Federleicht

Buchbesprechung
von Volker Friebel

 

Pitt Büerken (2018): federleicht – feather light. 111 Haiku & Senryu. Kurzgedichte in japanischer Tradition. Verl: chiliverlag.

Ein kleinformatiges Buch, 11×17 cm, 132 Seiten, mit dann allerdings recht groß gedruckten Texten, oben auf der Seite ein Haiku auf deutsch, unten die englische Übersetzung, zwischendurch gelegentlich Illustrationen von Hanna Rut Neidhardt, ein Vorwort, hinten Angaben zu Autor und Illustratorin.
Viele der aufgenommenen Haiku sind schon auf verschiedenen Netzpräsenten oder in Anthologien veröffentlicht worden, dennoch kann ich mit manchen wenig anfangen. Zitieren möchte ich einige Perlen:

Glatteis
eine Laterne verneigt sich
vor 100 PS

Ist das ein Haiku? Es ist jedenfalls ein guter Text. Eigentlich, fällt mir wieder einmal auf, stelle ich mir die Frage: Haiku oder nicht, sowieso nur, wenn ich gegen einen Text irgendwelche Vorbehalte habe, die mir aber nicht so recht erklären kann. Ein gelungener Text dieser Kürze ist also in jedem Fall ein Haiku, heißt das wohl im Umkehrschluss.

Gut, gut, das ist wissenschaftlich überhaupt nicht korrekt. Und es gibt doch auch Aphorismen. Aber das Lachen korresponiert mit dem Lachen derer, die die Laterne sich verneigen sehen und hat so auch etwas von der Welt.

Was mir Freude beim Lesen macht, ist sicher auch subjektiv, und verstehen zu wollen, warum das eine mich packt und das andere nicht, womöglich vermessen.

Möwen im Sturm
die Frau hinter dem Fenster
singt wieder das Lied

auf dem Wochenmarkt
deine funkelnden Augen
hinter den Äpfeln

Videobeweis
er küsst definitiv
die Falsche

Nonnenkloster
sie und der Gekreuzigte
allein in der Zelle

Streuobstwiese
unter dem Fallobst
ein Römerkastell