Themen-Ausschreibung
Volker Friebel
Unter den April-Einsendungen 2004 gab es besonders viele Variationen schon bekannter Haiku. Die Frage stellte sich, wie man bei der Bewertung vorgehen soll. Vermutlich wird sich keine Faustregel finden lassen, aber eine Beschäftigung mit dieser Frage macht vielleicht sensibler für die Probleme.
Martina Sylvia Khamphasith: „Wiederholungen von Sujets und Variationen. Wiederholungen wird es immer geben, Variationen eines Gedanken auch. Aber ab wann ist es Gedankenklau?“
Jörg Rakowski: „Je wesentlicher ein Text wird, desto mehr entspringt er auch Situationen, die nahezu jeden Menschen berühren (Abschied, Wiedersehen usw.) und die er eventuell ähnlich formulieren würde. Wirklich ein Thema, um es von verschiedenen Seiten zu beleuchten.“
Im Japanischen sind Anspielungen auf frühere Haiku anscheinend nicht nur üblich, sondern werden besonders geschätzt. Bei uns legt man viel eher den Kopf schief und summt: „Alles nur geklaut“. Die Kürze des Haiku führt eben auch leicht zu Wiederholungen oder Ähnlichkeiten von Haiku. Dass damit dann auch gespielt oder provoziert wird, soll uns nicht wundern. Wie aber gehen wir als Leser oder Kritiker damit um? Ist es sinnreich, eine Varianten ähnlich tolerante Kultur wie im Japanischen zu schaffen oder sollten wir auch beim Haiku die strengeren Richtlinien für Originalität befolgen, wie sie sich in der abendländischen Kultur entwickelt haben?
Auf diese Ausschreibung eingegangene Beiträge:
Originalität im Haiku: Ruth Franke
Variationen, Zitate und Anspielungen im Haiku: Ingrid Kunschke
Zwei Paar Stelzen: Ingrid Kunschke
Autorenschaft im Haiku: Volker Friebel
Ersteinstellung: 17.05.2004