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Merkmale von Haiku1
Kürze: Haiku werden meist in drei Zeilen gesetzt.
Gegenwärtigkeit: Haiku sind in der Gegenwart. Wenn andere Zeiten vorkommen, dann sind es Erinnerungen oder Zukunftsfantasien, die jemand in der Gegenwart hat.
Konkretheit: Haiku stellen Sachverhalte oder Erlebtes konkret dar, sinnlich miterlebbar.
Externe Orientierung: Haiku beschäftigen sich fast immer mit der äußeren Welt, weniger mit den Vorstellungen des Dichters.
Offenheit: Nach dem Lesen sollte ein Nachhall, etwas Ungesagtes, offen Gelassenes bleiben.
Endreime und Überschriften gibt es nicht.
Haiku heute ist ein Projekt zur Förderung des deutschsprachigen Kurzgedichts. Die Netzpräsenz www.Haiku-heute.de erstellt aus den dort eingereichten Texten Monatsauswahlen. Die Jahrbücher versammeln davon die interessantesten Haiku jedes Jahres, ergänzt durch nur für das Jahrbuch eingereichte Haiku und weitere Texte.
Edition Blaue Felder, Volker Friebel,
Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)
www.Volker-Friebel.de
Redaktion, Gestaltung, Foto: Volker Friebel
Veröffentlichung: Juni 2021
Das Titel-Foto zeigt Windmühlen am Rand der Lasithi-Hochebene auf Kreta.
Alle Rechte liegen bei den Autoren.
Inhalt
Haiku-Verständnis
Nebeneinander
Griff nach dem Wind
Durch den Spiegel
Das Haiku-Jahr
Bücher
Das Netz
Nachbemerkung
Vorwort
Seit etwa hundert Jahren werden in den deutschsprachigen Ländern und in vielen anderen Sprachen der Welt Haiku geschrieben, Kurzgedichte einer besonderen Art. Nach unsicheren Anfängen hat das Haiku auch bei uns seinen Platz in der Dichtung gefunden.
Schon in Japan, seinem Ursprungsland, erlebte das Haiku über die Jahrhunderte immer wieder Phasen des Aufbruchs und der Stagnation, auch des Niedergangs und erneuten Aufbruchs. Die Art in der Welt zu sein, verändert sich über die Zeit – und sie unterscheidet sich zwischen den Menschen und Kulturen. Dichtung folgt diesen Veränderungen und Unterschieden, beeinflusst sie vielleicht sogar ein wenig, und zeigt darunter die Grundtöne auf, die alle Menschen und Kulturen verbinden und die eine Verständigung zwischen ihnen überhaupt erst möglich machen.
Nach einer starken Orientierung an japanischer Ästhetik, vor allem einer Orientierung an einzelnen Regeln der Form, des Jahreszeitenworts und der allerdings missverstandenen 17 Silben, arbeiten viele deutschsprachige Haiku-Dichter auch mit Herangehensweisen moderner europäischer Lyrik. Ob es gelingt, den dichterischen Kern des Haiku dadurch zu bereichern oder ob die Aufnahme europäischer Dichtprinzipien das Haiku verwässert, wird sich zeigen.
Voraussichtlich wird beides geschehen, wie immer vieles gleichzeitig und nebeneinander geschieht, und es wird an uns selbst liegen, welche Strömung wir unterstützen, wo wir zu Hause sein wollen.
Dieses Jahrbuch möchte dokumentieren. Kriterium für die Aufnahme von Haiku aus den vielen tausend erschienenen und eingereichten Texten ist also weder das Erfüllen noch das Brechen von einzelnen Regeln der Form, sondern alleine die literarische Qualität – soweit sie denn ein Herausgeber zu erkennen vermag.
Drei Haiku-Besprechungen eröffnen das Jahrbuch. Sie wollen für diese Gedichtform und ihre besonderen Anforderungen und Möglichkeiten sensibilisieren. In ihnen wird auch auf die Regeln der Haiku-Dichtung eingegangen1.
Über Regeln lässt sich streiten. Für jede Form von Literatur aber gilt: Ein Text muss seine Leser berühren können. Als gute Beispiele dafür präsentieren sich nach den Besprechungen 637 Haiku von 123 Autoren sowie neun Tan-Renga (zweigliedrige Kettengedichte).
Viele dieser Texte wurden 2020 in den verschiedenen Publikationsmöglichkeiten zum Haiku veröffentlicht (siehe Kapitel „Das Haiku-Jahr“), viele erblicken mit diesem Buch erstmals das Licht der Öffentlichkeit.
Alle Texte wurden durch Volker Friebel ausgewählt, kritisch unterstützt durch Elisabeth Menrad. Alle Prosa ohne Verfasserangabe stammt von Volker Friebel.
Das Haiku-Jahrbuch erscheint seit 2003. Die Zahl der Haiku und ihrer Autoren ist in dieser Zeit deutlich gewachsen2. Das lässt hoffen, dass das Haiku, dass Lyrik überhaupt, doch nicht so unzeitgemäß ist, wie man manchmal unken könnte. Vielleicht weil die Beschäftigung mit Dichtung hinter allen Börsen und Bilanzen das Herz nährt.
