Fragestellung von Volker Friebel
Bewertungen von Haiku orientieren sich offensichtlich zum einen am vermittelten Bild, zum anderen an der Sprache, in der dieses Bild ausgedrückt wird. Natürlich ist das auch bei anderen Literaturformen so. Das Haiku ist allerdings eine besonders bildbetonte Form. Das kann zu einer Vernachlässigung der Sprache führen. Vielleicht liegt es daran, dass das Haiku, wie oft behauptet, als Literaturform im deutschsprachigen Raum noch immer nicht sonderlich anerkannt ist. Aber ist diese Skepsis dann nicht auch gerechtfertigt? Gerade von japanischen Haiku wird gesagt, dass sie im Original kaum mehr als eine Zusammenstellung bildbetonter Wörter seien, aus denen sich der Leser das Gedicht erst selbst kreieren müsse. Im Deutschen mit seiner ausgeprägteren Sprachstruktur – liegen die Dinge da anders? Sollte deshalb in unserer Sprache auch mehr Wert auf die sprachliche Ausgestaltung von Haiku gelegt werden? Und mehr Wert bei der Beurteilung von Haiku auf diese literarische Ausgestaltung? Oder sollte im Gegenteil gerade die Andersartigkeit von Haiku gegenüber „normalen“ Gedichten betont werden, mit der Forderung, dem Leser weniger vorzugeben? Mit dem Hintergrund, dass das deutschsprachige Haiku bereits viel zu literarisiert, viel zu sehr an das Gedicht angepasst ist? Wie ist denn die Beziehung zwischen Haiku und „normalem“ Gedicht? Wie ist das Haiku in der deutschsprachigen Literaturlandschaft eingebettet? Wo sollte es sich einbetten, positionieren?
Eingegangene Beiträge
Eine Welt der schnellen Bilder: Angelika Wienert
Sprache und Bild im Haiku: Ruth Franke
Erster Schnee: Martina Khamphasith
Offenheit und Klarheit im Haiku: Ruth Franke
Redewendungen im Haiku: Martina Khamphasith
Maßhalten: Udo Wenzel
Ersteinstellung: 09.02.2004