesel: Helga Stania & Ramona Linke
Gefährten des Mondes: Udo Wenzel
Sommermorgen: Triparshva. John Carley, Norman Darlington, Angelika Wienert, Dietmar Tauchner und Gerd Börner
Rund um den Misthaufen: Shisan. John Carley, Kirsty Karkow und Dick Pettit
Haiku-Prosa
Gran Sol: Hans Lesener
Vor dem Gesetz: Dietmar Tauchner
Besprechung
NOON: Dietmar Tauchner
Petersilienbeet von Ken Jones: Ruth Franke
Haiku im Haiku: Horst Ludwig (Wiederveröffentlichung)
September bis November 2006 gingen 393 Texte ein, nach einigen Zurücknahmen blieben 385 Texte als Grundlage für die Herbst-Auswahl 2006. Eine Jury hat 30 davon ausgesucht. Hier sind sie, alphabetisch geordnet.
Affenhaus.
Dem Blick des Gorillas
nicht standhalten
Andrea D’Alessandro
alter Tennisplatz
Der Wind
spielt mit buntem Laub
Dietmar Tauchner
auf dem Bürgersteig
im Granit
Sonnensplitter
Gerd Börner
blind date –
die feinen schweißperlen
über dem mund
Ramona Linke
Die Sonne aufgehalten
von dem großen Haus,
das auch den Wind teilt
Gerd Börner
dorfstraße …
in fremde gesichter
lauschen
Ramona Linke
Endstation –
Das Schließen
der Türen
Wolfgang Beutke
Erster Schnee –
nun bleibe ich
doch
Udo Wenzel
Fremd in der Stadt …
Ein Betrunkener
erklärt den Fahrplan
Andrea D’Alessandro
Gezeitenwechsel.
Schützend stellt sich ein Kind
vor die Sandburg
Andrea D’Alessandro
Heimaturlaub.
Über dem Meer
der alte Mond
Andrea D’Alessandro
Herbstabend –
Risse fühlen
in der Birkenrinde
Ramona Linke
ihrer beider Atem –
er hatte noch Pläne
für den Nachmittag
Gerd Börner
Im Stau.
Flussabwärts treibt
ein Ball
Ramona Linke
jeden Morgen
den gleichen Kanaldeckel
überfahren
Ina Müller-Velten
Liebesknochen …
die Nichten hören nicht auf
zu kichern
Angelika Wienert
Mit dem Nachtwind
der Blues
eines Saxophons
Ramona Linke
Morgennebel.
Die Spur eines Kahnes
verliert sich
Ramona Linke
Nächtliche Stille –
eine Nuss
fällt aus dem Mond
Rudi Pfaller
Novemberwind
die Puppentasse
füllt sich mit Nacht
Dietmar Tauchner
Pfannkuchenduft!
Der Schulranzen landet
in der Ecke.
Angela Cornelia Voß
Rembrandtausstellung –
ein Paar sucht
nach der Lichtquelle
Roswitha Erler
Septemberlicht –
alle Wärme des Sommers
hängt im Holunder
Jean-Claude Lin
Soldatengräber –
ein holländisches Kind
buchstabiert Illinois
Angelika Wienert
Tee und Gebäck …
frage wieder nicht,
woran Großmutter starb
Angelika Wienert
über drei Tische –
mein Blick zu ihr
geglückt
Gerd Börner
Umzug –
wie die leere Nische
nun hervorsticht
Luise Eilers
Via Appia
ich gehe zurück
in der Zeit
Dietmar Tauchner
Vollmond –
ein Spielzeugauto
parkt ein
Udo Wenzel
Vorwürfe…
ihre Antwort
Zigarettenrauch
Roswitha Erler
Vom 1. September bis zum 30. November 2006 gingen bei Haiku heute 393 Texte ein, nach einigen Zurücknahmen blieben 385 davon als Grundlage für die Herbst-Auswahl 2006. Diese wurden ohne Autorennamen an eine Jury geschickt, bestehend aus Wolfgang Beutke, Andrea D’Alessandro, Georges Hartmann und Ramona Linke. In einer ersten Auswahl vergab jeder dieser Vier allen Haiku, die für auswahlwürdig gehalten wurden, einen Punkt. Daraus wurde eine Rangfolge errechnet und die Haiku danach geordnet an die Jury zurückgeschickt. Einige Tage lang wurde diese Liste besprochen, dann erfolgte eine zweite Wertung, diesmal differenzierter, mit 1-3 Punkten für jedes Haiku. Aus der durchschnittlichen Punktezahl ergab sich eine zweite Rangliste. Diese wurde der Redaktion vorgelegt, die entschied, die ersten 30 Haiku als Vierteljahresauswahl zu veröffentlichen.
Anders als bei den bisherigen Monatsauswahlen wurden für diese Vierteljahresauswahl auch Texte aus dem Kreis der Juroren zugelassen. Für eigene Texte durfte aber nicht gestimmt werden, und sie durften in der Gesprächsrunde (dort waren alle Texte ohne Verfasserangaben) nicht positiv hervorgehoben werden. Die Gesprächsrunde wurde von Volker Friebel moderiert. Er hatte ein Auge darauf, dass diese Regelung zu den eigenen Texten beachtet wurde, und er kannte für Nachfragen etwa zu Ähnlichkeiten mit schon bekannten Haiku alle Autorennamen, deshalb hatte er selbst kein Stimmrecht.