Haiku-Jahrbuch 2020 – Nebelland




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Merkmale von Haiku1

Kürze: Haiku werden meist in drei Zeilen gesetzt.

Gegenwärtigkeit: Haiku sind in der Gegenwart. Wenn andere Zeiten vorkommen, dann sind es Erinnerungen oder Zukunftsfantasien, die jemand in der Gegenwart hat.

Konkretheit: Haiku stellen Sachverhalte oder Erlebtes konkret dar, sinnlich miterlebbar.

Externe Orientierung: Haiku beschäftigen sich fast immer mit der äußeren Welt, weniger mit den Vorstellungen des Dichters.

Offenheit: Nach dem Lesen sollte ein Nachhall, etwas Ungesagtes, offen Gelassenes bleiben.

Endreime und Überschriften gibt es nicht.

1Nach: Volker Friebel (2019): Das Haiku. Grundwissen – Vertiefungen – der Horizont. Edition Blaue Felder.

Haiku heute ist ein Projekt zur Förderung des deutschsprachigen Kurzgedichts. Die Netzpräsenz www.Haiku-heute.de erstellt aus den dort eingereichten Texten Monatsauswahlen. Die Jahrbücher versammeln davon die interessantesten Haiku jedes Jahres, ergänzt durch nur für das Jahrbuch eingereichte Haiku und weitere Texte.

Edition Blaue Felder, Volker Friebel,
Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)
www.Volker-Friebel.de

Redaktion, Gestaltung, Foto: Volker Friebel
Veröffentlichung: Juni 2021

Das Titel-Foto zeigt Windmühlen am Rand der Lasithi-Hochebene auf Kreta.

Alle Rechte liegen bei den Autoren.


Inhalt

Vorwort

Haiku-Verständnis
Nebeneinander
Griff nach dem Wind
Durch den Spiegel

Haiku

Tan-Renga

Das Haiku-Jahr
Bücher
Das Netz
Nachbemerkung

Autoren
Edition Blaue Felder


Vorwort

Seit etwa hundert Jahren werden in den deutschsprachigen Ländern und in vielen anderen Sprachen der Welt Haiku geschrieben, Kurzgedichte einer besonderen Art. Nach unsicheren Anfängen hat das Haiku auch bei uns seinen Platz in der Dichtung gefunden.

Schon in Japan, seinem Ursprungsland, erlebte das Haiku über die Jahrhunderte immer wieder Phasen des Aufbruchs und der Stagnation, auch des Niedergangs und erneuten Aufbruchs. Die Art in der Welt zu sein, verändert sich über die Zeit – und sie unterscheidet sich zwischen den Menschen und Kulturen. Dichtung folgt diesen Veränderungen und Unterschieden, beeinflusst sie vielleicht sogar ein wenig, und zeigt darunter die Grundtöne auf, die alle Menschen und Kulturen verbinden und die eine Verständigung zwischen ihnen überhaupt erst möglich machen.

Nach einer starken Orientierung an japanischer Ästhetik, vor allem einer Orientierung an einzelnen Regeln der Form, des Jahreszeitenworts und der allerdings missverstandenen 17 Silben, arbeiten viele deutschsprachige Haiku-Dichter auch mit Herangehensweisen moderner europäischer Lyrik. Ob es gelingt, den dichterischen Kern des Haiku dadurch zu bereichern oder ob die Aufnahme europäischer Dichtprinzipien das Haiku verwässert, wird sich zeigen.

Voraussichtlich wird beides geschehen, wie immer vieles gleichzeitig und nebeneinander geschieht, und es wird an uns selbst liegen, welche Strömung wir unterstützen, wo wir zu Hause sein wollen.

Dieses Jahrbuch möchte dokumentieren. Kriterium für die Aufnahme von Haiku aus den vielen tausend erschienenen und eingereichten Texten ist also weder das Erfüllen noch das Brechen von einzelnen Regeln der Form, sondern alleine die literarische Qualität – soweit sie denn ein Herausgeber zu erkennen vermag.

Drei Haiku-Besprechungen eröffnen das Jahrbuch. Sie wollen für diese Gedichtform und ihre besonderen Anforderungen und Möglichkeiten sensibilisieren. In ihnen wird auch auf die Regeln der Haiku-Dichtung eingegangen1.

Über Regeln lässt sich streiten. Für jede Form von Literatur aber gilt: Ein Text muss seine Leser berühren können. Als gute Beispiele dafür präsentieren sich nach den Besprechungen 637 Haiku von 123 Autoren sowie neun Tan-Renga (zweigliedrige Kettengedichte).

Viele dieser Texte wurden 2020 in den verschiedenen Publikationsmöglichkeiten zum Haiku veröffentlicht (siehe Kapitel „Das Haiku-Jahr“), viele erblicken mit diesem Buch erstmals das Licht der Öffentlichkeit.

Alle Texte wurden durch Volker Friebel ausgewählt, kritisch unterstützt durch Elisabeth Menrad. Alle Prosa ohne Verfasserangabe stammt von Volker Friebel.

Das Haiku-Jahrbuch erscheint seit 2003. Die Zahl der Haiku und ihrer Autoren ist in dieser Zeit deutlich gewachsen2. Das lässt hoffen, dass das Haiku, dass Lyrik überhaupt, doch nicht so unzeitgemäß ist, wie man manchmal unken könnte. Vielleicht weil die Beschäftigung mit Dichtung hinter allen Börsen und Bilanzen das Herz nährt.


Haiku-Verständnis

Die Merkmale von Haiku sind Kürze, Gegenwärtigkeit, Konkretheit, externe Orientierung, Offenheit (siehe Seite 2). Sie erschließen sich am besten durch gute Beispiele. Die folgenden Besprechungen gelungener Haiku stellen einiges von dem heraus, worauf es beim Haiku ankommt – und was sich aus Regeln und dem Spiel mit ihnen machen lässt.


Nebeneinander

waldwiese
lausche mit einem käfer
dem mond3

Das Haiku von Michaela Kiock gliedert sich klar in zwei Teile, „waldwiese“ gibt Ort und Grundstimmung vor, „lausche mit einem käfer dem mond“ konkretisiert die Situation durch die Einführung von zwei Subjekten, die Lauschende und den Käfer, und taucht das Bild in den Zauber des Mondlichts.

An diesem Text lässt sich gut wahrnehmen, wie wichtig es bei solch einem kurzem Gedicht wie dem Haiku ist, nicht nur eine Situation zu beschreiben, sondern in etwas davon sehr konkret und vielleicht auch ungewöhnlich zu werden.

waldwiese / ich lausche dem mond“ wäre durchaus bereits ein Haiku, und es hätte auch etwas Besonderes, durch die Setzung von „lausche“ statt „betrachte“, wie es eigentlich zu erwarten wäre. Wir hören das Licht des Mondes nicht. Oder wir hören es, aber nicht mit den Ohren. Es entsteht in uns beim Lesen des Wortes „lausche“, wenn wir unwillkürlich selbst stiller werden. Wir hören die kleinen Geräusche der Stille. Und es entsteht etwas in uns, wir imaginieren die Atmosphäre dieser silberüberfluteten Waldwiese, so dass das Wort „lausche“ tatsächlich angebrachter als unser übliches Sehen ist, da lauschen eher mit Aufmerksamkeit und mit Stille assoziiert wird.

Das ganz Besondere dieses Haiku aber ist der Käfer, der zwischen diesen wenigen Worten, zwischen Waldwiese und Mond, ganz groß wird. Die Autorin setzt sich im Text nicht über, sondern neben ihn, das macht ihn größer und sie selbst kleiner – verstärkt noch durch Weglassen des Wortes „ich“.

Weglassen von selbstverständlichen Wörtern wie hier „ich“, ist im Haiku eine kitzlige Angelegenheit. Einerseits sollen die Worte sparsam gesetzt sein. Lassen wir zu viel weg, weil der Leser sie ergänzen kann, führt das aber oft zu einem wenig poetischen Telegramm-Stil.

So viel wie möglich streichen, ja – aber sehr genau achtgeben, was eine Streichung nicht nur mit dem Inhalt, sondern auch mit der Atmosphäre und der Sprache des Haiku macht. Und das heißt dann oft, lieber nicht so viel streichen wie möglich wäre.

Hier allerdings passt die Streichung des „ich“ gut zur Zurücknahme der eigenen Person durch den auf gleicher Höhe mit der Autorin gesetzten Käfer.

Lauschen Käfer dem Mond? Die Welt, in der wir leben, in der wir denken, fühlen, handeln, zu Hause sind, ist nicht die physikalische Welt, sondern eine von uns imaginierte – die allerdings physikalische Grundlagen hat. In der physikalischen Welt gibt es keine Geräusche, da gibt es Schallwellen. Die Sinneszellen unseres Ohres setzen diese in elektrische Impulse um, die Nervenzellen unseres Gehirns imaginieren aus diesen elektrischen Impulsen Töne.

In unserer imaginierten Welt lauscht ein Käfer dem Mond, wenn wir ihn im Mondlicht sehen, das Köpfchen leicht erhoben, regungslos still, bis auf die feinen Bewegungen seiner Fühler. Er lauscht, wenn wir es uns vorstellen. Wir selbst lauschen dem Mondlicht, wenn wir den lauschenden Käfer sehen oder ihn uns im Mondlicht der Waldwiese vorstellen.

Der Mond, der sich mir zeigt, wenn nichts anderes geschrieben steht, ist der Vollmond. Das Runde ist ein Symbol für Vollkommenheit. Das Haiku richtet sich über den Käfer an uns Menschen, es bringt uns in seine Position und macht uns die Welt dadurch groß und vollkommen.


Griff nach dem Wind

sturmnacht
der griff des säuglings
nach dem wind4

Das Haiku von Tobias Krissel gibt mit „sturmnacht“ zuerst Situation und Atmosphäre vor, die Verse 2 und 3 lassen den Text dann mit dem Griff des Säuglings nach dem Wind konkret und lebendig werden.

Das Bild ist sehr anschaulich und eindrücklich – ein ganz junges Kind, auf dem Rücken liegend, eine kleine Hand, die nach oben greift, wo nichts ist, was man festhalten kann, wie wir Erwachsenen wissen, wo das Kind aber etwas spürt, das seine Haut und seine Haare berührt, auf das es neugierig ist, mit dem es spielen möchte, das es jedenfalls noch deutlicher spüren will, mit dem es interagieren will.

Erst beim erneuten Lesen des Haiku frage ich mich, wo das Kind sein mag, dass es den Wind einer Sturmnacht spürt. Vielleicht liegt es doch nicht auf dem Rücken, sondern die Eltern sind auf den Balkon oder auf die Veranda getreten, mit dem Kind im Arm, um den Sturm in den Bäumen zu betrachten – als ihnen ihr Kind auffällt, wie es lacht und den unbekannten Freund zu greifen versucht.

Man kann darüber nachdenken, wie es kommt, dass im Deutschen die vorhandenen eigenen Wörter für Kleinkinder kaum mehr verwendet werden und fast ganz durch „Baby“ ersetzt wurden, als seien in unserer Kultur Kinder so fremd geworden, dass ein Fremdwort für sie tatsächlich besser passt. Ersetze ich in diesem Text allerdings „Säugling“ durch „Baby“, verliert das Haiku für mich. Umgekehrt gesagt: Ersetze ich das gewohnte „Baby“ durch „Säugling“, gewinnt es.

Das liegt nicht an einer japanischen Regel, die besagt, dass in Haiku nur japanische Wörter, keine chinesischen, verwendet werden sollen, übertragen auf uns also: keine Fremdwörter. Der Grund dieser Regel dürfte darin liegen, dass Sprache fast immer lebendiger und konkreter wirkt, wenn statt Fremdwörtern gewachsene Sprache zum Einsatz kommt (die auch fremdsprachliche Wurzeln haben kann). Manchmal, wenn kein sinneshaft-konkreter, sondern ein intellektueller Eindruck erzielt werden soll, ist eben doch die Verwendung von Fremdwörtern günstiger.

In diesem Haiku allerdings nicht. Vielleicht weil der Begriff Säugling etwas Urtümliches der Beziehung zwischen Mutter und Kind betont und damit weit besser mit der „Sturmnacht“ korrespondiert, als das etwas blassere Wort „Baby“.

Eine weitere Regel beim Haiku möchte, dass keine doppelten oder zu ähnlichen Begriffe vorkommen. Hier haben wir „Sturm“ und „Wind“. Vielleicht tobt ringsum Sturm, hörbar oben, in den Wipfeln der Bäume. Und das Setzen von „Wind“ weist darauf hin, dass sich der Säugling in einem geschützten Bereich befindet, wo er zwar etwas vom Aufruhr des Himmels mitbekommt, aber nur noch als Wind. So macht die Abstufung der Wörter Sinn.

Das Haiku fasziniert mich aber nicht nur durch die sensibel eingesetzte Sprache, sondern weil es eine Seinsauffassung zeigt, die nicht die unsere ist, aber doch auch unsere war, aus der wir herausgewachsen sind, durch Erfahrung, durch viele leere Griffe in den Wind, eine Seinsauffassung, in der die ganze Welt lebendig ist und wir wie mit Freunden auch mit den Tieren sein können, den Pflanzen, dem Wasser, den Bergen, den Wolken, dem Wind.