Haiku-Verständnis
Die Merkmale von Haiku sind Kürze, Gegenwärtigkeit, Konkretheit, externe Orientierung, Offenheit (siehe Seite 2). Sie erschließen sich am besten durch gute Beispiele. Die folgenden Besprechungen gelungener Haiku stellen einiges von dem heraus, worauf es beim Haiku ankommt – und was sich aus Regeln und dem Spiel mit ihnen machen lässt.
Nebeneinander
waldwiese
lausche mit einem käfer
dem mond3
Das Haiku von Michaela Kiock gliedert sich klar in zwei Teile, „waldwiese“ gibt Ort und Grundstimmung vor, „lausche mit einem käfer dem mond“ konkretisiert die Situation durch die Einführung von zwei Subjekten, die Lauschende und den Käfer, und taucht das Bild in den Zauber des Mondlichts.
An diesem Text lässt sich gut wahrnehmen, wie wichtig es bei solch einem kurzem Gedicht wie dem Haiku ist, nicht nur eine Situation zu beschreiben, sondern in etwas davon sehr konkret und vielleicht auch ungewöhnlich zu werden.
„waldwiese / ich lausche dem mond“ wäre durchaus bereits ein Haiku, und es hätte auch etwas Besonderes, durch die Setzung von „lausche“ statt „betrachte“, wie es eigentlich zu erwarten wäre. Wir hören das Licht des Mondes nicht. Oder wir hören es, aber nicht mit den Ohren. Es entsteht in uns beim Lesen des Wortes „lausche“, wenn wir unwillkürlich selbst stiller werden. Wir hören die kleinen Geräusche der Stille. Und es entsteht etwas in uns, wir imaginieren die Atmosphäre dieser silberüberfluteten Waldwiese, so dass das Wort „lausche“ tatsächlich angebrachter als unser übliches Sehen ist, da lauschen eher mit Aufmerksamkeit und mit Stille assoziiert wird.
Das ganz Besondere dieses Haiku aber ist der Käfer, der zwischen diesen wenigen Worten, zwischen Waldwiese und Mond, ganz groß wird. Die Autorin setzt sich im Text nicht über, sondern neben ihn, das macht ihn größer und sie selbst kleiner – verstärkt noch durch Weglassen des Wortes „ich“.
Weglassen von selbstverständlichen Wörtern wie hier „ich“, ist im Haiku eine kitzlige Angelegenheit. Einerseits sollen die Worte sparsam gesetzt sein. Lassen wir zu viel weg, weil der Leser sie ergänzen kann, führt das aber oft zu einem wenig poetischen Telegramm-Stil.
So viel wie möglich streichen, ja – aber sehr genau achtgeben, was eine Streichung nicht nur mit dem Inhalt, sondern auch mit der Atmosphäre und der Sprache des Haiku macht. Und das heißt dann oft, lieber nicht so viel streichen wie möglich wäre.
Hier allerdings passt die Streichung des „ich“ gut zur Zurücknahme der eigenen Person durch den auf gleicher Höhe mit der Autorin gesetzten Käfer.
Lauschen Käfer dem Mond? Die Welt, in der wir leben, in der wir denken, fühlen, handeln, zu Hause sind, ist nicht die physikalische Welt, sondern eine von uns imaginierte – die allerdings physikalische Grundlagen hat. In der physikalischen Welt gibt es keine Geräusche, da gibt es Schallwellen. Die Sinneszellen unseres Ohres setzen diese in elektrische Impulse um, die Nervenzellen unseres Gehirns imaginieren aus diesen elektrischen Impulsen Töne.
In unserer imaginierten Welt lauscht ein Käfer dem Mond, wenn wir ihn im Mondlicht sehen, das Köpfchen leicht erhoben, regungslos still, bis auf die feinen Bewegungen seiner Fühler. Er lauscht, wenn wir es uns vorstellen. Wir selbst lauschen dem Mondlicht, wenn wir den lauschenden Käfer sehen oder ihn uns im Mondlicht der Waldwiese vorstellen.
Der Mond, der sich mir zeigt, wenn nichts anderes geschrieben steht, ist der Vollmond. Das Runde ist ein Symbol für Vollkommenheit. Das Haiku richtet sich über den Käfer an uns Menschen, es bringt uns in seine Position und macht uns die Welt dadurch groß und vollkommen.
Griff nach dem Wind
sturmnacht
der griff des säuglings
nach dem wind4
Das Haiku von Tobias Krissel gibt mit „sturmnacht“ zuerst Situation und Atmosphäre vor, die Verse 2 und 3 lassen den Text dann mit dem Griff des Säuglings nach dem Wind konkret und lebendig werden.
Das Bild ist sehr anschaulich und eindrücklich – ein ganz junges Kind, auf dem Rücken liegend, eine kleine Hand, die nach oben greift, wo nichts ist, was man festhalten kann, wie wir Erwachsenen wissen, wo das Kind aber etwas spürt, das seine Haut und seine Haare berührt, auf das es neugierig ist, mit dem es spielen möchte, das es jedenfalls noch deutlicher spüren will, mit dem es interagieren will.
