Haiku zum Herbst – Gute Beispiele

Gelungene Haiku zum Herbst.

 

Allerheiligen
die Kürbisse erobern
den Heldenfriedhof

Cezar-Florin Ciobîcă

 

Apfelernte
die roten Wangen
des Enkelkindes

Hildegard Dohrendorf

 

kein bisschen suchen mehr
im gold der sonnenblumen
ankommen

Bernadette Duncan

 

Oktobersonne
das tiefe Orange
in seiner Stimme

Petra Fischer

 

Herbstmatsch.
Des toten Marders offenes
Maul.

Volker Friebel

 

fäden aus licht –
das zerrissene spinnennetz
im wind …

Ruth Guggenmos-Walter

 

eingekocht
das Grinsen
der Halloween-Kürbisse

Anke Holtz

 

Novemberland
ihren Schritten voraus
zwei Schatten

Angelika Holweger

 

oktobersonne
die jähe lust
schnee zu malen

Michaela Kiock

 

Dunkler Herbst-Abend.
Ein Hund bellt. Von Nachbars Klavier
fließt der Mondschein.

Rolf Klöcker

 

auf einmal
erhebt sich ein Feld –
Zugvogel-Zeit

Gérard Krebs

 

Die Dealer im Park
werden langsam sichtbarer.
Fallende Blätter.

Moritz Wulf Lange

 

letzte Trauben
wir teilen sie
mit den Amseln

Lisa F. Oesterheld

 

die hecke wird kahl
und die stimme des nachbarn
bekommt ein gesicht

Ludmilla Pettke

 

Es aus dem Herbstwind pflücken.
Schwerer noch
das Loslassen.

Dyrk-Olaf Schreiber

 

Novembernebel
die Welt ist geschrumpft
auf Bett und Sessel

Marie-Luise Schulze Frenking

 

trunkener Tag –
ins Tal hinab der Rinnstein
pflaumenblau

Angelica Seithe

 

jagdhörner im lärchenwald sonnentöne

Helga Stania

 

Kranichschreie
der beschwerliche Weg
in meinen Winter

Hubertus Thum

 

tiefe Herbststille
die vorrückenden Schreie
der Treiberkette

Klaus-Dieter Wirth

 

Alle Rechte liegen bei den Autoren, sie haben ihr Einverständnis für diese Publikation bei Haiku heute erteilt.

 

Weitere gute Beispiele von Haiku nach Themen:
Frühling | Sommer | Herbst | Winter | Feiertage und Kultur |
Liebe | Humor | Witz und Wortspiel | Kinder | Hoffnung und Ermutigung | Tiere | Leid und Trauer | Spiritualität und Meditation | Krieg und Frieden | Kritik | Ungewöhnliche Haiku

 

Als wichtigste Merkmale von Haiku gelten:

Kürze: Haiku werden meist in drei Zeilen gesetzt.

Gegenwärtigkeit: Haiku sind in der Gegenwart. Wenn andere Zeiten vorkommen, dann sind es Erinnerungen oder Zukunftsfantasien, die jemand in der Gegenwart hat.

Konkretheit: Haiku stellen ein Erleben konkret dar, sinnlich miterlebbar, sie reden nicht abstrakt über die Welt, sondern zeigen sie.

Offenheit: Nach dem Lesen sollte ein Nachhall, etwas Ungesagtes, offen Gelassenes bleiben.

Endreime und Überschriften gibt es im Haiku nicht.

 

Zu den Kriterien eines Haiku informiert ausführlicher die Seite Merkmale des Haiku.