Das ist sehr fern unserer Welt der Verschmutzungsrechte und Schadstoffbepreisungen, die vorgibt, Natur schützen zu wollen, aber zunächst noch ein weiteres Geschäft mit ihr machen will, zu ihrem Besten natürlich, und uns damit noch weiter von ihr entfernt.

Das Haiku löst in mir eine Wehmut aus, weil wir aus unserer vernünftigen Welt der Börsen und Bilanzen nicht in die Natur zurück können, jedenfalls nicht so, wie dieses Kind dort ist, auch wenn unsere Weltanschauung in manchen existenziellen Punkten unter die Weltsicht eines Säuglings zurückfällt.

Das Haiku erinnert uns daran, dass eine andere Weltsicht möglich ist, indem es zeigt, dass sie existiert. Das ist Kunst. Zu entwickeln, wie wir unsere Sicht der Welt verändern sollten, um in ihr dauerhaft leben zu können, wäre Aufgabe der Wissenschaft. Aber ich habe den Eindruck, dass Wissenschaft stattdessen fast ganz mit der Optimierung des Bestehenden beschäftigt und zufrieden ist.

Weshalb lese ich Lyrik? Um mich anzuregen, um neue Sichtweisen kennenzulernen, um das Bekannte unter anderen Aspekten neu zu erleben, um die selbstverständlich gewordene Schönheit und Tiefe der Welt neu zu erfahren. Wenn ein Haiku das leistet, ist es gelungen.


Durch den Spiegel

Durch den Spiegel
schaut sie ihn an
den Pfleger der sie wäscht5

Dieses Haiku von Marianne Kunz enthält kein Jahreszeitenwort, es bietet nur ein einziges Bild, nicht zwei Bilder mit einem Spannungsverhältnis wie die meisten gelungenen Haiku, es ist sprachlich nicht besonders elegant oder geschmeidig formuliert. Dennoch halte ich den Text für ein außerordentlich gelungenes Haiku.

Denn Dichtung besteht nicht einfach darin, Regeln zu erfüllen und abzuhaken. Dichtung will Augen öffnen, will dem, der sich in sie hineinbegibt, erst dem Autor, dann dem Leser, die bekannte Welt neu zeigen. Wo Dichtung das schafft, ist sie gelungen, auch wenn sie Regeln bricht und Erwartungen nicht erfüllt. Wo sie das nicht schafft, wo sie in konventionellen Sichtweisen bleibt, sollte sie allerdings Regeln der Form und Erwartungen des Lesers an Ästhetik erfüllen, um wenigstens darin erfreuen zu können.

Das Haiku von Marianne Kunz ist keine leichte Unterhaltung. Sein Blick in den Spiegel zeigt eine Situation, die niemand gern sehen möchte: eine Frau, die von einem Pfleger gewaschen wird.

Das Haiku bleibt bei der bloßen Beobachtung. Die Vorerfahrungen und Vorstellungen des Lesers malen am Text. Die typische Situation, die sich bei mir sofort einstellt, ist das Altersheim. Die Frau ist alt, der Pfleger jung. Das steht nicht im Text, der Text bleibt dafür offen. Typische Situationen müssen im Haiku, müssen generell in der Dichtung, nicht in Einzelheiten gezeichnet werden, ganz wenige Pinselstriche genügen, der Leser ergänzt.

Trotz des Klischees, das dabei entsteht, ist das Haiku alles andere als klischeehaft, denn in diesem Blick, der durch die Worte „Spiegel“ und „schaut“ aus der Situation stark herausgehoben wird, liegt eine ganze Welt des Erlebens. Der Versuch, die Situation genau zu schildern, würde das Haiku schwächen. Die Autorin setzt den Rohbau, das Ergänzen und Erleben überlässt sie dem Leser. Das ist die Offenheit von Haiku, die aber nicht einfach Beliebigkeit der Deutung eines Textes meint. Ein guter Text ist offen, aber keineswegs vage oder vieldeutig, nicht in seinem Gehalt.

Ich spüre die Scham der alten Frau in ihrem Blick, spüre ihre Verzweiflung darüber, wie ihr nach und nach das Leben entgleitet, nun sogar schon der eigene Körper, für den sie nicht mehr selbst sorgen kann, dessen Pflege sie anderen überlassen muss – und wem, sie, die alte Frau? Einem Mann, einem jungen Mann.

Der Pfleger wäscht die Frau vor dem Spiegel. Die Situation ist intim – aber die Frau kommt in ihrem Empfinden als das, was sie ein Leben lang war, eben als Frau, für diesen Mann nicht in Betracht. Vielleicht ekelt er sich sogar vor ihr, ihrem Alter, der faltigen Haut, ihrem Unvermögen zur Hygiene, ihrem Geruch – aber das Verlangen der Frau ist immer noch da, es betrachtet den Pfleger in diesem Spiegel.

Das Haiku gibt all diese Betrachtungen her. Sie stehen nicht drin. Sie sind im Text lediglich angelegt. Mehr muss nicht sein. Mehr sollte nicht sein. Jemand anders, mit anderen Vorerfahrungen und Grundeinstellungen als ich, wird mit den gesetzten Wörtern anderes assoziieren.

Die Kunst dieses Textes besteht in der hohen Sensibilität seiner Wahrnehmung, die sich genau auf das beschränkt, was nötig ist, und damit eine Welt eröffnet, die niemand sehen will, die aber zu unserer gemeinsamen Welt gehört. Was genau wir daraus machen, hängt eben von uns selbst ab. Wir erst, die Leser, erkunden mit unseren verschiedenen Vorerfahrungen und Assoziationen die Möglichkeiten, die ein Text eröffnet.

Dichtung muss sich nicht immer mit den Abgründen beschäftigen oder gesellschaftliche Themen aufgreifen. Dichtung kann auch einfach schön sein, erfreuen, ein gutes Gefühl erzeugen, indem sie Harmonie herstellt und uns mit der Welt freundlich verbindet. Das ist ein starkes Bedürfnis des Menschen und eines, das nicht nur in unserer Zeit viel zu wenig erfüllt wird. Die Welt schöner zu machen heißt auch, die Welt besser zu machen.

Auch Schönheit ist wahr, und wir sind ein Teil von ihr. Wahr sind die Blüten im Mai – und wahr ist das Blütenblatt im Wind. Wahr ist der Kuss, und wahr ist der Tod. Alles kann und sollte Thema von Dichtung sein. Alles zusammen bildet unsere Welt. Jedes einzelne schöne Haiku kann wahr sein und schön. Aber eine Sammlung, in der nur schöne Haiku stehen, ist nicht wahr, sondern schlecht.

Die Situation im Haiku von Marianne Kunz ist zeitlos. Dass ein Jahreszeitenwort fehlt, weist hart darauf hin. Man könnte durchaus eines setzen, eine Vase mit Frühlingsblumen böte sich an oder ein Blütenblatt im Haar des Pflegers.

Wie gut, dass es fehlt! Der Blick in den Spiegel bleibt ohne es unverstellt.


Haiku

 


Iwa Antonow


Ähren lesen,
den ganzen Sommer
im strohblonden Haar

Kreistanz –
unsere weit geöffneten Arme.
Die Streife auf Abstand.

Sonnenbaden.
Das Guckloch im Zaun
zwinkert.

 


Marita Bagdahn

Kontaktverbote
er tanzt
mit dem Staubsauger

Mittagshitze
in die trägen Gedanken
taumelt ein Falter

 


Christa Beau

Kontaktsperre
nur der Frühlingswind
berührt mich

Ausgangssperre
der Versuch mit Tusche
Stille zu malen

nach dem Arztgespräch
die Gartenblumen
ohne Duft

Sommernacht
das leere Bett neben mir
voll Mondlicht

noch frisch das Grab
auf den Wangen
Wimperntusche

am Grab
zwischen duftende Rosen
fallen Kastanien

erster Schnee
das Glitzern der kalten Sterne
auf dem Grab

 


Winfried Benkel

Geburtstag
das Gewicht
der fehlenden Worte

 


Silke Berke

Rendezvous im Herbst
Jahrmarkt der Eitelkeiten
Auf Blumen schießen

 


Martin Berner

Grasmückenlied
sie stellt
die Rollstuhlbremsen fest

Todesnachricht
der Star in der Felsenbirne
sieht ihn lange an

aus dem letzten Brief
der Freundin
eine Schwalbe falten

Schach
die Enkelin bedroht den König
mit der Burg

zweiter Schultag
sie steckt ein Bild ein für Can
der so böse schaut

Kunst des Alterns
im Schaufenster
grantelnd schleckt er sein Eis

sie kämmt sich
mit Sorgfalt
heute kommt Bofrost

Zoom-Chorprobe
wie viele Bücher
alle haben

Advent
sie wählt Sympathy for the devil
als Klingelton

Spätwintersonne
er verbrennt
die angefangenen Briefe

 


Wolfgang Beutke

Landregen …
das Prasseln der Eicheln
noch im Traum
Lidwina Bilgerig

Nebeltag
nur das Krächzen
der Krähen

Ahornblätter
welch ein Tanzen
im Fallen

am Grab
hockt eine Amsel auf
wir vermissen dich

Ich komme in den Garten
und schon bin ich
verloren

 


Christof Blumentrath

Gazzetta del Sud
ein Wind vom nahen Meer
blättert zum Sportteil

am Krankenbett
Großmutter operiert
den alten Teddy

Schwarzwälder Kirsch
wie sie tratschen
die kleinen Spatzen

im Opernglas
die feuchte Zungenspitze
der ersten Geige

Cello Suite
mit der linken Hand spielt
ein Sonnenstrahl

auch fünfzig ist nur eine Zahl rote Rosen

klackende Jetons
im Gewitter der Farben
ein blasses Gesicht

B2, Innere
allein – mit dem Muster
des Linoleums

tanzender Staub
die Stille des alten
Bandoneons

 


Gerd Börner

wilde Akazien –
wir fangen die Blüten
aus dem Wind

im Treppenhaus –
nach dem letzten Kuss
schleicht der Morgen herein

Herbstabend –
Stare tanzen nach den Klängen
des Himmels

arbeitslos –
hinter Gardinen
auf die Straße sehen

Hohe Kiefern –
die Pinselspitze eilt
bis in die Kronen

windstille See –
leise schmatzen die Wellen
dehnen die Zeit

im Abendwind
das erste Lied der Amsel –
gerötete Augen

schlaflos
Meeresrauschen bauscht
die Gardinen

Herbstlaub raschelt –
jetzt erst spüre ich den Wind
in den Augen

Schwarzmond –
ich rede mit ihm
über sein Licht

 


Elke Bonacker

Abstandsregel
unsere Küsse
aus Schaum und Schokolade

 


Adrian Bouter

ferne Liebe
der Duft von Äpfeln
im Wind

der Blick des Hundes
beim Ticken des Gehstocks …
bewölkter Tag

Weltnachrichten
sie nährt das Baby
an ihrer Brust

forever young …
die klapprige Leiter
zu den Sternen

geschlossene Kirche
wo das Wort wohnte
ein Schwalbennest

Hafen
ein Wechsel im Wind
entfaltet Möwen

alte Schreibmaschine
in der Stille des Morgens
die Arbeit des Spechts

mich verlierend finde ich dieses Gedicht

hungriger Regen …
vergebens die Suche
nach Keksen

platter Reifen
so viel Luft
um mein Fahrrad

 

 


Claudia Brefeld

… wieder spät
das leise Surren
der Nähmaschine

Am Fluss
die zerrissenen Teile
meines Mondes

Schneeschmelze
in ihren Bewegungen
schon Frühling

 


Brigitte ten Brink

Großvaters Taschenuhr
immer wieder vergisst
sie die Zeit

zunehmender Mond
mein Enkel wünscht sich
ein Geschwisterchen

 


Ralf Bröker

im Chesterfield-Sessel der Geruch eines Sechzehnjährigen

Mittsommernacht
beim letzten Bier spricht er
von Krebs

iPhone-Abend meine Umwelt unscharf

ins Krankenhaus
hänge Meisenknödel
auf Vorrat auf

 


Heiner Brückner

Am Tassenrand
die roten Kusslippen
Der Kaffee kalt

Gefüllt mit Regen
der Fischerkahn auf dem Sand
glüht in der Hitze

Teichrosenblätter
beben im Karpfenteich.
Dein Kussmund.

 


Yann Brunotte

Draußen der Regen.
Die Katze auf dem Sofa
muss etwas rücken.

 


Stefanie Bucifal

Fischmarkt
Makrelen, verschwommen
im Morgennebel

Kastanien
in meiner Hand
der Atem des Rehs

Klostermorgen
die Gedanken schärfen
am ersten Licht

U-Bahn-Waggon
der Schweiß der anderen
mischt sich mit deinem

Strand
aus dem großen Schatten
löst sich ein kleiner

vor der Ankunft der Boote
schläfrig noch
liegt die Insel im Blau

Erinnerungen –
fielen Blüten auf mich
oder Schnee

alle Haiku geschrieben
doch dann –
dieses Licht

 


Pitt Büerken

ein Buch
vom Flohmarkt
der Liebesbrief gratis

am Geländer
der Brücke unser Schloss
die früheren auch

Boulespiel
das Klackern der Kugeln
bis tief in die Nacht

der Fahrkartenautomat
es fehlt ihm gänzlich
an Empathie

 


Gabi Buschmann

Herbstspaziergang –
ein alter Mann sammelt den Glanz
der Kastanien

Zwiegespräch
auf Vaters Grabstein landet
ein Rotkehlchen

alter Friedhof
aus der Flanke des Bronze-Jesus
fliegt ein Spatz

 


Ingo Cesaro

Abstandsregelung.
Endlich Platz auf den Stühlen –
für tote Freunde.