Erst beim erneuten Lesen des Haiku frage ich mich, wo das Kind sein mag, dass es den Wind einer Sturmnacht spürt. Vielleicht liegt es doch nicht auf dem Rücken, sondern die Eltern sind auf den Balkon oder auf die Veranda getreten, mit dem Kind im Arm, um den Sturm in den Bäumen zu betrachten – als ihnen ihr Kind auffällt, wie es lacht und den unbekannten Freund zu greifen versucht.
Man kann darüber nachdenken, wie es kommt, dass im Deutschen die vorhandenen eigenen Wörter für Kleinkinder kaum mehr verwendet werden und fast ganz durch „Baby“ ersetzt wurden, als seien in unserer Kultur Kinder so fremd geworden, dass ein Fremdwort für sie tatsächlich besser passt. Ersetze ich in diesem Text allerdings „Säugling“ durch „Baby“, verliert das Haiku für mich. Umgekehrt gesagt: Ersetze ich das gewohnte „Baby“ durch „Säugling“, gewinnt es.
Das liegt nicht an einer japanischen Regel, die besagt, dass in Haiku nur japanische Wörter, keine chinesischen, verwendet werden sollen, übertragen auf uns also: keine Fremdwörter. Der Grund dieser Regel dürfte darin liegen, dass Sprache fast immer lebendiger und konkreter wirkt, wenn statt Fremdwörtern gewachsene Sprache zum Einsatz kommt (die auch fremdsprachliche Wurzeln haben kann). Manchmal, wenn kein sinneshaft-konkreter, sondern ein intellektueller Eindruck erzielt werden soll, ist eben doch die Verwendung von Fremdwörtern günstiger.
In diesem Haiku allerdings nicht. Vielleicht weil der Begriff Säugling etwas Urtümliches der Beziehung zwischen Mutter und Kind betont und damit weit besser mit der „Sturmnacht“ korrespondiert, als das etwas blassere Wort „Baby“.
Eine weitere Regel beim Haiku möchte, dass keine doppelten oder zu ähnlichen Begriffe vorkommen. Hier haben wir „Sturm“ und „Wind“. Vielleicht tobt ringsum Sturm, hörbar oben, in den Wipfeln der Bäume. Und das Setzen von „Wind“ weist darauf hin, dass sich der Säugling in einem geschützten Bereich befindet, wo er zwar etwas vom Aufruhr des Himmels mitbekommt, aber nur noch als Wind. So macht die Abstufung der Wörter Sinn.
Das Haiku fasziniert mich aber nicht nur durch die sensibel eingesetzte Sprache, sondern weil es eine Seinsauffassung zeigt, die nicht die unsere ist, aber doch auch unsere war, aus der wir herausgewachsen sind, durch Erfahrung, durch viele leere Griffe in den Wind, eine Seinsauffassung, in der die ganze Welt lebendig ist und wir wie mit Freunden auch mit den Tieren sein können, den Pflanzen, dem Wasser, den Bergen, den Wolken, dem Wind.
Das ist sehr fern unserer Welt der Verschmutzungsrechte und Schadstoffbepreisungen, die vorgibt, Natur schützen zu wollen, aber zunächst noch ein weiteres Geschäft mit ihr machen will, zu ihrem Besten natürlich, und uns damit noch weiter von ihr entfernt.
Das Haiku löst in mir eine Wehmut aus, weil wir aus unserer vernünftigen Welt der Börsen und Bilanzen nicht in die Natur zurück können, jedenfalls nicht so, wie dieses Kind dort ist, auch wenn unsere Weltanschauung in manchen existenziellen Punkten unter die Weltsicht eines Säuglings zurückfällt.
Das Haiku erinnert uns daran, dass eine andere Weltsicht möglich ist, indem es zeigt, dass sie existiert. Das ist Kunst. Zu entwickeln, wie wir unsere Sicht der Welt verändern sollten, um in ihr dauerhaft leben zu können, wäre Aufgabe der Wissenschaft. Aber ich habe den Eindruck, dass Wissenschaft stattdessen fast ganz mit der Optimierung des Bestehenden beschäftigt und zufrieden ist.
Weshalb lese ich Lyrik? Um mich anzuregen, um neue Sichtweisen kennenzulernen, um das Bekannte unter anderen Aspekten neu zu erleben, um die selbstverständlich gewordene Schönheit und Tiefe der Welt neu zu erfahren. Wenn ein Haiku das leistet, ist es gelungen.
Durch den Spiegel
Durch den Spiegel
schaut sie ihn an
den Pfleger der sie wäscht5
Dieses Haiku von Marianne Kunz enthält kein Jahreszeitenwort, es bietet nur ein einziges Bild, nicht zwei Bilder mit einem Spannungsverhältnis wie die meisten gelungenen Haiku, es ist sprachlich nicht besonders elegant oder geschmeidig formuliert. Dennoch halte ich den Text für ein außerordentlich gelungenes Haiku.
