Am Kopfende

Gerd Börner

 

Vater stand am Kopfende des Totenbettes und fuhr sich unentwegt mit der Hand durch sein schütteres Haar. Mit geröteten Augen starrte er auf das Unfassbare und versuchte Mutter recht derb wieder ins Leben, wieder zu sich zurückzuholen. Er strich ihr über die Augen, die Wangen, die Nase und den Hals. Mit den Händen versuchte der alte Mann den Tod zu begreifen.

„Sie lebt doch noch … Sie macht immer so zu mir…“, dabei ahmte er die vertrauten Lippenbewegungen nach, die er seit vielen Jahren beobachten konnte, wenn Mutter ihre Zähne herausgenommen hatte.

in die Tiefe sinken –
den Grund nicht finden
mit den Zehen

 

Ersteinstellung: 15.03.2007