Als lachte der Mond.
Zu viel Wein getrunken. Voll –
in den Schmutz gestürzt.

 


Cezar-Florin Ciobîcă

Sonnenblume
der gelbe Klang
deiner Lüge

aufgehender Mond
die gebrechlichen Beine
des Lämmchens

große Hitze
die Schaufensterpuppen
ohne Kleider

Hauptverkehrszeit
die Heiligen Drei Könige
an der Ampel

Selbstisolation
jeden Tag schneide ich
den alten Bonsai

Pandemie
der Weihnachtsmann liest
die neuen Gesetze

krächzende Krähen
in meinem Traumtagebuch
einige Fehler

 



Silvio Colditz

das Auge der Taube
du wendest es
mit jeder Bewegung

 


Beate Conrad

Milde Frühlingsnacht –
eine Krankenschwester
nimmt ihre Maske ab.

Wartend am Ufer
nichts als der kalte Himmel
im Blick des Fährmanns.

Aufgehender Mond.
Für das Kind seinen Daumen
und ein Wiegenlied.

Jemand, der ich war
wurde jemand, der ich bin –
Jahreswechsel

Zurückgeblieben
am Gleis kalte Nebelnacht
und ein Kinderschuh.

Erste Pfingstrose
eine Wasserdampfwolke
steigt aus dem Kühlturm

Cape Canaveral –
ein Albatrosjunges nimmt
Anlauf ins All

Am Ende des Schnellzugs Herbstwind

Frisch aufgeschlagen
zwei Tassen Matcha
entfalten die Zeit

Ein Stückchen Leinwand
das geschmierte Thunfischbrot.
Wind die ganze Nacht.

Im Schatten der Lüge Lavendelduft

Jugendliebe …
in der Jukebox die Platte
mit unserm Lied klemmt.

Leichenwagen …
auf seiner Windschutzscheibe
ein Stück vom Himmel.

Zurückgeblieben
im Lärm ziehender Gänse
ein leerer Himmel

Oktoberabend –
vor der Leinwand sitzt
der Künstler und gähnt.

Erster Schnee
der Künstler tauft
sein Gemälde

 


Zorka Čordašević

Morgendämmerung
vor den Jägern
rennen Hirsche durch den Tau

Alter Mann
redet mit sich selbst
staubiger Weg

Schwalben unter dem Dach
ihr Zwitschern
gegen meine Einsamkeit

Abenddämmerung
an der gefrorenen Pfütze
die Wildente

Pferde rennen
ihre Hufe
schlagen Funken

 


Maya Daneva

Schweizer Alpensee
zwei blinde Kinder halten ihre Hände
Sonnenuntergang

Hospizbesuch
Mama sagt mir
wie alt der Wind ist

Abschiedsnachricht
meine Eltern schicken ihr letztes Selfie
aus Zürich

frostiger Abend –
mein Stift auf der letzten Seite
meines Tagebuchs

Winterstille
ich höre den Tanz
der Schneeflocken
Matthias Daube

Abendspaziergang
Weißdornblüten am Feldrain
Wie mein Herz schlägt

 


Reinhard Dellbrügge

Im Gras
ein toter Nestling. Aufstiebt
ein Fliegenschwarm.

Altes Grab.
Der Name zog sich zurück
unters Moos.

 


Frank Dietrich

die Frau die dort stand
eine junge Birke
im Nebel

abnehmender Mond
den Eisprung
verpasst

Sturmnacht
die Namen der Kinder
die ich nie hatte

social distancing
der mond
im apogäum

Höhlenmalerei
etwas in mir ist älter
als ich

trockenes Flussbett
durch meine Adern
weht Staub

erste Sterne
die Grille singt das Lied
ihrer Vorfahren

Gewitternacht
im Schatten des Hundes
ein Wolf

eine Mücke erschlagen
auf der Tapete
mein eigenes Blut

dieses weiße Rechteck
an der Wand: das Bild
das ich vergessen will

ich bin ich bin nicht die dunkelheit zwischen den u-bahn-stationen

Monsun
der Atem
eines Wals

Seebestattung
Wolken gleiten
durch ihn hindurch

wie die neue Welt
sich auf die alte legt
erster Schnee

zerrissener Liebesbrief
Schnee rieselt
durch meine Finger

Schnee
unter der aufgehenden Sonne
blaue Felder

wo die Augen wären
die blinde Stelle
im Spiegel

ob ich nach ihnen greife
oder nicht
Wintersterne

Vollmond
eine Wolfsspur führt
in mein Herz

 


Hildegard Dohrendorf

weltverloren
der Alte unter der Brücke
ohne Schlafsack

Ginko im Herbstkleid
ein Straßenmusiker
stimmt seine Geige

Dachbodenfund
mein Teddybär
ohne Augen

 


Bernadette Duncan

birnenblüten
eine amsel wartet
auf ihr lied

das letzte jahr vergessend
süß geworden
runzlige schlehen

bis wir außen und innen menschen sind
sturm im herbst

alte weltkarte
das brüchige der menschen-
gemachten falten

blümchenmaske die schönheit der gesten

tunnel unter der sandburg
die hand des anderen
königs

kürzester tag
einer geht mit seinem hund
richtung berge

repariere den wachsengel
mit der wärme
meiner hände

rückkehr der schwalben
übersetze gedichte
die ich einmal schrieb

maiwege
manchmal noch ein hufschlag
im wind

letzter tee
unter sternen
morgens im becher
der mond

Pumuckl-Buch
der Geruch von
Lesen können

Mineralienbörse
der Tausch von
Geschichten

im Wiegeschritt des August
zwei alte Pferde
Richtung Schatten

vor dem sturm
in die scheune geflüchtet
werde still wie heu

 



Hartmut Fillhardt

Stachelbeerbaiser
löffelweise
Wespenchachacha

 


Brigitte Flicke

Die Kleinen: heim
Am Tischbein angebunden
Das rosa Kätzchen

 


Gerda Förster

im Winter am Fluss –
ich wärme einen Stein in meiner Hand

kleine Fluchten im Abendlicht wilde Rosen

Winternacht –
zwischen Traum und Tag
die toten Freunde

Traumströme mein Bett wird zur Insel

die gläsernen Ringe …
mein Stein tief im See

 


Christiane Freimann

Hope, sagt sie,
kommt von hopsen.
Allererster Schnee.

Enkelins Feenbuchstaben
nun
im Staubsauger.

Der Engel auf ihrem Grab
aus Plastik, aus Erdöl,
aus Licht.

ZweiWäschekörbevollkorrigiert

Maskenball im Baumarkt:
Coronatänze
zwischen Schrauben.

Plötzlich ein kleiner Regenbogen
im Buch
Kroküsse

Om Om Om Om Om
Om Om Om Om Om Om Im
Mond.

Rote Tulpen auf dem Tisch,
schwarze an der Wand.
Sonnenaufgang.

 


Volker Friebel

Nach der Frostnacht
die Glut im Morgenlied
einer Amsel.

Im großen Spiegel
die Welt,
zwischen Schnapsflaschen.

Schlehenblüten …
Jeder Windstoß hebt
Schatten.

Wildnis aus Worten – erster Schnee.

Morgendämmerung.
Aus einem Kürbisacker löst sich
die Sonne.

Die Wespe,
zum Sterben gelegt in dieses
dunklere Blatt.

Ei an Ei
in der Mulde. Wochenmarkt,
Stimmengemurmel.

Nach der Treibjagd
der Wald.


Philipp Gabriel

Brechende Wellen
Auf sich zurückgeworfen
In den Dünen ein Paar.

 


Loretta Gaukel

Nelken rot auf
deinem Grab – und das Gurren
der Turteltauben.

 



Hans-Jürgen Göhrung

Ostergeschenk
Die neue Puppe muss erst
in Quarantäne

Klaviersonate
gegenüber tippt ein Mann
im Takt aufs Display

Zeitkurve
Die Rundung des Kieselsteins
in meiner Hand

Vollmond
endlich
nur noch du und ich

Herbstnebel
Die Bettdecke speichert noch
deine Wärme

Tränen
Die Linien der Welt verlieren
ihre Klarheit

Sommerferien
Die Kreissäge des Nachbarn
schneidet ein Stück ab

Abendstunde
Ein Schmetterling saugt Wärme
aus der weißen Wand

 


Claus-Detlef Großmann

späte heimkehr
du streifst dir vom mantel
stäube & sterne

an der abendtafel
das tischtuch fleckig
wie die haut meiner hand

oktober
wie viele blätter der baum
wie viele schläge mein herz

mit alten Augen
im Zwielicht
noch einmal die Freundin sehen

waldlichtung
abends
nur das wild und der wind

 


Ruth Guggenmos-Walter

glitzernde bäche
ein halb versintertes blatt
fern der kuckucksruf …

steg
in den nebel –
das glück der teichmuscheln …

die füße baumeln
unter dem steg
spielt das weiherlicht …

der ring
am grund des weihers …
nach dem streit

starenkasten –
das einflugloch abgewetzt –
abendglocken …

salatpflänzchen
in den zeitungsartikel gewickelt
mit den fallzahlen …

hagebutten
im rauhreif –
die ferne des meeres …

ruhig fließender fluss –
die ringe der regentropfen
treiben fort …

der wald
voller zwielicht –
sterndolden …

der junge am wiesenrand –
im baum gefangen
sein drachen …

neujahrsmorgen –
die stille
der tiere …

pfütze am feldweg –
blaue falter
tragen die kühle fort …

ums teelicht moos
und der duft
des nächtlichen waldes …

stockend –
mit dem krah der krähe
krächzt der bleistift übers papier …

zwischen den fichten
das haus der kinder
gelegt aus zweigen und zapfen …

unterm baum
der puppenwagen
voller äpfel …

alter schafstall
auf dem eingebrochenen dach
das spiel der füchse …

der weidezaun weg –
noch der geruch der kühe
am alten weißdorn …

im nebel geborgen –
das haus
an der klippe …

 


Matthias Gysel

ein Regentropfen
die Schwere einer Wolke
im Netz der Spinne

Dinge
nach dem Weg zu zweit
wieder Dinge

Frühstückskaffee
sie trinkt einen Schluck
Sonne

tango
schritte in deine
umarmung

Rotwein
er spricht in
ihr Glas

 



Taiki Haijin

Gartenparty –
ich rede lange
mit dem Zwerg

Kurzarbeit
die Leere im
aufgeräumten Keller

 


Susanne Hanik

Der Geruch von Schnee
morgens im Hof
weht das Jahr vorbei

 


Claus Hansson

Herbstbrandung –
eins mit dem milden Licht
seine Augen

ohne Zeitung …
der Frühstücksapfel
süßer als sonst

Enklave der Ruhe
die Zeit wird weiß

Herbstnebel –
die tastenden Figuren
einer Kantate

Seine Adern
geschwollen im Licht.
Alter Efeu.

unsere Schritte
in den Gedanken
eines anderen

Herbstmond –
im Flakon funkelt
Walgesang

Cap Arcona
Wellen überspülen
eine Rose

Treibgut –
er sitzt versunken
im Kirchenschiff

 


Gabriele Hartmann

ob ich spreche
oder schweige – es regnet
Apfelblüten

nackt im Spiegel wir gehen blind über Rot

bergan …
unser Gespräch
wird Nebel

zitternd im See
der Mond – du fragst mich
wer ich lieber wäre

dunkle Wolken
das Rauschen der Fritten
im schäumenden Fett

Eternitplatten
die Nachbarn lassen sich
scheiden

Zoom-Konferenz
in der Tiefe des Raums
ein Seufzen

Neujahrsmorgen – Teeblätter entfalten sich

Traube um Traube
raubt mir die Elster
den Wein

was ich auch sage
gekräuselt die Oberfläche
des Sees

am Ende
eines langen Tages – Stille
in die Regen fällt

 


Sylvia Hartmann

nach deinem Tod
an einem Glas noch Spuren
deiner Lippen

Erste Grashalme
auf deinem Grab – wie könnte
ich sie ausreißen?

 


Bettina Haubold

Spuk zu Halloween:
Die schwarze Katze braucht sich
nicht zu verkleiden.