Denn Dichtung besteht nicht einfach darin, Regeln zu erfüllen und abzuhaken. Dichtung will Augen öffnen, will dem, der sich in sie hineinbegibt, erst dem Autor, dann dem Leser, die bekannte Welt neu zeigen. Wo Dichtung das schafft, ist sie gelungen, auch wenn sie Regeln bricht und Erwartungen nicht erfüllt. Wo sie das nicht schafft, wo sie in konventionellen Sichtweisen bleibt, sollte sie allerdings Regeln der Form und Erwartungen des Lesers an Ästhetik erfüllen, um wenigstens darin erfreuen zu können.
Das Haiku von Marianne Kunz ist keine leichte Unterhaltung. Sein Blick in den Spiegel zeigt eine Situation, die niemand gern sehen möchte: eine Frau, die von einem Pfleger gewaschen wird.
Das Haiku bleibt bei der bloßen Beobachtung. Die Vorerfahrungen und Vorstellungen des Lesers malen am Text. Die typische Situation, die sich bei mir sofort einstellt, ist das Altersheim. Die Frau ist alt, der Pfleger jung. Das steht nicht im Text, der Text bleibt dafür offen. Typische Situationen müssen im Haiku, müssen generell in der Dichtung, nicht in Einzelheiten gezeichnet werden, ganz wenige Pinselstriche genügen, der Leser ergänzt.
Trotz des Klischees, das dabei entsteht, ist das Haiku alles andere als klischeehaft, denn in diesem Blick, der durch die Worte „Spiegel“ und „schaut“ aus der Situation stark herausgehoben wird, liegt eine ganze Welt des Erlebens. Der Versuch, die Situation genau zu schildern, würde das Haiku schwächen. Die Autorin setzt den Rohbau, das Ergänzen und Erleben überlässt sie dem Leser. Das ist die Offenheit von Haiku, die aber nicht einfach Beliebigkeit der Deutung eines Textes meint. Ein guter Text ist offen, aber keineswegs vage oder vieldeutig, nicht in seinem Gehalt.
Ich spüre die Scham der alten Frau in ihrem Blick, spüre ihre Verzweiflung darüber, wie ihr nach und nach das Leben entgleitet, nun sogar schon der eigene Körper, für den sie nicht mehr selbst sorgen kann, dessen Pflege sie anderen überlassen muss – und wem, sie, die alte Frau? Einem Mann, einem jungen Mann.
Der Pfleger wäscht die Frau vor dem Spiegel. Die Situation ist intim – aber die Frau kommt in ihrem Empfinden als das, was sie ein Leben lang war, eben als Frau, für diesen Mann nicht in Betracht. Vielleicht ekelt er sich sogar vor ihr, ihrem Alter, der faltigen Haut, ihrem Unvermögen zur Hygiene, ihrem Geruch – aber das Verlangen der Frau ist immer noch da, es betrachtet den Pfleger in diesem Spiegel.
Das Haiku gibt all diese Betrachtungen her. Sie stehen nicht drin. Sie sind im Text lediglich angelegt. Mehr muss nicht sein. Mehr sollte nicht sein. Jemand anders, mit anderen Vorerfahrungen und Grundeinstellungen als ich, wird mit den gesetzten Wörtern anderes assoziieren.
Die Kunst dieses Textes besteht in der hohen Sensibilität seiner Wahrnehmung, die sich genau auf das beschränkt, was nötig ist, und damit eine Welt eröffnet, die niemand sehen will, die aber zu unserer gemeinsamen Welt gehört. Was genau wir daraus machen, hängt eben von uns selbst ab. Wir erst, die Leser, erkunden mit unseren verschiedenen Vorerfahrungen und Assoziationen die Möglichkeiten, die ein Text eröffnet.
Dichtung muss sich nicht immer mit den Abgründen beschäftigen oder gesellschaftliche Themen aufgreifen. Dichtung kann auch einfach schön sein, erfreuen, ein gutes Gefühl erzeugen, indem sie Harmonie herstellt und uns mit der Welt freundlich verbindet. Das ist ein starkes Bedürfnis des Menschen und eines, das nicht nur in unserer Zeit viel zu wenig erfüllt wird. Die Welt schöner zu machen heißt auch, die Welt besser zu machen.
Auch Schönheit ist wahr, und wir sind ein Teil von ihr. Wahr sind die Blüten im Mai – und wahr ist das Blütenblatt im Wind. Wahr ist der Kuss, und wahr ist der Tod. Alles kann und sollte Thema von Dichtung sein. Alles zusammen bildet unsere Welt. Jedes einzelne schöne Haiku kann wahr sein und schön. Aber eine Sammlung, in der nur schöne Haiku stehen, ist nicht wahr, sondern schlecht.
Die Situation im Haiku von Marianne Kunz ist zeitlos. Dass ein Jahreszeitenwort fehlt, weist hart darauf hin. Man könnte durchaus eines setzen, eine Vase mit Frühlingsblumen böte sich an oder ein Blütenblatt im Haar des Pflegers.
