Erster Schnee

Martina Sylvia Khamphasith

 

Beim Lesen von Winter-Haiku auf den Haiku-Seiten im Internet bin ich bestimmt schon zwanzigmal auf die Zeile ERSTER SCHNEE gestoßen. Ich kann es schon nicht mehr sehen! Ja, erster Schnee bezeichnet genau das, was es für den Autor war: Der erste Schnee dieses Winters. Bietet unsere Sprache aber nicht mehr, um das auch anders auszudrücken? Schadet diese Monotonie nicht eher dem Haiku? Wie kann man noch einen Haiku-Moment erleben, wenn man immer wieder das Gleiche liest?

Um klar und einfach formulieren zu können, muss man die Sprache mit all seinen Möglichkeiten beherrschen und nutzen. Es ist wichtig, nach mehreren Bildern zu suchen, die die Beobachtung, die man mitteilen möchte, auszudrücken vermögen und davon das treffendste auszuwählen.

Jede Sprache muss dabei die ihr eigenen Stilmittel nutzen, um den Haiku-Moment für den Leser unmittelbar nachvollziehbar zu machen. Man denke z.B. an die für das Deutsche typischen lautmalenden Verben (Onomatopoetika): donnern, klappern, klimpern, klirren, knacken, knallen, knirschen, knistern, krachen, plattern, prasseln, rascheln, rasseln, rattern, scheppern, tosen, wispern, zischen, zischeln etc.

Die Sprache ändert sich im Laufe der Jahrhunderte, Jahrzehnte, Jahre. Und sie ändert auch die Lyrik und damit das Haiku.

Keine Literatur benutzt, aber hier ein Literaturhinweis:

Jane Reichhold schlug in ihrem Artikel „Haiku Rules that Have Come and Gone“  (http://www.ahapoetry.com/haiku.htm) vor, dass jeder Autor sich seine Haiku-Regeln selbst zusammen stellen sollte und diese von Zeit zu Zeit zu wechseln. Reichhold bietet in ihrem Artikel 65 Regeln zur Auswahl …

 

Ersteinstellung: 14.02.2004