 


Bernhard Haupeltshofer

zu!“, ruft der enkel –
das aufgeschlagene buch
eine steinskulptur

äste berühren
die erde – der kalligraph
wächst um die tusche

 


Birgit Heid

Gegrillte Zucchini
scheibchenweise
spricht er von seiner Frau

Klostercafé
meine Gedanken versunken
im Milchschaum

Bitterschokolade
die dunklen Geheimnisse
meines Opas

Leere Bänke
beim Bittgebet hört der Pfarrer
sich selbst

Neujahr
ich falte die Socken
des Vortags

Weihnachtsgans
ins Blubbern der Wasserpfeife
dein „Ach, übrigens“

Zur Lage der Nation
im Wohnzimmer rattert
die Nähmaschine

Verblühende Akelei
die mattrosa Lippen
meiner Mutter

Walpurgisnacht
sie hat ihren Mundschutz vergessen

Blümchenmuster
mein Erröten hinter der Maske

Rehamaßnahmen
eine junge Frau liest einen
Liebesroman

 


Zam Helga

Endlich abendstill
Ein Herz hebt sich und senkt sich
Wie das andere

 


Hildegard Hilpert

Besuch in der Bar –
aus meinem Cocktailglas
sprüht Sommerlaune …

 


Anke Holtz

Herbstufer
eine Ente fordert ihren Anteil
von meinem Brot

beim Aussortieren
zwischen alten Arztberichten
mein Testament

die Augen des Frühchens
und die Faust
diese Faust

Rotweinglas
sie taucht ihre Lippen
in das Funkeln

Neumond
im Bett neben mir
ein leuchtendes Handy

Flughafenflirt
unsere Lächeln
landen im Mundschutz

Kinderfasching
der kleine Cäsar
erklärt seine Ermordung

hartnäckig
der Schmutzrand der Topfpflanze
die ich verdorren ließ

Hochzeitsplanung
beim Hygienekonzept
gibt es Tränen

in den Fluss starren
ein Fisch springt
durch mein Denken

Sommerwind
aus unseren Lügen wird ein Lied

Kinderspielplatz
mit Masken die Guten
und die Bösen

Kurznachricht
ich schreibe von Sehnsucht
er von Sushi

nach der Kündigung
im Auto laut mitgrölen
zu AC/DC

letzter Arbeitstag
auf einmal so leicht
der Schlüsselbund

Vollmond
mit den Augen des Wolfes
die Nacht ganz nah

 


Angelika Holweger

erste Blätter fallen …
im Gartenteich
wie einsame Boote

auf ihrem Laptop
Tränen der Nacht …
eingetrocknet

allein heute Nacht
Öffne ein Fenster
Dem Mond

bis ins Abendrot schnurgerade die Wintersaat

Samenflug
Im Gartenteich schwimmen
Sterne

den Mähbalken gestoppt: Margeriten

grußlos vorbei
doch sein Atem
streift mich

Seiltänzerin
am Spinnfaden die Sonne

 


Saskia Ishiwawa-Franke

Letztes Froschquaken
unter Schäfchenwolken.
Zweite Viruskrise.

Unterm Kragen
einer Herbstjacke versteckt,
brummt eine Wespe.

Schneefall. Kein Job.
Unter einer Brücke
mit Freunden trinken.

Wie hieß sie noch,
fragte sich der Witwer, wir
lachten an Neujahr.

Zikadenhülsen
an Hortensienblättern,
einsame Stille.

Dekor, übervoll,
Weihnachten dieses Mal
alleine.

Ahornblatt
als Tempura verspeist,
erstes date.

 


Ilse Jacobson

ihr später Tanz …
ein, zwei Schneeflocken
im Licht

Rehe am Waldrand …
ganz Auge sein

Blue Moon
im Traum
den Teich umrundet

geschenkte Zeit
die Wärme
einer Kerze

Mondlicht
eintauchen
in die Farben der Nacht

verschlossene Gärten
richte mich ein
in meinem Gedicht

manchmal ein Schatten –
meine stillen Zwiegespräche
Sommerwind

 


Rüdiger Jung

Sie kommen kaum hoch
die aufgeschreckten Krähen
Sturm Was für ein Sturm

 


Hilde Kähler-Timm

Nebelhorn.
Auf ihren Schwingen tragen die Möwen
letztes Licht fort.

Sonnenuntergang am Meer.
In deinen Augen bewahrt
das Leuchten.

 


Deborah Karl-Brandt

Wintermond
Die Einladung zum Tee
Unbeantwortet

Nach dem Gießen
Lavendelduft lange noch
an meinen Fingern

Frühstück zu zweit
Die Wespe nimmt
etwas Kochschinken

Das Kleinkind
Wie es lacht
mit seinem Spiegelbild

Krötenwanderung
Der leere Becher
in der Hand des Obdachlosen

Efeuranken
Überwuchert der Engel
auf ihrem Grab

Winterregen
Im Mülleimer verwelken
seine Rosen

Der kleine Spatz
weggeflogen – sein Gesang
noch da

 


Silvia Kempen

die Puppe
unterm Weihnachtsbaum
mit Mundschutz

Regentage
langsam wächst der Frühling
mit dem Puzzle

 


Michaela Kiock

schneelicht
eingebacken ins brot
sonnenblumenkerne

zwei getrocknete rosen
das gewicht
meiner sommerträume

10. etage
auf augenhöhe
mit einer jungen möwe

erntedank
das salatbeet reich gedeckt für uns,
kleine schnecke

schneewolken
ein kind erzählt mir
die geschichte des himmels

frühlingsgräser ertasten …
die alten sandalen
geschultert

heimweg
über der keuchenden stadt
der mond

mittagshitze
ein schaf weidet
in seinem schatten

nachtgewitter
die weißen risse
der stille

sternenmeer
hinter unseren worten
die weite spüren

nachtwind
das erleuchtete fenster
im hospiz

quarantäne
die schritte der ärztin
wie sie verklingen …

waldwiese
lausche mit einem käfer
dem mond

schattiges schilf
die alte kröte sammelt
morgenlicht

was ich ihm sagen wollte
im maiglöckchenduft
verstummt

sonnenaufgang
ein blindes kind liest
mein gesicht

augustnacht
biete meinen arm
einer mücke

strömender regen
im tiefen farn der hut
eines fliegenpilzes

trennung
nur noch du und ich,
weiße chrysantheme

weihnacht
die krippe erleuchtet
von kindergesichtern

zwischen kirschblüten
das alte paar
korrigiert den mundschutz

spaziergang im nebel
ihre worte
immer klarer

gurgelnder bach
op. 1
mit licht getränkt

 


Sven Klein

Herbstblues.
Ohrenbetäubende Rückkehr
der Stille.

Innehalten.
Schritt für Schritt aus dieser
dröhnenden Stille.

 


Anett Klopsch

Gewitterwolken
ungerührt trinkt die Fliege
ihren Morgenkaffee

Hochzeitstag
der kalte Regenguss
nach dem „Ja“

Nach dem Regenguss
das Glitzern und Funkeln im
Grün deiner Augen

Abenddämmerung
alle Worte aufgebraucht
Zikadengesang

 


Tanja Kloth-Bober

Regennasser Wald.
Eure Lügen und die Wut
versickern lautlos.

Beim Tragen der Maske
– der Gedanke an Orgien.
Hinter mir hustet einer.

 


Angelika Knetsch

Gartenarbeit
nun bin ich per du
mit dem Rotkehlchen

 


Angelika Kolb

Morgendämmerung
womöglich weder gut noch schlecht
das Gestrige

Umzug ohne Gepäck
gemeinsam geben sie alles
die Wildgänse

 


Fuyuko A. Kose

Wintervollmond
durchs Haus zieht der Duft
von Kürbiskuchen

Altjahresabend
die Buntfasane kommen
beinah bis ins Dorf

 


Isabella Kramer

nebeltag
hinter der stille ruft mich
jemand beim namen

 


Gérard Krebs

Weihnachtswunder
das Rieseln in den Augen
der Einjährigen

bloß das Gewicht
all seiner Bücher –
Zugvogelzeit

sie zittert
nicht mehr, die Espe
erster Schnee

in den Rockies
ein Kolibri unterbricht
die Stille

lange Zugreise
der nie gesehene Schaffner
in Dantes Hölle

Stimmbruch
das Blätterrauschen
wird harscher

langsamer Gang –
der Wald wird größer
und größer

Mittsommernacht
im Ruf des Prachttauchers
der ganze See

Party-Schiff –
die Lichtsäule des Mondes
beginnt zu tanzen

Schwermut –
im Schaufenster der Frosch
mit Flügeln

der Schwalbenschwanz
klappt seine Flügel auf –
ich schließe mein Buch

Pilgerfahrt
wir wurden Freunde –
der Stab und ich

 


Tobias Krissel

leise
mein moment
mit dem kleiber

salzcaramel
der geschmack des tees
als er weint

neubau
selbst der vogelschiss
wirkt elegant

kündigung
ich kehre heim
zum rosenduft

Synkope
das Zittern
des Dirigenten

mondkrater
nacht in den augen
des pflegers

sonntagsruhe
unbemerkt
verstummte die fliege

nächster halt
einen schönen tag
wünscht nur die bettlerin

sturmnacht
der griff des säuglings
nach dem wind

 


Hans-Joachim Kuhn & Jutta v. Ochsenstein

Wildgänsegeschrei
Blicke zum Himmel
ein Kompass trudelt

 


Marianne Kunz

Erste Amselstrophen
ein Kind legt sein Ohr
an die Erde

Die Augen der alten Puppe
öffnen sich wieder –
Enkelbesuch

Quarantäne
schreibe ihren Namen
in den Blütenstaub

Eingerollte Erntenetze
im Gezweig
Fäden aus Licht

Gekräuselter Moorsee
seine Worte
Wollgras im Wind

Leere Felder
am Wegrand die letzten Blumen
für ihr Grab

Totengedenken
das Ächzen der Eichenbalken
im Glockenstuhl

Wiedersehn
in seinem Bart
schmelzen Eiskristalle

Im fahlen Mondlicht
das Gewicht seines Armes
auf meiner Schulter

Krakelige Handschrift –
Espen zittern
im anflutenden Wind

Enkelbesuch
wir lauschen den Wiegenliedern
von einst

Durch den Spiegel
schaut sie ihn an
den Pfleger der sie wäscht

Nachlass –
jetzt zeigt ihre Uhr
mir die Zeit an

Septemberlicht
die Milde ihres Blickes
beim Trocknen der Tränen

Vollmondnacht
aus meinen Händen tropft Licht

Urlaubsvideo
das Lächeln des Kindes
wird meines

 


Moritz Wulf Lange

Gras im Dünensand.
Am Strand ragt aus dem Wasser
ein alter Bunker.

Hartmannsweiler Kopf.
Laufgräben widerstehen
den Sommergräsern.

Der einzige Baum
in der Straße – voll Blüten.
Ein Hund hebt das Bein.

Der Möwenschnabel
zeigt in den Wind – und füllt sich
allmählich mit Sand.

Die offene Tür –
alles nahm der Dieb mit, auch
die Wärme im Haus.

 


Roger Le Marié

beatmungsstation – der moment, als sein ton zur linie wird

 


Matteo Lieber

Portal zum Frühling
die Schlaflöcher
der Sumpfschildkröten

Quarantäne
der Frühling bricht
die Ausgangssperre

 


Eva Limbach

Social distancing –
unser neuer Nachbar
dengelt die Sense

Allerheiligen –
die schwarzen Regenschirme
alle geerbt

wer jetzt kein Haus hat
der Whisky in meinem Glas
Fassstärke

Beifang …
die trüben Augen
der Fischer

Bohnen fädeln
meine Hände
wie ihre

Covid-Winter
das einsame Flackern
der LED Kerzen

Heiliger Abend
das Licht in den Fenstern
der Anderen

Lockdown Lockerung
am Wegesrand
ein zertretenes Schneckenhaus

Ausgangssperre –
der junge Hund schüttelt sich
Blüten aus dem Fell

Pusteblumen …
wie weit
wird der Wind uns tragen

was du mir hinterlassen hast …
Wintersterne

Nachsaison –
das Piano im Speisesaal
frisch gestimmt

Endstation –
vom Regenbogen
nur noch das Blau

 


Ramona Linke

Holz schlichten
auf einem Stück Borke
ein halbes Herz

alter Schulgarten …
unterm knorrigen Apfelbaum
ausruhen

Ballonfahrt …
in meine Hand schmiegt sich
die des Enkels

Pflegeheimflur
einer in Nadelstreifen
beäugt die Rollstühle

am Feldrain
der toten Lerche weit geöffneter Schnabel

früher Herbstabend …
uns wiedergefunden in einer Umarmung

Burnout –
immer wieder malt er
unberührten Schnee

weiße Amaryllis
sie taucht die Pinselspitze in die Tusche

den Pinsel füllen
mit Leere
werde Bambus

die nicht geführten Gespräche
trinke Tee
aus Mutters Tasse

Trennungsjahr
sie betrachtet den hellen Streifen
am Ringfinger

Krisendebatte
unaufhörlich
die Nachtigall

Nebelmorgen …
dem Teig zuschauen
im aufschäumenden Fett

stille Andacht –
im Chorraum die Doppelnatur
des Lichts

Videomeeting
ein Glückskäfer landet
auf meinen Notizen

Abendläuten …
forme meine Gedanken
zum Gebet

Abendzeit …
mich laben
am Leuchten der Stille

 


Birgit Lockheimer

Kontaktsperre
unverhoffter Besuch
von einer Amsel

Abstandsregeln
der Ober trägt Maßband

Extra-Systole
aus dem Takt geraten
die ganze Welt

Inseltag
rundum nichts
als das Meer in mir

 


Ingrid Löbling

das alte Paar
die Frau zupft seinen Mundschutz
zurecht

beim Schnäbeln
das Herz der zwei Schwäne
voll Licht

 


Horst Ludwig

Autoradio:
Baltimore Ravens weit vorn …
Weit vorn ein Adler.