Wie gut, dass es fehlt! Der Blick in den Spiegel bleibt ohne es unverstellt.
Haiku
Iwa Antonow
Ähren lesen,
den ganzen Sommer
im strohblonden Haar
Kreistanz –
unsere weit geöffneten Arme.
Die Streife auf Abstand.
Sonnenbaden.
Das Guckloch im Zaun
zwinkert.
Marita Bagdahn
Kontaktverbote
er tanzt
mit dem Staubsauger
Mittagshitze
in die trägen Gedanken
taumelt ein Falter
Christa Beau
Kontaktsperre
nur der Frühlingswind
berührt mich
Ausgangssperre
der Versuch mit Tusche
Stille zu malen
nach dem Arztgespräch
die Gartenblumen
ohne Duft
Sommernacht
das leere Bett neben mir
voll Mondlicht
noch frisch das Grab
auf den Wangen
Wimperntusche
am Grab
zwischen duftende Rosen
fallen Kastanien
erster Schnee
das Glitzern der kalten Sterne
auf dem Grab
Winfried Benkel
Geburtstag
das Gewicht
der fehlenden Worte
Silke Berke
Rendezvous im Herbst
Jahrmarkt der Eitelkeiten
Auf Blumen schießen
Martin Berner
Grasmückenlied
sie stellt
die Rollstuhlbremsen fest
Todesnachricht
der Star in der Felsenbirne
sieht ihn lange an
aus dem letzten Brief
der Freundin
eine Schwalbe falten
Schach
die Enkelin bedroht den König
mit der Burg
zweiter Schultag
sie steckt ein Bild ein für Can
der so böse schaut
Kunst des Alterns
im Schaufenster
grantelnd schleckt er sein Eis
sie kämmt sich
mit Sorgfalt
heute kommt Bofrost
Zoom-Chorprobe
wie viele Bücher
alle haben
Advent
sie wählt Sympathy for the devil
als Klingelton
Spätwintersonne
er verbrennt
die angefangenen Briefe
Wolfgang Beutke
Landregen …
das Prasseln der Eicheln
noch im Traum
Lidwina Bilgerig
Nebeltag
nur das Krächzen
der Krähen
Ahornblätter
welch ein Tanzen
im Fallen
am Grab
hockt eine Amsel auf
wir vermissen dich
Ich komme in den Garten
und schon bin ich
verloren
Christof Blumentrath
Gazzetta del Sud
ein Wind vom nahen Meer
blättert zum Sportteil
am Krankenbett
Großmutter operiert
den alten Teddy
Schwarzwälder Kirsch
wie sie tratschen
die kleinen Spatzen
im Opernglas
die feuchte Zungenspitze
der ersten Geige
Cello Suite
mit der linken Hand spielt
ein Sonnenstrahl
auch fünfzig ist nur eine Zahl rote Rosen
klackende Jetons
im Gewitter der Farben
ein blasses Gesicht
B2, Innere
allein – mit dem Muster
des Linoleums
tanzender Staub
die Stille des alten
Bandoneons
Gerd Börner
wilde Akazien –
wir fangen die Blüten
aus dem Wind
im Treppenhaus –
nach dem letzten Kuss
schleicht der Morgen herein
Herbstabend –
Stare tanzen nach den Klängen
des Himmels
arbeitslos –
hinter Gardinen
auf die Straße sehen
Hohe Kiefern –
die Pinselspitze eilt
bis in die Kronen
windstille See –
leise schmatzen die Wellen
dehnen die Zeit
im Abendwind
das erste Lied der Amsel –
gerötete Augen
schlaflos
Meeresrauschen bauscht
die Gardinen
Herbstlaub raschelt –
jetzt erst spüre ich den Wind
in den Augen
Schwarzmond –
ich rede mit ihm
über sein Licht
Elke Bonacker
Abstandsregel
unsere Küsse
aus Schaum und Schokolade
Adrian Bouter
ferne Liebe
der Duft von Äpfeln
im Wind
der Blick des Hundes
beim Ticken des Gehstocks …
bewölkter Tag
Weltnachrichten
sie nährt das Baby
an ihrer Brust
forever young …
die klapprige Leiter
zu den Sternen
geschlossene Kirche
wo das Wort wohnte
ein Schwalbennest
Hafen
ein Wechsel im Wind
entfaltet Möwen
alte Schreibmaschine
in der Stille des Morgens
die Arbeit des Spechts
mich verlierend finde ich dieses Gedicht
hungriger Regen …
vergebens die Suche
nach Keksen
platter Reifen
so viel Luft
um mein Fahrrad
Claudia Brefeld
… wieder spät
das leise Surren
der Nähmaschine
Am Fluss
die zerrissenen Teile
meines Mondes
Schneeschmelze
in ihren Bewegungen
schon Frühling
Brigitte ten Brink
Großvaters Taschenuhr
immer wieder vergisst
sie die Zeit
zunehmender Mond
mein Enkel wünscht sich
ein Geschwisterchen
Ralf Bröker
im Chesterfield-Sessel der Geruch eines Sechzehnjährigen
Mittsommernacht
beim letzten Bier spricht er
von Krebs
iPhone-Abend meine Umwelt unscharf
ins Krankenhaus
hänge Meisenknödel
auf Vorrat auf
Heiner Brückner
Am Tassenrand
die roten Kusslippen
Der Kaffee kalt
Gefüllt mit Regen
der Fischerkahn auf dem Sand
glüht in der Hitze
Teichrosenblätter
beben im Karpfenteich.
