Pitt Büerken: Pättkesfahrt

Buchvorstellung von Volker Friebel

Pitt Büerken (2021): Pättkesfahrt. Kurzgedichte in japanischer Tradition auf Münsterländer Platt und Hochdeutsch. agenda Verlag, Münster. 99 Seiten, 14,90 €.

„Pättken“ ist ein Münsterländer Ausdruck für einen kleinen, einen schmalen Pfad.

Wenn ich richtig gezählt habe, sind es 79 Haiku sowohl in Münsterländer Platt als auch in Staatsdeutsch, immer eines in beiden Varianten auf einer Seite. Fünf Kapitel, die vier Jahreszeiten und ein vorangestelltes „allzeit“. Groß/Kleinschreibung ohne Satzzeichen, das erste Wort nur bei Hauptwörtern groß. Die beiden Sprachvarianten werden durch eine Zeichnung getrennt, auf jeder Doppelseite links ein Radler, rechts eine Radlerin, witzig gemacht, fast immer dieselben Zeichnungen von Liesel Tertilt. Ein Vorwort führt in das Haiku ein. Ein zuerst auf englisch im Online-Journal „failed haiku“ veröffentlichtes Haibun schildert wie der Autor über den Bedarf nach scharfen Messern auf das Haiku kam und bereitet die Leser auf die Verse vor.

Hier einige Beispiele.

Möwen in’n Sturm
dat Wief ächter’t Fenster singt
wiër dür Leed

Möwen im Sturm
die Frau hinter’m Fenster singt
wieder dieses Lied

de Wieser
van de Klock springt vörran
die Fleige naihet ut

der Zeiger
der Uhr springt vorwärts
die Fliege entkommt

vör de Husdüöre
’ne Wienbiärgsniëge läß
dat Muorgenblättken

vor der Haustür
eine Weinbergschnecke liest
die Morgenzeitung

Ich lese mich durch das Büchlein, versuche mich lächelnd an der mir fremden Mundart und denke nur gelegentlich darüber nach, ob das denn nun alles vor dem Auge eines Literaturkritikers bestehen kann. Die Schönheit der fremden Sprache bringt einen Reiz in die Verse, der das mich weniger Ansprechende wettmacht. Für Menschen aus dem Münsterland wird das noch mehr gelten, mir zumindest ist kein zweites Haikubuch auf Münsterländer Platt bekannt. Auf dem Umschlag heißt es „Gute Fahrt“. Die wünsche ich auch.