Januarnachtwind…
das Sternenthalermädchen
bleich auf der Brücke

Die Schuhmachersfrau,
„ja, sie starb auf die Schnelle.“
Sandalen wie neu.

Wie sacht ’s reife Korn
sich wiegt und wieder sich wiegt,
wie Grillen zirpen

Lao-tse vergaß es,
als er ins Gebirg einzog …
dich, mein stilles Tal …

Nach dem schmierigen
Echokardiogrammtest
totstille Straßen

Auf dem gleichen Flur
drei Mädchen aus Singapur –
Martiniabend

Septembermorgen,
ferner Wandlungsglockenschlag.
Ein Adler hebt ab.

Vieles hätte ich
noch erledigen müssen –
Nikolausschneesturm

Wie alte Sprüche
das Leiden etwas lindern …
Sanctificetur …

 


Ingrid Meinerts

Sommerende
im Koffer der Sand
vom vorigen Jahr

Identitätskrise
das Handy erkennt
den Fingerabdruck nicht

Abend im Herbst
das schale Gefühl
nach dem Zappen

tanzende Drachen
im Frühlingswind
sie wagt einen Hüpfer

 



Ruth Karoline Mieger

Kirschblüten
vier fünf Sprossen der Leiter
erneuern

mit den Lilien
auch Spinnenkinder
verschenkt

die Storchennester
leer
in der Luft Erntestaub

geschlossene Schulen
ein Mädchen malt
die Lehrerin

ihr Lächeln
nach dem Schwangerschaftstest
blühende Kirschen

 


Conrad Miesen

Für ein Nickerchen
geht in den Beichtstuhl heute
der alte Pastor

Krippen-Ausstellung
in Sankt Martin. Die Aufsicht
ist eingeschlafen

 


Andrea Naß

Sumpflandschaft –
Der Ehering
ein Artefakt

 


Eleonore Nickolay

Boule-Spiel
die Flugbahn
des Schmetterlings

Kontakteinschränkung
sprich mit mir –
schöne Blume

Strandpromenade
zwei Lehrer interpretieren
Wolkenbilder

Paris Montparnasse
schief wie der Turm von Pisa
die Fotografin

Tumormarker
in ihrem Gesicht die Spuren
von Tränen

im Lavendelfeld
einen Moment lang
an Gott glauben

Kontaktsperre
wir zähmen
einen Igel

Winterzeit
sie wünscht sich
ein Kätzchen

Sonntag
sie trägt die Maske
mit den Blümchen

Onlinesitzung
die Präsenz
der Fliege

Sterbezimmer
sie wünscht sich eine Handvoll
Erde

Ostern
ein Ei im Garten
aus dem Nest gefallen

Sommerende
ich überlasse das Chalet
einer Spinne

Pariserin
im Schaufenster überprüft sie
den Sitz ihrer Maske

 


Jutta v. Ochsenstein

nach dem Regen
die Biene trinkt am Tropfen
die Welt

 


Thomas Opfermann

Glückskekszettelchen
„Ich kann die Welt verändern“
im Tischmülleimer

Türkischer Mohn
Samenkörner keimen an
Nachbars Gartenzwerg

 


Rudi Pfaller

Angina pectoris
niederlegen
auf einer weiten Wiese

einsamer Weg
eine Grille noch –
verstummt

gegen den Sturm lehnen
unter Bäumen
gebeugt vom Sturm

 


Dorothea Philipps

Herzinfarkt
geschlossen
der Klavierdeckel

 


Tihomir Popović

auf dem bürgersteig
das kleine krokodil
macht strandurlaub

warmer herbsttag
auch der vogelkalender
falsch aufgeschlagen

 


René Possél

dichter nebel
die krähe auf dem baum
fliegt ins nichts

kinderspiel
räuber und gendarm
tragen masken

zwei fetzen papier
vom söhnchen – wir wissen
zwei schiffe

erde zu erde“
nur eine handvoll
sand verweht im wind

die frau am fenster
ganz vertieft in das putzen
ihres spiegelbilds

halbseitenlähmung
mühsam artikuliert er
das wort „beschissen“

rad putzen
von den schönen fahrten
nur dreck

 


Sabina Ptascheck

Apfelmus –
Erinnerungen an die
Süße des Sommers

Auf der Haut
das Prickeln des Mairegens –
voller Verheißung

 


Jörg Rakowski

Zitronenfalter –
Nektar sammelnd
von Grab zu Grab

 


Wolfgang Rödig

Herbstdepression
der Enkel auf der Schaukel
will noch höher hinaus

Schneeballschlachtenlärm
wehmütig an Fenstern
die Veteranen

unser Walnußbaum
mit den Eichhörnchen
für den Winter sammeln

 


Gerd Romahn

Im Sucher
Deine Lippen
auf unendlich

Gartenparty
das Funkeln des Mondes
im Rotweinglas

Wiedersehen
sie spielt mit dem Rotweinglas
… dieses Funkeln

Autobahnrauschen
in der kleinen Kapelle
ein Kreuz aus Helmen

Leichter Schneefall
die schlafenden Schwäne
noch weißer jetzt

Corona-News
der unterdrückte Husten
des alten Mannes

Neuer Flughafen
ganz sanft gelandet
eine Schneeflocke

Sperrstunde
die Stammkneipe füllt sich
mit Abwesenheit

Paternoster
von den langen Beinen
nur noch das Rot

Oktobermorgen
zwei Hände voll Farbe
und ein Jauchzer

 


Jörg Schaffelhofer

ein schrei
ohrenbetäubend
die stille danach

 


Birgit Schaldach-Helmlechner

zweite rauhnacht
was eben noch last ist
wird fallender schnee

faschingsumzug
die blaskapellen
vom wind dirigiert

aufgestiegen
die gedankenspirale
ist des milans kreisen

herbstlaub …
mein leben ist jetzt, sagst du
wachsende entropie

froststarrer baum
am späten morgen endlich
flügelschläge

 


Philipp Scherr

Sie lacht
Und die Hängematte
Zittert

 


Annika Carmen Schmidt

nach dem entrümpeln
mit dem rücken zur leere
die fenster öffnen

ultramarinblau
im museum nur ein seil
vor dem himmel

auf sommerfrische
fruchtfliegenfamilie
im abwaschgebirge

blut gehustet?
erwacht auf rosenblüten
aus dornigem traum

kanalisation
fett & feuchttuchpfropfen
wie rattenkönige

 


Benno Schmidt

eine kleine laterne
wie sie dem regen trotzt
in der nacht

am fahrrädchen
ein beutel kastanien
vergessen im mondlicht

vor der herz-op
am wegrand
leuchtender klatschmohn

erdgeruch
die vögel im regen
unsichtbar

im einmachglas
mit nach hause genommen
ein stück meer

ausrangierte laute
tief im rosenholz
ein herbstlied

sitzbank am kai
ein boot nimmt die möwen mit
in den morgennebel

latte macchiato
der langsame kellner
ihr ex

 

 

 


Maren Schönfeld

Lockdown
die Telefongespräche
nehmen kein Ende

Stille in Nebeln
die sich auf Bäume legen
auf Wiesen und Blumen

 


Dyrk-Olaf Schreiber

Gardinenschlitz
größer und größer
der Mond …

bevor der Bach Fluss wird
diese Last
Kirschblütenblätter

Stolperstein – ich helfe ihr hoch
nach dem Putzen
mit Zahnbürsten

diese eine zeit
von schneeflocken
fallen lernen …

beim Stapeln der Scheite
mein Blick
zum alten Kirschbaum …

letzter Brief
zwischen den Zeilen
nichts

langsames Dunkeln
er ordnet
Glük
zu einem Kleeblatt

Wanderpause
nun stützt der Stab
Erinnerungen

 


Rosemarie Schuldes

Sonnenuntergang
hinter leeren Stuhlreihen
Melodien im Ohr

 


Helga Schulz Blank

ein toter Fuchs
neben dem Jagdschloss
Raben picken

Kirschen.
In diesem Jahr – Unmengen.
Süß wie dein Kuss.

hangle mich entlang
auf dem schmalen Pfad
deines Monologs

An seinem Grab.
Sie wickelt ihre Liebe
in rote Rosen.

abgerissen
vom Kalender die Tage
der Trauer

allein am See
Kieselsteine spielen
mit ihren Händen

 


Angelica Seithe

Quarantäne –
sie lauscht der Nachtigall
aus ihrem Rechner

Jägermond –
das Röhren der Hirsche
in seinem Traum

Herbstfrühe –
ein ferner Schuss zersprengt
die Sonnenstille

eisiger Frühling –
an der Wäscheleine
zwitschern die Klammern

Fensterspiegel –
durch unsre Umarmung strömt
Sommerregen

Herbstspaziergang –
auch mein Schatten
schweigt

Untergrundbahn –
ein dunkles Gesicht
vom Display erleuchtet

im Laub
die letzten Nüsse mit der
Sohle suchen

während sie kocht
am Abend die Hügel
in sämigem Licht

die Bewegung
knospender Zweige im Wind
badende Dohlen

die weißen Augen
der Burgruine am Morgen –
Rabengeschrei

Notarzteinsatz –
zwischen den Gleisen die Wiese
wund von Mohn

Abstand –
nur unsre Räder noch
eins ans andre gelehnt

Quarantäne –
auf der Terrasse tanzt sie
den Strohbesen-Tango

 


Martin Speier

baugrube
ein huhn beobachtet
den bagger

Endstadium –
Er lernt ein neues
Klavierstück.

erschrocken
vor einem gesicht
ohne maske

herbstabend
schärfer sehen was war
alte augen

 


Claudia v. Spies

Ausgangsbeschränkung
ich spaziere
durch einen Wanderführer

Ausgangsbeschränkung
Opa singt am Fenster
„Die Gedanken sind frei“

 


Helga Stania

wo der strom seine ufer trifft der alte schaukelstuhl

auch dort lächelt jemand fernes ufer

dinkelfeld vergesse den himmel über all dem blau

ein schluck aus der schwefelquelle bernsteinlaub

einkornfeld   eine glocke ruft zum gebet

eisiger wind drosseln folgen drosseln von feld zu feld

stare dann wieder abendhimmel

gräser in holz geschnitten die gabe zu sehen

friedwald
dieser eine baum
mich anzulehnen

korallenbleiche
zähle perlen an mutters kette

schwalbenzug der junge streichelt sein kaninchen

limnische zone die metamorphosen in der brechung des lichts

unkartiert am fuße der wand wolkenfluchten

mutters hand
die schatten
von regentropfen

weidenlaub
ich folge
dem fließenden mond

den wind aushalten mein blick aufs ufer stiller freude

regenduft der waldwesen tagesnotiz

schneefall über schmale brücken mir selbst folgen

sommersonnenwende ihre schritte kürzer

plaisir d’amour
sonnenlicht ruht
auf den tasten

wo der baum fiel raum für eine ausstellung

 


Dietmar Tauchner

Septembersonne
der Schatten an der Mauer
bin ich

 


Joachim Thiede

Umzug
die leeren Räume
voller Erinnerungen

Corona Café
fast jeder Gast
eine Insel

Acrylfarbtuben
am schnellsten verbraucht
das Weiss

 


Tobias Tiefensee

flußufer
im alten angelnachen
tummeln fischlarven

deichspaziergang
unser zwiegespräch
zwei monologe

einst unbezwingbar
die burgmauern
angerüstet

verlassene burg
leicht einzunehmen
von der flut

treibgut
sie hält seine Hand
ein wenig fester

frühsommermond
sie lässt ihn nicht schlafen
bafög rückzahlung

gartenfest
in ihr sektglas fallen
holunderblüten

hochzeitstag
ihre ringe wieder vereint
im ultraschallbad

supermarkt
sie sucht zutaten
gegen einsamkeit

kürbisgeist
ein lufthauch nimmt ihm
den schrecken

streuobstwiese
das torkeln
der schafe

ostersonntag
die kleine malt mama
ohne mundschutz

strg + r
den cache löschen
im frühlingswald

balkontüre
die kleine küsst
ihr spiegelbild

ins haus getragen
mit den sonnenblumen
eine honigbiene
Angela Hilde Timm

Arm in Arm
Mäuseschritte zählen
mit Oma Erna

Sonntagsgeläut.
Im Morgenlicht nicken
Osterglocken.

 


Ulrike Titelbach

im schneegestöber
die äste des zwetschkenbaums
ein eichkätzchen springt

 


Elmar Vogel

Frühlingsgefühle-
unruhig die Atemzüge
unter der Maske

 


Anna Vriede

Hochzeitsantrag –
Über deine Lippen
rinnt Schweiß.

Trennung:
Deine Bücher auf
meinem Nachtisch.

Morgenlicht
die Monster stöhnen
unter dem Bett

 


Stefanie Wachowitz

Vorsicht!
Bitte nicht
auf die Tränen treten.