Dein Kussmund.
Yann Brunotte
Draußen der Regen.
Die Katze auf dem Sofa
muss etwas rücken.
Stefanie Bucifal
Fischmarkt
Makrelen, verschwommen
im Morgennebel
Kastanien
in meiner Hand
der Atem des Rehs
Klostermorgen
die Gedanken schärfen
am ersten Licht
U-Bahn-Waggon
der Schweiß der anderen
mischt sich mit deinem
Strand
aus dem großen Schatten
löst sich ein kleiner
vor der Ankunft der Boote
schläfrig noch
liegt die Insel im Blau
Erinnerungen –
fielen Blüten auf mich
oder Schnee
alle Haiku geschrieben
doch dann –
dieses Licht
Pitt Büerken
ein Buch
vom Flohmarkt
der Liebesbrief gratis
am Geländer
der Brücke unser Schloss
die früheren auch
Boulespiel
das Klackern der Kugeln
bis tief in die Nacht
der Fahrkartenautomat
es fehlt ihm gänzlich
an Empathie
Gabi Buschmann
Herbstspaziergang –
ein alter Mann sammelt den Glanz
der Kastanien
Zwiegespräch
auf Vaters Grabstein landet
ein Rotkehlchen
alter Friedhof
aus der Flanke des Bronze-Jesus
fliegt ein Spatz
Ingo Cesaro
Abstandsregelung.
Endlich Platz auf den Stühlen –
für tote Freunde.
Als lachte der Mond.
Zu viel Wein getrunken. Voll –
in den Schmutz gestürzt.
Cezar-Florin Ciobîcă
Sonnenblume
der gelbe Klang
deiner Lüge
aufgehender Mond
die gebrechlichen Beine
des Lämmchens
große Hitze
die Schaufensterpuppen
ohne Kleider
Hauptverkehrszeit
die Heiligen Drei Könige
an der Ampel
Selbstisolation
jeden Tag schneide ich
den alten Bonsai
Pandemie
der Weihnachtsmann liest
die neuen Gesetze
krächzende Krähen
in meinem Traumtagebuch
einige Fehler
Silvio Colditz
das Auge der Taube
du wendest es
mit jeder Bewegung
Beate Conrad
Milde Frühlingsnacht –
eine Krankenschwester
nimmt ihre Maske ab.
Wartend am Ufer
nichts als der kalte Himmel
im Blick des Fährmanns.
Aufgehender Mond.
Für das Kind seinen Daumen
und ein Wiegenlied.
Jemand, der ich war
wurde jemand, der ich bin –
Jahreswechsel
Zurückgeblieben
am Gleis kalte Nebelnacht
und ein Kinderschuh.
Erste Pfingstrose
eine Wasserdampfwolke
steigt aus dem Kühlturm
Cape Canaveral –
ein Albatrosjunges nimmt
Anlauf ins All
Am Ende des Schnellzugs Herbstwind
Frisch aufgeschlagen
zwei Tassen Matcha
entfalten die Zeit
Ein Stückchen Leinwand
das geschmierte Thunfischbrot.
Wind die ganze Nacht.
Im Schatten der Lüge Lavendelduft
Jugendliebe …
in der Jukebox die Platte
mit unserm Lied klemmt.
Leichenwagen …
auf seiner Windschutzscheibe
ein Stück vom Himmel.
Zurückgeblieben
im Lärm ziehender Gänse
ein leerer Himmel
Oktoberabend –
vor der Leinwand sitzt
der Künstler und gähnt.
Erster Schnee
der Künstler tauft
sein Gemälde
Zorka Čordašević
Morgendämmerung
vor den Jägern
rennen Hirsche durch den Tau
Alter Mann
redet mit sich selbst
staubiger Weg
Schwalben unter dem Dach
ihr Zwitschern
gegen meine Einsamkeit
Abenddämmerung
an der gefrorenen Pfütze
die Wildente
Pferde rennen
ihre Hufe
schlagen Funken
Maya Daneva
Schweizer Alpensee
zwei blinde Kinder halten ihre Hände
Sonnenuntergang
Hospizbesuch
Mama sagt mir
wie alt der Wind ist
Abschiedsnachricht
meine Eltern schicken ihr letztes Selfie
aus Zürich
frostiger Abend –
mein Stift auf der letzten Seite
meines Tagebuchs
Winterstille
ich höre den Tanz
der Schneeflocken
Matthias Daube
Abendspaziergang
Weißdornblüten am Feldrain
Wie mein Herz schlägt
Reinhard Dellbrügge
Im Gras
ein toter Nestling. Aufstiebt
ein Fliegenschwarm.
