Fastelovend

Angelika Wienert

 

Ein Gartenrestaurant in Miami, am Nachbartisch sitzen mehrere ältere Paare. Plötzlich spricht uns ein Mann an, sein Deutsch ist unverkennbar rheinisch gefärbt. „Es ist doch Karneval, Fastelovend. Da hält einen doch nichts, da muss man doch los! …“ „Will der Jung sich denn nicht verkleiden?“ Die Dame meint unseren fünfjährigen Sohn, der einen Hamburger aufklappt, wieder zuklappt.

Der Mann stimmt ein Lied an, andere singen oder summen sofort mit. „Wenn ich su an ming Heimat denke, un sin d`r Dom su vör mir ston … ich mööch zo Foß noh Kölle gonn …“

Sie waren nie mehr in Köln – danach.

Eine Frau kramt in ihrer Handtasche. „Das ist meine Schwester und das … Alle tot.“

Den Rhein sollen wir grüßen und …

Der Fluss ist jetzt ein anderer für uns.

Jüdische Gräber –
die Blumen
vom Wind gesät

 

Ersteinstellung: 15.03.2007