 


Maike Walbeck

Tidenhub
an den Strand gespült das Treibholz
die Sterne

morgens im Friedwald
ein Eichelhäher streift
Reif von den Zweigen

eisiger Wind
im Strauchgeäst die Spatzen
dicht an dicht

 


Udo Wenzel

ein mann eine frau
weichen aus schätzen beide
lächelnd die distanz

Kein Mensch
in der Häuserschlucht
ein Reh

 


Friedrich Winzer

beäugt
von Nachbars Schafen
der Mähroboter

Herbst
im alten Ballsaal
tanzen Blätter

verborgen
hinter der Maske
die Maske

Schach
sein letzter Zug
im Hospiz

im Rollstuhl
auf Augenhöhe
mit der Dogge

Raureif
zwei jauchzende Kinder
auf einem Müllsack

Stau …
die Dampfstöße
der Zigaretten

Trennung
das ganze Haus
voller Leere

Alzheimer
zart gleiten ihre Finger
über den Flügel

Shutdown
die Lok im Schaufenster
entgleist

Herbstmorgen
ein Kran hebt Steine
ins Nichts

nach dem Streit
das behutsame Rechen
im Zen-Garten

Lockdown
der Himmel bleibt dunkel
im Sternelokal

 


Klaus-Dieter Wirth

Coronavirus
dicht an dicht im Schlafbaum
die Schar der Krähen

der Schneemann schmilzt
doch er taucht wieder auf
der Gartenzwerg

lauer Sommerwind
lautlos das blaue Läuten
der Glockenblumen

Küstennebel
umso klarer und bunter
die Kiesel im Spülsaum

Nachbargespräche
das stille Blühen
der Blumen

Neunzigjährige
versorgt die Zimmerpflanzen
der Selbstmörderin

Rotkiefern
entlang der Steilküste voll
von Meeresrauschen

 


Birgit Zeller

Loch im Stalldach
Er pfeift Sabine hinterher
durch seine Zahnlücke

Sterne am Himmel
in den Dünen
wo wir tanzten

Freiluftkino
Die Flugbahn einer Fledermaus
vor der Leinwand

Nach dem Setzen des Kommas
das Grübchen
auf ihrer Wange

Morgenhimmel
Unter der Milchhaut
der Rest des Tages

wieviel wiegt die seele
hinterm horizont
möwenlachen

 


Romano Zeraschi

Morgendämmerung
der Pfau schlägt ein Rad …
Phase 2

Blatt für Blatt
fließender Herbst …
strömender Bach

ohne einen Freund
in einem fremden Land …
sternenklar die Nacht

nur Schnee
nur ein Krähenruf …
Erwachen

späte Stunde
das Heulen einer Geige –
U-Bahn

 


Iris Ziesemer

Blitzschnell ein Handstrich
Vom Sand-Mandala bleibt
Ein lächelnder Mönch



Tan-Renga

später Herbst
ein Stück Treibholz
kann nicht anlanden

in starker Strömung
steht dein Schatten

Claudia Brefeld / Angelica Seithe

subito piano
sie sagt sie liebt mich
nicht mehr

in den Schattierungen
ein Hauch zu viel Blau

Christof Blumentrath / Gabriele Hartmann

Selbst Stacheldraht
kann dir Halt sein:
Mohnblume im Wind

mit Sorgfalt zieht sie
ihre Lippen nach

Volker Friebel / Gabriele Hartmann

Pirouetten
sie verdreht
ihre Augen

zahllose Versuche
einen Kreis zu zeichnen

Gabriele Hartmann / Angelika Holweger

Äpfel pflücken
in der neuen Hose
ein Winkelriss

sie stillt sein Blut und spricht
von Nähe

Silvia Kempen / Gabriele Hartmann

Neuschnee
die dünne Haut
der Erde

fröstelnd zieht sie
den Mantel enger

Gabriele Hartmann / Ingrid Meinerts

hinter Gittern
geweitet der Horizont
seiner Augen

das Spinnennetz
zu dicht gewebt

Gabriele Hartmann / Brigitte ten Brink

 

Wie sich Klatschmohn–
blütenblätter im Wind an-
einanderzittern.
Neujahrsschnee, ausreichend Grund,
um darauf anzustoßen.

Horst Ludwig / Beate Conrad

 

Gekräuselt der See
eine Feder legt sich weiß
auf Gottes Atem
Glatteis. Vorhersage: Schnee.
Räumung nicht vor morgen nacht.

Beate Conrad / Horst Ludwig


Das Haiku-Jahr

Bücher

Die Suche nach „Haiku 2020“ ergibt bei der Deutschen Nationalbibliothek, die den Auftrag hat, alle in Deutschland erschienenen Veröffentlichungen zu erfassen, 127 Einträge (ähnlich wie 2019), nach genauer Durchsicht und Streichung englischsprachiger Bücher oder verschiedener Ausgaben desselben Buchs bleiben etwa die Hälfte übrig. Fast alle sind bei Kleinverlagen oder im Eigenverlag erschienen.

Die Deutsche Haiku-Gesellschaft (DHG) hat wie jedes Jahr vier Ausgaben ihrer Vierteljahresschrift veröffentlicht („Sommergras“, Ausgaben 128-131). Mitglieder der DHG können im Netz alle seit Ausgabe 60 (März 2003) erschienenen Hefte als pdf laden.

Petra Klingl (Vorstand der DHG) und Stefanie Mattner (www.sternenblick.org ) haben 2020 einen Verlag gegründet, bei dem das Haiku im Fokus stehen soll: Der Rotkiefer Verlag ist in Berlin ansässig und hat bereits einiges vorzuweisen: www.rotkiefer-verlag.de .

Das Haiku-Jahrbuch 2019 („Honigspur“) ist im April 2020 mit 604 Haiku von 121 Autoren erschienen.

Das Netz

2020 waren folgende Projekte aktiv:

Deutsche Haiku-Gesellschaft (DHG): Dachverband mit etwa 300 Mitgliedern (Anzahl seit Jahren steigend), gegründet 1988. Die Zeitschrift Sommergras erscheint vierteljährlich, seit Ausgabe 117 (Juni 2017) als gedrucktes Heft oder als eBuch, als pdf nur noch für Mitglieder zugänglich. Für die Zeitschrift können Haiku und Tanka eingeschickt werden, eine Auswahl davon erscheint im Heft und ist auch online zu lesen. Auch ausgewählte Artikel sind online frei zugänglich.

Netzadresse neu seit Anfang März 2020: haiku.de . Die Gesellschaft hat damit die Adresse des aufgegebenen Hamburger Haiku Verlags übernommen. Es gibt nun wieder interne Mitgliederseiten und Foren.

Haiku heute: Monatsauswahlen, Jahrbuch, Seiten zu Theorie und Praxis des Haiku, gegründet 2003, verantwortet von Volker Friebel. Die pdf-Dateien aller erschienenen Jahrbücher sind frei zugänglich. 2020 wurde zum zweiten Mal ein Haiku-Preis ausgeschrieben, außerdem wurden Autoren-Seiten angelegt. Bei der Google-Suche findet sich Haiku-heute.de 2020 gleich hinter dem Wikipedia-Eintrag zum Haiku und kommt in diesem Jahr auf knapp 70.000 Besucher und 162.000 Seitenaufrufe. Das ist eine deutliche Steigerung zum Vorjahr (40.000 Besucher und knapp 120.000 Seitenaufrufe).
Netzadresse: www.haiku-heute.de

Chrysanthemum: Gegründet 2007 von Dietmar Tauchner, aktuell weitergeführt von Beate Conrad und Klaus-Dieter Wirth. Zweimal jährlich erscheint das Magazin als pdf-Datei. Auf Deutsch eingesandte Haiku werden von der Redaktion ins Englische übersetzt und zweisprachig veröffentlicht. Neben Haiku erscheinen Tanka, Haibun (Haiku-Prosa), Haiga (Verbindung von Bild und Haiku), Essays, Interviews. Die pdf-Dateien aller erschienenen Ausgaben sind frei zugänglich.
Netzadresse: www.chrysanthemum-haiku.net/de

Kukai 24: Stefan Wolfschütz führt etwa monatlich Kukai durch. In einem Kukai wird ein eigenes Haiku eingereicht, und die Haiku aller anderen Mitwirkenden werden bewertet. Die bisherigen Ergebnisse: kukai24.de

Die Österreichische Haiku-Gesellschaft (etwa 60 Mitglieder) betreibt eine Netzpräsenz und gibt einmal jährlich eine Zeitschrift heraus. Auf der Netzpräsenz ist die pdf-Datei einer Ausgabe der Zeitschrift frei zugänglich. Netzadresse: oesterr-haikuges.at

Es gibt eine geschlossene Facebook-Gruppe, Haiku-like, mit den Administratoren Sonja Raab, Simone K. Busch und Ralf Bröker. Wer die Beiträge sehen und teilnehmen möchte, kann sich einladen lassen. Ein öffentlicher Ableger von Haiku-like ist die Haiku-Bühne auf Facebook: https://m.facebook.com/profile.php?id=678232758917771

Eine Übersicht weiterer aktueller und archivierter Haiku-Projekte in deutscher Sprache: www.haiku-heute.de/archiv/haiku-projekte

Eine gelegentlich aktualisierte Liste von internationalen (englischen) Zeitschriften und Ausschreibungen zum Haiku bietet Claudia Brefeld: www.artgerecht-und-ungebunden.de/Haiku-aktuell.htm

Zur Verbindung von Haiku und Bildern gab es 2020, neben den schon erwähnten Haiku-Präsenzen, drei spezielle Einreichseiten:

Haiga im Focus: Monatlich online erscheinende Haiga-Auswahl von Claudia Brefeld.
Netzadresse: www.claudiabrefeld.de/Haiga-im-Focus.htm

AHaiga: Haiga-Portal von Helga Stania, wird vierteljährlich aktualisiert.
Netzadresse: www.ahaiga.ch

Fotohaiku: Martina Sylvia Khamphasith und Diethelm Kaminski veröffentlichen jeden Monat ein Foto, zu dem Haiku eingereicht werden können.
Netzadresse: www.fotohaiku.com

Nachbemerkung

Viele Haiku-Bücher und Veranstaltungen, auch manche verstreute Veröffentlichungen im Netz, haben ihre Quelle außerhalb der Haikukreise im engeren Sinne. Gelegentlich versuchen sich Dichter „normaler“ Lyrik an dieser Gedichtform. Oder Haiku werden im Rahmen von Kunstprojekten veröffentlicht. Nicht wenige Bücher und Veranstaltungen erfolgen durch Autoren, die anscheinend keine Verbindung zur Haikuszene im Netz oder zur Deutschen Haiku-Gesellschaft haben und ihr Wissen ganz aus alten Anthologien japanischer Haiku schöpfen.

Vor allem bei letzterer Gruppe ist das Ergebnis, wie wohl bei allen Versuchen von Nachahmung, meist ziemlich ernüchternd. Aber auch solche Publikationen lassen sich als Beleg für die zunehmende Verbreitung des Haiku in der deutschsprachigen Welt verstehen.


Autoren

Antonow, Iwa, *1964, lebt und arbeitet in Jena, schreibt Lyrik und Kurzprosa; Studium japanischer Blumenkunst.

Bagdahn, Marita, *1957, lebt in Bonn; freiberufliche Poesiepädagogin und Autorin; zwei Bücher mit Kurzprosa; diverse Veröffentlichungen in Anthologien (Lyrik, Kurzprosa, Aphorismen) und in literarischen Publikationen; Fachartikel für Autor*innen; diverse Preise (Lyrik und Prosa).

Beau, Christa, *1948, lebt in Halle / Saale, malt, fotografiert, schreibt; Leiterin der Hallenser Haikugruppe. Von 2003 bis 2009 Vorstandsmitglied der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG). Autorin.

Benkel, Winfried, *1950, lebt in Augsburg. Er schrieb bis 2018 auch unter dem Pseudonym Friedrich Kelben.

Berke, Silke, *1977, lebt in Hannover. Kreatives Schaffen als Grafikerin, Fotografin, Malerin, Autorin. Studium: Grafik-Design (Diplom), Freies Zeichnen, Fotodesign in Darmstadt und Hamburg. Mitgliedschaften: Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, Kunstverein Hannover, Deutscher Verband für Fotografie. Veröffentlichungen und Ausstellungen seit 2003. Passion für Klavierspiel und Gesang.

Berner, Martin, *1948, wohnt in Frankfurt am Main, 2003-2009 Vorsitzender der Deutschen Haiku-Gesellschaft.

Beutke, Wolfgang, wohnt in der Nähe von Hamburg.

Bilgerig, Lidwina, *1953, wohnhaft in Baar (Schweiz). Pensionierte Musiklehrerin. Spielt barocke Blockflötenmusik, singt in einem Chor.

Blumentrath, Christof, *1956, wohnt in Borken und liebt das Leben in und mit der Natur.

Börner, Gerd, *1944 in der Uckermark. Studium der Elektrotechnik, lebt in Berlin, Rentner. Schrieb vier Haikubücher.

Bonacker, Elke, *1952, lebt in Duisburg.

Bouter, Adrian, lebt und arbeitet im „grünen Herzen von Holland“. In seiner Freizeit, wenn er nicht gerade schreibt, fährt er am liebsten mit dem Rad durchs Land.