Altes Grab.
Der Name zog sich zurück
unters Moos.
Frank Dietrich
die Frau die dort stand
eine junge Birke
im Nebel
abnehmender Mond
den Eisprung
verpasst
Sturmnacht
die Namen der Kinder
die ich nie hatte
social distancing
der mond
im apogäum
Höhlenmalerei
etwas in mir ist älter
als ich
trockenes Flussbett
durch meine Adern
weht Staub
erste Sterne
die Grille singt das Lied
ihrer Vorfahren
Gewitternacht
im Schatten des Hundes
ein Wolf
eine Mücke erschlagen
auf der Tapete
mein eigenes Blut
dieses weiße Rechteck
an der Wand: das Bild
das ich vergessen will
ich bin ich bin nicht die dunkelheit zwischen den u-bahn-stationen
Monsun
der Atem
eines Wals
Seebestattung
Wolken gleiten
durch ihn hindurch
wie die neue Welt
sich auf die alte legt
erster Schnee
zerrissener Liebesbrief
Schnee rieselt
durch meine Finger
Schnee
unter der aufgehenden Sonne
blaue Felder
wo die Augen wären
die blinde Stelle
im Spiegel
ob ich nach ihnen greife
oder nicht
Wintersterne
Vollmond
eine Wolfsspur führt
in mein Herz
Hildegard Dohrendorf
weltverloren
der Alte unter der Brücke
ohne Schlafsack
Ginko im Herbstkleid
ein Straßenmusiker
stimmt seine Geige
Dachbodenfund
mein Teddybär
ohne Augen
Bernadette Duncan
birnenblüten
eine amsel wartet
auf ihr lied
das letzte jahr vergessend
süß geworden
runzlige schlehen
bis wir außen und innen menschen sind
sturm im herbst
alte weltkarte
das brüchige der menschen-
gemachten falten
blümchenmaske die schönheit der gesten
tunnel unter der sandburg
die hand des anderen
königs
kürzester tag
einer geht mit seinem hund
richtung berge
repariere den wachsengel
mit der wärme
meiner hände
rückkehr der schwalben
übersetze gedichte
die ich einmal schrieb
maiwege
manchmal noch ein hufschlag
im wind
letzter tee
unter sternen
morgens im becher
der mond
Pumuckl-Buch
der Geruch von
Lesen können
Mineralienbörse
der Tausch von
Geschichten
im Wiegeschritt des August
zwei alte Pferde
Richtung Schatten
vor dem sturm
in die scheune geflüchtet
werde still wie heu
Hartmut Fillhardt
Stachelbeerbaiser
löffelweise
Wespenchachacha
Brigitte Flicke
Die Kleinen: heim
Am Tischbein angebunden
Das rosa Kätzchen
Gerda Förster
im Winter am Fluss –
ich wärme einen Stein in meiner Hand
kleine Fluchten im Abendlicht wilde Rosen
Winternacht –
zwischen Traum und Tag
die toten Freunde
Traumströme mein Bett wird zur Insel
die gläsernen Ringe …
mein Stein tief im See
Christiane Freimann
Hope, sagt sie,
kommt von hopsen.
Allererster Schnee.
Enkelins Feenbuchstaben
nun
im Staubsauger.
Der Engel auf ihrem Grab
aus Plastik, aus Erdöl,
aus Licht.
ZweiWäschekörbevollkorrigiert
Maskenball im Baumarkt:
Coronatänze
zwischen Schrauben.
Plötzlich ein kleiner Regenbogen
im Buch
Kroküsse
Om Om Om Om Om
Om Om Om Om Om Om Im
Mond.
Rote Tulpen auf dem Tisch,
schwarze an der Wand.
Sonnenaufgang.
Volker Friebel
Nach der Frostnacht
die Glut im Morgenlied
einer Amsel.
Im großen Spiegel
die Welt,
zwischen Schnapsflaschen.
Schlehenblüten …
Jeder Windstoß hebt
Schatten.
Wildnis aus Worten – erster Schnee.
Morgendämmerung.
Aus einem Kürbisacker löst sich
die Sonne.
Die Wespe,
zum Sterben gelegt in dieses
dunklere Blatt.
Ei an Ei
in der Mulde. Wochenmarkt,
Stimmengemurmel.
Nach der Treibjagd
der Wald.
Philipp Gabriel
Brechende Wellen
Auf sich zurückgeworfen
In den Dünen ein Paar.
Loretta Gaukel
Nelken rot auf
deinem Grab – und das Gurren
der Turteltauben.
