Erste Preis-Kategorie
ohne Reihenfolge
Abendläuten
ein Gleitschirmflieger
faltet den Tag
Friedrich Winzer
nächtliches Meer
das leise Gleiten
von Stern zu Stern
Petra Fischer
Vaters Heimkehr –
Nächte voll Heuduft und
wehender Sterne
Angelica Seithe
Laudatio von Dietmar Tauchner auf die ersten drei Kurzgedichte
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Friedrich Nietzsche (Also sprach Zarathustra)
Die Auswahl eines Jurors erfolgt nicht nach objektiven Kriterien, spiegelt nicht seine umfassende Kompetenz wider oder teilt in gute oder schlechte Texte auf, wovon einer der beste sein soll. Der Juror folgt seinen Sinnen, folgt dem Chaos, dem noch Ungeordneten, dem Kreativen, dem Überraschenden, dem Ungeborenen, erfüllt vielleicht mitunter einen Wahlspruch von Bashôs Shômon-Schule: „Folge dem Kreativen, dem Ursprünglichen.“
Und dies geschieht im Duft des Heus, umgarnt von Abendgeläut in der Raum-Zeit-Krümmung des bekannten Universums, und mild weht eine Brise Unendlichkeit von Stern zu Stern. Danke, dass ich die Texte lesen durfte.
Zweite Preis-Kategorie
ohne Reihenfolge
die buschwindröschen
ducken sich ins dürre laub
krieg in europa
Markus Kirchhofer
die kondensstreifen
der flugzeuge am himmel
meine gedichte
Markus Kirchhofer
Durch Felder streifen
Und wenn nur in Gedanken
Der Wind trägt Fenchel
Monika Seidel
gestrandet zwischen
Gualala und dem Mond
ein tiefer Seufzer
(Gualala war der Wohnort der Reichholds in Kalifornien)
Beate Conrad
ihre Lippen
aufgespritzt
der Schmerz
Matthias Gysel
nach dem Gewitter
die Amsel
unplugged
Gabriele Hartmann
Perseidennacht
die ungesungenen Lieder
tief in uns
Petra Fischer
Es gingen 186 Texte von 97 Autoren ein.
Die Auswahl traf Dietmar Tauchner ohne Kenntnis der Autorennamen. Die Koordination leistete Volker Friebel.
Den Preisträgern unsere Glückwünsche, auch allen anderen Dank für ihre Mitarbeit.
Die Haiku sind von Dietmar Tauchner innerhalb der beiden Preis-Kategorien ohne Reihenfolge ausgewählt, stehen also nebeneinander. Hier sind sie alphabetisch untereinander gesetzt.
Die Ausschreibung
Die folgende Ausschreibung lag dem Haiku-Preis 2022 zu Grunde:
Haiku heute schreibt das vierte Jahr einen Haiku-Preis aus.
Modalitäten: Die Teilnahme ist frei. Jeder Autor kann ab sofort bis einschließlich 31.07.2022 bis zu zwei eigene Haiku in deutscher Sprache einreichen, die bisher nicht öffentlich geworden sind. Diese sollten bis zum 30.09.2022, dem Abschluss der Auswahl, nirgendwo veröffentlicht werden. Das Thema der Texte ist frei. Ein Haiku sollte aus möglichst nicht mehr als drei Zeilen und möglichst nicht mehr als 17 Silben bestehen. Die Haiku können nur online auf dem für den Haiku-Preis vorgesehenen Formular eingereicht werden. Das finden Sie unter diesem Text. Falls die Haiku nicht von der einreichenden Person stammen, muss der Einreicher zuvor die Erlaubnis des Autors eingeholt haben und das im Formular bestätigen. Falls eine Person mehr als zwei Haiku einreicht, werden nur die beiden zuletzt eingereichten berücksichtigt.
Rechte: Die Rechte an allen Haiku bleiben bei ihren Autoren. Bei ausgewählten Haiku nimmt Haiku heute die nicht-exklusiven Veröffentlichungsrechte von Haiku und Autorenname für seine Seiten in Anspruch sowie für einen Bericht zum Haiku-Preis, der auch an anderen Stellen und in anderen Medien erscheinen oder nachveröffentlicht werden kann, sowie für das Haiku-Jahrbuch. Die Autoren von ausgewählten Haiku können ihre Texte nach Veröffentlichung des Ergebnisses weiterhin frei verwenden.
Auswahl der Haiku: Die Auswahl trifft Dietmar Tauchner, einer der bekanntesten deutschsprachigen Haiku-Autoren. Hier geht es zu seiner Netzpräsenz bregengemme
Gewinn: Die Bestplatzierten erhalten Zertifikate ihres Abschneidens. Einen materiellen Gewinn gibt es nicht.
Koordination: Die eingereichten Haiku sammelt Volker Friebel, der selbst keine Haiku einreicht
Widmung: Der Haiku-Preis bietet Gelegenheit, auf Personen in der Haiku-Dichtung besonders hinzuweisen. Im Jahr 2022 ist der Haiku-Preis Jane Reichhold (1937-2016) und Werner Reichhold (1925-2017) gewidmet. Selbst herausragende und einflussreiche Autoren, fanden in ihrem Netz-Journal deutschsprachige Dichter immer eine offene Tür. Jane Reichhold hatte in Deutschland studiert, auch einen deutschsprachigen Haiku-Band veröffentlicht, Werner Reichhold war eigentlich Künstler aus Berlin, wandte sich aber auch mit höchst eigenwilligen Schöpfungen dem Gedicht zu. 1987 zog das Paar nach Kalifornien. Ihre Netzpräsenz ist online: https://www.ahapoetry.com/
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