David Cobb
English version
Sonnenschein –
auch ihn verteilt der Totengräber
mit der Messschnur
Ich kann mir so ungefähr ausrechnen, wo es sein wird. Nicht in der ‚alten Ecke‘ des Friedhofs in unserem Dorf, sondern dort oben auf dem Steilufer, das man in der sanft hügligen Essex eine ‚Klippe‘ nennt. Die Seite des Baches, wo die Kirche steht, lässt keine Bestattungen mehr zu.‘
Heutzutage – wenn die Zeit kommt, dass wir abberufen werden – müssen wir uns, wie bei einer Truppenübung, auf dem Plateau sammeln. Schätze nur, wie viele Jahre dir noch bleiben – multipliziere diese Zahl zuerst mit der durchschnittlichen Anzahl der Bestattungen im Jahr (fünf oder sechs) und dann noch mal mit sechs, der vorgeschriebenen Länge von sechs Fuß pro Grab. So kommst du auf die Zahl, die dir die Stelle zeigt – abgemessen mit Auge oder Stiefel – wo du im Weltall liegen wirst bis die Sonne explodiert.
Wie hastig!
Der Trauernde lässt sein Wasser
in die Kanne
Was mich betrifft – ich will nicht am Rand der Klippe taumeln, zumal der Platz dort reserviert ist für diejenigen, die nicht begraben werden wollen.
Einäscherung
das Hündchen steckt die Nase
überall rein
An sich ein guter Platz. Nicht, dass am Rand der Klippe die Sonne länger scheint, noch dass die Eichen und Eschen näher sind, in denen sich die Singvögel sammeln oder dass die Glocken besser zu hören sind, die bei einer Hochzeit läuten. Einfach nur, weil man dort eine gute Aussicht hat, wenn am Heilig Abend nahezu die ganze Dorfgemeinschaft zusammenkommt, um bei Kerzenlicht Weihnachtslieder zu singen. Die Leute gehen an den verwitterten Grabsteinen der ehemaligen Gutsherren vorbei, rutschen für eine kurze Zeit den glitschigen Grasweg entlang und stapfen über die Erde, in der ihre Vorfahren liegen.
Aber weiter entfernt vom Rand gibt es Kirschbäume um die Gräber herum.
Im Schatten
des blühenden Baumes
mein Schatten
Ersteinstellung auf Haiku heute: 10.09.2006
Englische Erstveröffentlichung in: David Cobb: Business in Eden,
Equinox Press, Sinodun (Großbritannien), 2006