Ramona Linke
Von der kleinen Anhöhe aus schaue ich dem Abendnebel zu. Langsam kriecht er über den Fluss und legt sich streifenweise in den Auen nieder. Die Stare in den alten Bäumen sind jetzt leiser. Satt gepickt vom Birnenmus. Ab und zu hört man das Krächzen einer Krähe.
Es zieht an, würde Großmutter sagen. Ich spüre, wie die Kälte klammheimlich versucht, sich unter meinem Jackenstoff zu verstecken. Mich fröstelt.
Auf dem Heimweg schaukelt der halbe Mond im Gleichschritt neben mir her. Groß ist er, klar zu erkennen – auch seine Narben.
Da ist auch noch der Geruch von frisch gepflügter Erde und das Rascheln des Laubes unter manchen Schritten. Am wilden Liguster vorbei. Mir fällt auf, dass man morgens die Spinnenweben in den Sträuchern sehr viel besser erkennen kann. Dann schillern sie. Manchmal ähneln sie auch feinem Perlenschmuck oder dem fantastischen Bild in einem Kaleidoskop.
Bevor ich ins Haus gehe, schaue ich noch einmal zum Himmel.
Herbstabend –
der Duft reifer Äpfel
im Hausflur
Ersteinstellung: 05.11.2005