Brefeld, Claudia,*1956 in Gronau (Münsterland), lebt in Bochum, schreibt seit vielen Jahren Aphorismen und Haiku, nimmt an Kettendichtungen teil. Veröffentlichungen in – auch internationalen – Anthologien und Zeitschriften. Mehrere Haiku-Preise. Sie ist der Natur mit der Kamera auf der Spur und gestaltet Sinnbilder und Haiga. Zwischen 2007 und 2019 im Vorstand der DHG (2. Vorsitzende: 2009-2015). Mitglied der ÖHG.

Brink, Brigitte ten, *1949 im Emsland, lebt seit 1979 in Konstanz, schreibt und fotografiert.

Bröker, Ralf, *1968, Ochtrup – schreibt und veröffentlicht Haiku, Tanka und Haibun auf Deutsch und Englisch. Organisiert die Facebook-Gruppe haiku-like, ist Mitglied der UHTS.

Brückner, Heiner, *1949, war kath. Theologe, Lehrer, Sozialarbeiter, Korrektor. Im Ruhestand freier Journalist (Rezensionen Literatur und Musik) für Tageszeitungen. Autor von Erzählungen, Kurzgeschichten, Lyrik, Haiku in verschiedenen Literaturmagazinen und Anthologien.

Brunotte, Yann, *2010 in Berlin, lebt in Hamburg und geht in die Schule.

Bucifal, Stefanie, *1983, Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften, lebt in Konstanz, Veröffentlichungen von Haiku, Tanka, Lyrik und Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien.

Büerken, Pitt, *1945, lebt in Münster; schreibt Erzählungen, Gedichte, Haiku/Senryu, Tanka/Kyota, Haibun. Veröffentlichung in internationalen Zeitschriften und Anthologien. Ein Haiku-Buch.

Buschmann, Gabi, *1953 in Wiesbaden, lebt in Niederseelbach im Taunus. Passionierte Makrofotografin, betreibt mit ihrem Mann ein nicht kommerzielles Forum für Makrofotografen (www.makro-forum.de ). Gedichte schreibt sie schon länger, Haiku seit 2016, unterstützt vom Haiku-Workshop Wiesbaden.

Cesaro, Ingo, lebt in Kronach als freier Schriftsteller. Über 300 Einzelveröffentlichungen, Mitarbeit an über 400 Anthologien und Sammelbänden. Ansonsten Handpressendrucker, Herausgeber NEUE CRANACH PRESSE, Galerist und Organisator internationaler Kunst- und Literaturprojekte. Literaturprojekte an Schulen und Universitäten des In- und Auslandes, immer verbunden mit einer Setz- und Druckwerkstatt „wie zu Gutenbergs Zeiten“.

Ciobîcă, Cezar Florin, *1971 in Botoşani, Rumänien. Er ist Lehrer an einem Gymnasium und schreibt Kurzprosa und Kurzlyrik.

Colditz, Silvio, *1978, lebt in Waldhufen als Autor, Kalligraf & Marathonläufer. Betreibt „Die kalligrafische Bibliothek der Poesie“.

Conrad, Beate, lebt, arbeitet und schreibt in Hildesheim. Mehrere Preise für Haiku und Haiga. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Strukturanalyse von Haiku, Tanka und verwandten Formen. Seit Mai 2012 gibt sie das Internationale Haiku-Magazin Chrysanthemum heraus.

Čordašević, Zorka, *1951 in Modran (Bijeljina, Republik Srpska). Abschluss der Höheren Tourismusschule. Sie lebt in Frankfurt am Main, schreibt Gedichte, Haiku und Geschichten für Kinder und Erwachsene und ist in mehreren Anthologien vertreten. Einige eigene Bücher.

Daneva, Maya, promovierte Informatikerin, unterrichtet Wirtschaftsinformatik. Lebte lange in Kanada, heute wohnhaft in den Niederlanden. Schreibt und veröffentlicht in Englisch, Deutsch, Französisch und Bulgarisch.

Daube, Matthias, *1956, als Ingenieur promovierter Mathematiker. Zuletzt als Statistiker tätig, kocht, schreibt und gärtnert er in Thüringen.

Dellbrügge, Reinhard, *1952, lebt in Steinfurt. Schreibt Gedichte (vor allem Haiku), Aphorismen, Kurzprosa, Rezensionen und Essays. Veröffentlichungen u.a. in Zeitschriften, Anthologien und Jahrbüchern.

Dietrich, Frank, *1976 in Berlin, lebt in Düsseldorf. Dozent und Privatlehrer.

Dohrendorf, Hildegard, *1951, malt und schreibt in Schleswig-Holstein.

Duncan, Bernadette, *1965, lebt zwischen Alb und Schwarzwald, arbeitete u.a. als Lehrerin und Übersetzerin.

Fillhardt, Hartmut, *1961 am Oberrhein. Informatiker, Projektleiter, Trainer, Zen-Bogenschütze. Lebt heute im Rheingau. Gibt seine Erfahrung weiter in Workshops, Coachings, Lesungen und Schreibwerkstätten. Veröffentlicht Krimis, Gedichte, Essays, Anekdoten, Kinderbücher und Künstlerkarten, zum Teil selbst illustriert.

Flicke, Brigitte, *1954, lebt in Stuttgart.

Förster, Gerda, *1947 in Bochum, wohnt in Nijmegen (Niederlande). Bildende Künstlerin.

Freimann, Christiane Friederike, *1961, lebt und unterrichtet Biologie und Chemie in Zweibrücken, zeichnet Linien.

Friebel, Volker, *1956 in Holzgerlingen, lebt in Tübingen. Promovierter Psychologe. Schriftsteller, Musiker, Bildermacher, Ausbildungsleiter. 2005-2013 Schriftführer der Deutschen Haiku-Gesellschaft. Gründer und Betreiber von Haiku heute.

Gabriel, Philipp, *1980 in Kitzbühel, Studium der Soziologie in Mexiko und Wien, lebt in Wien.

Gaukel, Loretta, *1946, Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Theologie und Judaistik. Mitglied im Haikukreis der djg München.

Göhrung, Hans-Jürgen, *1957, wohnhaft in Überlingen/Bodensee. Unternehmensberater für Kostenoptimierung und psychosoziale Mitarbeiterentlastung. Veröffentlichungen von Haiku im Netz und in Büchern.

Großmann, Claus-Detlef, *1962, Studium der Politik, Literaturwissenschaft und Philosophie, wohnt in Königstein bei Frankfurt, arbeitet als Journalist.

Guggenmos-Walter, Ruth, *1959, lebt und arbeitet freiberuflich in Irsee im Allgäu. Ausbildung zur Silberschmiedin.

Gysel, Matthias, *1962, wohnhaft in Richterswil, Schweiz. Tätig als Berater, Jugend- und Hypnosystemischer Coach.

Haijin, Taiki, Steuerberater und Mediator, lebt seit dem Jahr 2000 in Wiesbaden. 1998-2005 Expeditionen nach Skandinavien und zu den Orkaden, Durchfahrt der Barrapassage. Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung.

Hanik, Susanne, *1962 in Hamburg, Archäozoologin, lebt in Berlin.

Hansson, Claus, *1962 in Bordesholm, wohnhaft in Fargau am Selenter See. Studium der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften. Konstrukteur, Arbeitsvorbereiter, Projektleiter, Technischer / Strategischer Einkäufer. Trainer Karate: Inhaber 5. DAN Schwarzgurt. Zen-Kreis Kiel. Selbstständiger Massage- und Wellnesstherapeut.

Hartmann, Gabriele, *1956, lebt, malt, fotografiert und schreibt im Westerwald. Buchprojekte werden im eigenen bon-say-verlag herausgegeben.

Hartmann, Sylvia.

Haubold, Bettina, *1966, Lehrerin, schreibt in den verschiedensten Genren seit ihrer Kindheit.

Haupeltshofer, Bernhard, beluha, *1955 in Offingen/Donau; lebt und arbeitet in München, in erster Linie Zeichner. Letzte Ausstellung „lob der linie: verneinung und verneigung“. Literarische Veröffentlichungen. Haiku-Anthologien, Künstlerbücher.

Heid, Birgit, *1961, lebt in Landau/Pfalz. Schreibt Haiku, Märchen, Gedichte, Kurzgeschichten; ein Roman. Zehn Buchveröffentlichungen sowie Anthologiebeiträge. 1. Vorsitzende des Literarischen Vereins der Pfalz. Lesungen und literarische Gruppenveranstaltungen.

Helga, Zam, *1968 in Neustadt a.d.W., lebt und wirkt unter diesem Künstlernamen (bürgerlich: Sascha Schuppert-Raetzer) in Plüderhausen in der Nähe von Stuttgart. Studium Philosophie. Arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Sänger, Gitarrist, Dichter und Fotograf mit zahlreichen veröffentlichten Alben und Bildern. Das Haiku in dieser Ausgabe ist sein erstes Haiku und für ihn zugleich die Essenz vieler seiner Lieder.

Hilpert, Hildegard.

Holtz, Anke, *1971, geboren und aufgewachsen an der Ostsee, seit 1995 im Schwäbischen heimisch, Stadtbaumeisterin.

Holweger, Angelika, *1954, lebt in einem Dorf zwischen Neckar und Schwäbischer Alb. Ihre künstlerische Tätigkeit umfasst Malerei, Holzschnitt und Fotografie. Sie ist Mitglied beim Kunsttreff Dietingen und singt in einer Gregorianikgruppe.

Ishikawa-Franke, Saskia, *1941 in Freiburg im Breisgau, lebt in Otsushi, Japan. Über 30 Jahre Lehrtätigkeit an Japanischen Universitäten. 2012 Gründerin eines landesweiten Haikuwettbewerbs in Japan für Gymnasiasten/innen und Studenten/innen: Haiku auf Deutsch. Mitarbeit an verschiedenen Anthologien, dem „Sommergras“ und in einem japanischen Renkukreis. Drei selbstständige Haikubücher und eines in Zusammenarbeit mit Christa Wächtler.

Jacobson, Ilse, *1935 in Meinerzhagen, lebt in Mössingen. Bis 2002 tätig als Diplom-Sozial-Pädagogin Vorschul- und Sonderschulpädagogik.

Jordan, David Ludwig.

Jung, Rüdiger, *1961 im Westerwald. Kur-, Klinik- und Altenheimseelsorger einer evangelischen Kirchengemeinde in Mittelhessen. 1989 Haiku-Preis zum Eulenwinkel. Zwei Haiku-Bücher.

Kähler-Timm, Hilde, *1947 in Holstein, lebt in Travemünde. Dipl. Bibliothekarin, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte. Kinder- und Jugendbuchautorin, Leiterin von Schreibwerkstätten.

Karl-Brandt, Deborah, *1981, lebt in Bonn. Studium der Frühgeschichtlichen Archäologie, Religionswissenschaft und Geographie. Anschließend Promotion in der Abteilung für Skandinavische Sprachen und Literaturen an der Universität Bonn. Schreibt gerne Haiku, sowie Gedichte in freier Form. Beiträge in Anthologien, Jahrbüchern, Zeitschriften.

Kempen, Silvia, *1958, lebt in einem Dorf im Ammerland, schreibt auch dem Haiku verwandte Lyrikformen.

Kiock, Michaela, *1967, wohnt in Köln, 1986-1989 Studium der Japanologie in Köln.

Klein, Sven, *1972 in Köln, lebt in einem Vorort der Domstadt. Der Markenmanager spielt in seiner Freizeit Blues Harmonica.

Klopsch, Anett, lebt in Norddeutschland, Veröffentlichungen in Zeitschriften, Jahrbüchern und Anthologien, fotografiert, schreibt, malt.

Kloth-Bober, Tanja.

Knetsch, Angelika, *1948 in Wilhelmshaven.

Kolb, Angelika, Bremen und Auroville.

Kose, Fuyuko A.

Kramer, Isabella, *1957, lebt und arbeitet in Nienhagen und Celle, Niedersachsen. Intensive Autorentätigkeit seit dem Jahr 2007. Mitglied im Europa-Literaturkreis Kapfenberg. Verfasst Gedichte, Kurzprosa, Cherita und Haiku in Deutsch und Englisch. Durchgängige Internetpräsenz auch unter dem Pseudonym veredit mit mehreren Blogs Gedichte, Haiku, Kindergedichte, Fotografie und Malerei betreffen. Diverse Auszeichnungen und Veröffentlichungen. Übersetzung ihrer Haiku ins Französische, Japanische, Serbische.

Krebs, Gérard. *1946 in Bern (Schweiz), lebt in Helsinki. Privatdozent (Literatur und Kultur der Schweiz). Diverse Buchveröffentlichungen sowie drei Haiku-Bändchen. Zahlreiche Haiku-Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien verschiedener Länder.

Krissel, Tobias, *1977, lebt in Kelkheim am Taunus, studierte Gesellschaftswissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main. Haiku und Musik.

Kuhn, Hans-Joachim, *1955 in NRW, lebt in Sachsen-Anhalt, Studium der Verwaltungswissenschaften, Diplom-Verwaltungswirt (FH), Pensionär, Veröffentlichung von Lyrik und Kurzprosa in Anthologien, Literaturzeitschriften und im Netz.

Kunz, Marianne, *1956, lebt in Tübingen.

