Haiku der Liebe

Buchvorstellung von Volker Friebel

Masami Ono-Feller (Hg) (2021): Haiku der Liebe. Japanische Kurzgedichte und Farbholzschnitte. Reclam, Ditzingen. Fester Einband, 128 Seiten, 16,00 €.

 

Ein schönes, gebundenes Buch, herausgegeben von Masami Ono-Feller, die bei Reclam schon einige andere Bücher zum Haiku, so das verdienstvolle „Haiku – Gedichte aus fünf Jahrhunderten“ veröffentlicht hat.

„Haiku der Liebe enthält 50 Haiku aus Japan mit dem Thema Liebe, manchmal in einem sehr weiten oder nicht gleich ins Auge fallenden Sinne. Alle Haiku stehen auf den ungeraden Buchseiten. Ihnen sind 50 Farbbilder gegenübergestellt, die die Haiku ergänzen, deuten und kontrastieren sollen, wie die Herausgeberin schreibt.

Jedes Haiku wird in japanischen Schriftzeichen, in lateinischer Umschrift und in deutscher Übersetzung vorgestellt. Darunter ist noch das jeweilige Jahreszeitenwort und die dazugehörende Jahreszeit aufgeführt. Das wirkt manchmal überflüssig – wenn etwa dem Jahreszeitenwort „Frühling“ der Frühling zugeordnet ist, bei anderen Wörter hilft es aber sehr und erweitert ein Horizont, auch wenn bei klassischen Haiku von Basho und Issa der Vermerk „ohne Jahreszeitenwort“ überrascht.

Das Autorenverzeichnis nennt die Lebensdaten und gibt jeweils einen Abriss zur Person. Ich lese so etwas ausgesprochen gerne, hilft es doch bei der Einordnung der Texte, und es fügt manchmal noch weitere Farben hinzu.

Das Nachwort von Masami Ono-Feller geht besonders ausführlich auf den Ursprung des Haiku aus dem Kettengedicht ein, thematisiert dabei aber vor allem die dem klassischen Kettengedicht, dem Kasen, vorgeschriebenen Liebesverse. Denn Liebe ist eben das Thema der vorliegenden Auswahl, Liebe allerdings kaum im erotischen, sondern in einem oft nur vage angedeuteten Sinne.

Die Haiku wie die Bilder stammen überwiegend aus der japanischen Vergangenheit. Einige sind allerdings auch von jüngeren Autoren und Künstlern. Zwar gefallen mir klassische japanische Malerei und Haiku gut, ich selbst habe vor bald 50 Jahren über eine solche Zusammenstellung erstmals Haiku kennengelernt und bin noch heute dankbar dafür. Dass die Herausgeberin aber auch neue Bilder und Haiku aufgenommen hat, finde ich ausgesprochen ermutigend. Schließlich ist das Haiku, auch wenn es schon eine lange Geschichte hinter sich hat, kein Museumsstück, sondern eine der lebendigsten Lyrikformen der Gegenwart.

Der Band eignet sich mit seiner wertigen Ausstattung, den Farbbildern und der ästhetisch schönen Haiku-Darstellung gut als Geschenkbuch.

 

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