Lange, Moritz Wulf, *1971 in Hamburg, lebt in Hamburg. Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Geschichte, ab 2001 Arbeit als freier Autor (Hörspiele, Romane, Sachtexte, Gedichte).

Le Marié, Roger, *1971, ist in Zürich Grafiker, Poet und staunender Harlequin auf der Suche nach den Grenzen des Seins …

Lieber, Matteo, *1997, geboren und aufgewachsen in Österreich, Sinologiestudent in Venedig.

Limbach, Eva, lebt und arbeitet in Saarbrücken. Schreibt Haiku, Senryu, Haibun und Tanka in Deutsch und auch in Englisch.

Linke, Ramona, *1960 im Mansfeldischen, lebt mit ihrem Mann in Salzatal/Beesenstedt, nahe der Lutherstadt Eisleben.

Lockheimer, Birgit, *1959 in Freiburg im Breisgau. Studium der Romanistik und Germanistik, lebt in Hildesheim und Konstanz. Arbeitet seit über 25 Jahren als Verlagslektorin. 2013 stieß sie beim Redigieren eines australischen Buchs auf Haiku, seitdem schreibt sie Haiku und Haibun.

Löbling, Ingrid, *1940, lebt in Halle, Mitglied der Hallenser Haikugruppe.

Ludwig, Horst, *1936 in Ritterswalde, Oberschlesien, lehrte lange am Gustavus Adolphus College in den USA, emeritiert seit Mai 2012. Mitarbeit im Pegnesischen Blumenorden von 1644, in Haiku-Gesellschaften verschiedener Länder und in literarischen und sprachwissenschaftlichen Vereinigungen. 1993 Robert-L.-Kahn-(Lyrik-)Preis; mehrere Preise für Haiku und Tanka. Besonders interessiert am Haiku als sprachlichem Kunstwerk und dessen Analyse.

Meinerts, Ingrid, *1951, lebt in Bremen, schreibt Haiku und anderes.

Mieger, Ruth Karoline, *1946, lebt in Wiesbaden.

Miesen, Conrad, *1952 in Neuwied am Rhein, lebt in Anhausen im Westerwald. Studium der Germanistik, Philosophie und Pädagogik. Langjährige Arbeit als kaufmännischer Angestellter. Schwerpunkte des Schreibens: Lyrik, Kurzprosa, Hörspiel und Essay. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften, Jahrbüchern und Anthologien. 1999 Haikupreis zum Eulenwinkel. Zehn Jahre Mitarbeit als Schriftführer im Vorstand der Deutschen Haiku-Gesellschaft.

Naß, Andrea, *1966, Berlin. Lyrik, Haiku, Texte in Zeitschriften, Anthologien, Jahrbüchern.

Nickolay, Eleonore, *1957 in Koblenz. Studium der Germanistik, Theater-, Film- Fernsehwissenschaft und Philosophie in Köln, lebt in der Nähe von Paris. Im Vorstand der Association Francophone de Haïku und der Deutschen Haiku-Gesellschaft sowie Mitarbeiterin in der Redaktion von Sommergras, der Vierteljahresschrift der Deutschen Haiku-Gesellschaft.

Ochsenstein, Jutta v., *1960, lebt in Süddeutschland, Studium der Germanistik und Romanistik u.a., tätig als Dozentin für Kleinkind- und Naturpädagogik, Achtsamkeits-Lehrerin, Autorin. Veröffentlichungen: Lyrik in Literatur-Zeitschriften, Anthologien und auf Lesungen; Übersetzung von G. Trakl ins Französische (Verlag Voix d’encre).

Opfermann, Thomas, *1975 in Stolberg/Rheinland, Diplom-Kaufmann, verfasst neben seiner beruflichen Tätigkeit als Dozent Haikus und Kurzgeschichten; Ausrichter von literarischen Workshops, Redaktionsmitglied Sommergras der Deutschen Haiku-Gesellschaft; diverse Veröffentlichungen in Anthologien.

Pfaller, Rudi, *1949, pensionierter Lehrer, lebt in Remshalden.

Philipps, Dorothea, *1952, lebt in Halle, fotografiert, musiziert, schreibt Lieder, Mitglied der Hallenser Haikugruppe.

Popović, Tihomir, *1974 in Belgrad. Professor für Musikgeschichte und Musiktheorie, lehrt und forscht in  Luzern und Hannover. Bücher und Artikel zur Musik vom 9. bis zum 20. Jahrhundert. Schreibt Lyrik und Haiku auf Deutsch, schrieb früher auch Reiseberichte und Kindergeschichten auf Serbisch.

Possél, René, *1949 im Ruhrgebiet, wohnt am Rand des Odenwaldes. Studium der Philosophie und Katholischen Theologie; ist Trauerredner und Wortsteller, verfasst Nekrologe, hält ökumenische Predigten und Vorträge.

Ptascheck, Sabina, *1958 mitten im Ruhrpott; lebt in Münster, Westfalen; arbeitet in einer lerntherapeutischen Praxis; liebt es, sich die Natur in der Parklandschaft Münsterland zu Fuß zu erschließen.

Rakowski, Jörg, *1962 in Essen, lebt und arbeitet in Worpswede bei Bremen. Fotografie, Journalismus, japanische Teekeramik.

Rödig, Wolfgang, *1965 in Straubing, lebt in Mitterfels. Veröffentlichung von etwa 400 literarischen Texten in diversen Anthologien, Literaturzeitschriften, Tageszeitungen, Kalendern und Magazinen.

Romahn, Gerd, *1952, lebt im Ruhrgebiet, schreibt Haiku und gestaltet Haiga.

Schaffelhofer, Jörg, *1959, lebt bei Darmstadt, arbeitet im IT-Bereich einer Bank, schreibt Haiku und andere Lyrik.

Schaldach-Helmlechner, Birgit, *1961, lebt und arbeitet in Schlüchtern.

Scherr, Philipp, *1997, lebt und fantasiert in Graz.

Schmidt, Annika Carmen, *1979 in der Wesermarsch. Lyrikerin, veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Fotos, Interviews und Essays zu Kunst, Kultur und Literatur in Zeitungen, Zeitschriften & Anthologien, ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di, im Förderkreis Blindenfußball Berlin und wohnt im Wedding.

Schmidt, Benno, *1964, lebt im Münsterland in der Nähe des Ruhrgebiets.

Schönfeld, Maren, *1970, wohnt in Hamburg. Lyrikerin, Kulturjournalistin und Lektorin.

Schreiber, Dyrk-Olaf, *1954, Germanistikstudium (M.A.), kaufm. Ausbildung, im Ruhestand; schreibt hauptsächlich Lyrik, kurze Prosa, aber auch Haiku und Tanka; viele Veröffentlichungen in Gedichtesammlungen.

Schuldes, Rosemarie,*1952, Apothekerin in Hessen.

Schulz Blank, Helga, *1948 in Innsbruck, aufgewachsen in Berlin, Sozialpädagogin. Von 1979-1994 mit der Familie in Mittel- und Südamerika gelebt. Seit 1994 wohnhaft in Esslingen/Neckar. Schreibt Haiku und Gedichte.

Seithe, Angelica, *1945 in Bad Lauterberg im Harz, lebt in Wettenberg bei Gießen und in München. Psychologische Psychotherapeutin, Dozentin. Neun Lyrikbücher, zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften. Mehrere Auszeichnungen bei Wettbewerben für Lyrik und für Haiku.

Speier, Martin, *1962, lebt auf dem Land in Bayern und arbeitet in einer Klinik.

Spies, Claudia von, *1958, lebt in München, schreibt und malt. Sie ist Märchen- und Geschichtenerzählerin für Erwachsene. Ihre große Leidenschaft ist das Tanzen, besonders Tango Argentino.

Stania, Helga, geboren in Siegen, Studium in Bonn, Lehramtstätigkeit in Biologie und Geographie, lebt seit 30 Jahren in der Innerschweiz; schreibt Haiku, Tanka, Cherita, Haibun und gestaltet Haiga.

Tauchner, Dietmar, *1972, lebt in Südniederösterreich als Autor (Haiku, Lyrik, Prosa, Drama, Essay), Sozialpädagoge & Reisender. Haiku-Publikationen in zahlreichen Ländern. Mehrere Haiku-Preise.

Thiede, Joachim, *1963, ist promovierter Biologe und lebt in Hamburg.

Tiefensee, Tobias, *1984, wohnhaft in Ludwigsburg, Leiter einer Kindertagesstätte.

Timm, Angela Hilde, *1964 in Hamburg, lebt im Landkreis Stade/Niedersachsen. Lebte und arbeitete in den 1980er Jahren als Fremdsprachenkorrespondentin bei Paris. Hat im Frühling 2021 ihr Fernstudium Kunstgeschichte erfolgreich abgeschlossen.

Titelbach, Ulrike, *1971, lebt, forscht und arbeitet in Wien. Der Schwerpunkt ihrer Publikationstätigkeit lag lange Zeit im Bereich der Literaturwissenschaft. Seit 2017 veröffentlicht sie zudem lyrische Texte und fragil verwobene Erzählfragmente in diversen Literaturzeitschriften (etcetera, Morgenstean, neolith, die Rampe …) und Anthologien (Facetten, Jahrbuch österreichischer Lyrik …).

Vogel, Elmar, *1962, lebt und arbeitet in Dresden. Steinmetz und Steinbildhauermeister, Liedermacher, Autor. Schreibt religionsphilosophische Texte mit Fokus auf neutestamentlichen Grundaussagen.

Vriede, Anna, *2003, lebt in Thüringen, macht derzeit ihr Abitur, schreibt Haiku und andere Lyrik sowie Kurzprosa und fotografiert.

Wachowitz, Stefanie.

Wagner, Ruth.

Walbeck, Maike.

Wenzel, Udo, *1957 in Göppingen, lebt in Hamburg. Ein eigenes Haiku-Buch. Mitherausgeber der Anthologie deutschsprachiger Haiku: „Haiku hier und heute“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, 2012).

Winzer, Friedrich, *1941 in Marburg/Lahn, lebt in Biedenkopf-Breidenstein.

Wirth, Klaus-Dieter, *1940, lebt in Viersen am Niederrhein bzw. im Weindorf Burg an der Mosel. Neuphilologe (Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch). Aktives Mitglied in mehreren internationalen Haiku-Gesellschaften. Zahlreiche Veröffentlichungen von Haiku, Essays und Büchern in verschiedenen Sprachen.

Zeller, Birgit, *1977, lebt in Stuttgart und arbeitet als MTA. Sie ist fotografisch-künstlerisch tätig.

Zeraschi, Romano, *1947, lebt in Parma und Cinque Terre. Abschluss in Soziologie. Schreibt Haiku, Haibun, Haiga und Kikobun.

Ziesemer, Iris.


Mitgliedschaften: Viele der Autoren sind Mitglieder der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG: haiku.de ). Im einzelnen aufgeführt wurden, sofern von den Autoren erwähnt, nur Funktionsstellen in dieser literarischen Gesellschaft. Mitgliedschaften in anderen Gesellschaften wurden, soweit literarisch interessant, alle genannten aufgeführt.

Bücher: Viele der Autoren haben Bücher veröffentlicht. Den aktuellen Stand zeigen Buchversande oder die Deutsche Nationalbibliothek.

Netz-Präsenzen: Manche der Autoren betreiben eigene Netz-Präsenzen. Sie sind durch Eingabe des Autorennamens in einen Suchdienst zu finden.


Edition Blaue Felder

Das ist der Produktionsverlag von Volker Friebel. Hier erschienen folgende Haiku-Jahrbücher:

2003: Gepiercte Zungen: 153 Haiku von 37 Autoren.
2004: Der Lärm des Herzens. 142 Haiku von 35 Autoren.
2005: Worte für die Wolken. 100 Haiku von 36 Autoren.
2006: Feine Kerben. 163 Haiku von 55 Autoren.
2007: Große Augen. 226 Haiku von 60 Autoren.
2008: Lauschen der Bach. 108 Haiku von 53 Autoren.
2009: Spuren der Wasserläufer: 187 Haiku von 68 Autoren.
2010: Kirschblütenwind: 314 Haiku von 94 Autoren.
2011: Regler ins Weiß: 352 Haiku von 98 Autoren.
2012: Träume teilen: 387 Haiku von 111 Autoren.
2013: Entropie der Worte: 500 Haiku von 111 Autoren.
2014: Unter dem Milchschaumherz: 591 Haiku von 109 Autoren.
2015: Zwiegespräch mit dem Irrlicht: 606 Haiku von 120 Autoren.
2016: Südwind: 596 Haiku von 115 Autoren.
2017: Leichte Fracht: 556 Haiku von 116 Autoren.
2018: Morgennachrichten: 553 Haiku von 116 Autoren.
2019: Honigspur: 604 Haiku von 121 Autoren.
2020: Nebelland: 647 Haiku von 123 Autoren.

Außerdem hingewiesen sei auf das Grundlagenwerk: Volker Friebel (2019): Das Haiku. Grundwissen – Vertiefungen – der Horizont.

Alle Bücher können im Buchhandel bestellt werden oder auf www.volker-friebel.de/bestellen . Freie pdf-Versionen aller Haiku-Jahrbücher gibt es auf www.haiku-heute.de/jahrbuch

 

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