Hans-Jürgen Göhrung
Ostergeschenk
Die neue Puppe muss erst
in Quarantäne
Klaviersonate
gegenüber tippt ein Mann
im Takt aufs Display
Zeitkurve
Die Rundung des Kieselsteins
in meiner Hand
Vollmond
endlich
nur noch du und ich
Herbstnebel
Die Bettdecke speichert noch
deine Wärme
Tränen
Die Linien der Welt verlieren
ihre Klarheit
Sommerferien
Die Kreissäge des Nachbarn
schneidet ein Stück ab
Abendstunde
Ein Schmetterling saugt Wärme
aus der weißen Wand
Claus-Detlef Großmann
späte heimkehr
du streifst dir vom mantel
stäube & sterne
an der abendtafel
das tischtuch fleckig
wie die haut meiner hand
oktober
wie viele blätter der baum
wie viele schläge mein herz
mit alten Augen
im Zwielicht
noch einmal die Freundin sehen
waldlichtung
abends
nur das wild und der wind
Ruth Guggenmos-Walter
glitzernde bäche
ein halb versintertes blatt
fern der kuckucksruf …
steg
in den nebel –
das glück der teichmuscheln …
die füße baumeln
unter dem steg
spielt das weiherlicht …
der ring
am grund des weihers …
nach dem streit
starenkasten –
das einflugloch abgewetzt –
abendglocken …
salatpflänzchen
in den zeitungsartikel gewickelt
mit den fallzahlen …
hagebutten
im rauhreif –
die ferne des meeres …
ruhig fließender fluss –
die ringe der regentropfen
treiben fort …
der wald
voller zwielicht –
sterndolden …
der junge am wiesenrand –
im baum gefangen
sein drachen …
neujahrsmorgen –
die stille
der tiere …
pfütze am feldweg –
blaue falter
tragen die kühle fort …
ums teelicht moos
und der duft
des nächtlichen waldes …
stockend –
mit dem krah der krähe
krächzt der bleistift übers papier …
zwischen den fichten
das haus der kinder
gelegt aus zweigen und zapfen …
unterm baum
der puppenwagen
voller äpfel …
alter schafstall
auf dem eingebrochenen dach
das spiel der füchse …
der weidezaun weg –
noch der geruch der kühe
am alten weißdorn …
im nebel geborgen –
das haus
an der klippe …
Matthias Gysel
ein Regentropfen
die Schwere einer Wolke
im Netz der Spinne
Dinge
nach dem Weg zu zweit
wieder Dinge
Frühstückskaffee
sie trinkt einen Schluck
Sonne
tango
schritte in deine
umarmung
Rotwein
er spricht in
ihr Glas
Taiki Haijin
Gartenparty –
ich rede lange
mit dem Zwerg
Kurzarbeit
die Leere im
aufgeräumten Keller
Susanne Hanik
Der Geruch von Schnee
morgens im Hof
weht das Jahr vorbei
Claus Hansson
Herbstbrandung –
eins mit dem milden Licht
seine Augen
ohne Zeitung …
der Frühstücksapfel
süßer als sonst
Enklave der Ruhe
die Zeit wird weiß
Herbstnebel –
die tastenden Figuren
einer Kantate
Seine Adern
geschwollen im Licht.
Alter Efeu.
unsere Schritte
in den Gedanken
eines anderen
Herbstmond –
im Flakon funkelt
Walgesang
Cap Arcona
Wellen überspülen
eine Rose
Treibgut –
er sitzt versunken
im Kirchenschiff
Gabriele Hartmann
ob ich spreche
oder schweige – es regnet
Apfelblüten
nackt im Spiegel wir gehen blind über Rot
bergan …
unser Gespräch
wird Nebel
zitternd im See
der Mond – du fragst mich
wer ich lieber wäre
dunkle Wolken
das Rauschen der Fritten
im schäumenden Fett
Eternitplatten
die Nachbarn lassen sich
scheiden
Zoom-Konferenz
in der Tiefe des Raums
ein Seufzen
Neujahrsmorgen – Teeblätter entfalten sich
Traube um Traube
raubt mir die Elster
den Wein
was ich auch sage
gekräuselt die Oberfläche
des Sees
am Ende
eines langen Tages – Stille
in die Regen fällt
Sylvia Hartmann
nach deinem Tod
an einem Glas noch Spuren
deiner Lippen
Erste Grashalme
auf deinem Grab – wie könnte
ich sie ausreißen?
Bettina Haubold
Spuk zu Halloween:
Die schwarze Katze braucht sich
nicht zu verkleiden.
Bernhard Haupeltshofer
„zu!“, ruft der enkel –
das aufgeschlagene buch
eine steinskulptur
äste berühren
die erde – der kalligraph
wächst um die tusche
Birgit Heid
Gegrillte Zucchini
scheibchenweise
spricht er von seiner Frau
Klostercafé
meine Gedanken versunken
im Milchschaum
Bitterschokolade
die dunklen Geheimnisse
meines Opas
Leere Bänke
beim Bittgebet hört der Pfarrer
sich selbst
Neujahr
ich falte die Socken
des Vortags
Weihnachtsgans
ins Blubbern der Wasserpfeife
dein „Ach, übrigens“
Zur Lage der Nation
im Wohnzimmer rattert
die Nähmaschine
Verblühende Akelei
die mattrosa Lippen
meiner Mutter
Walpurgisnacht
sie hat ihren Mundschutz vergessen
Blümchenmuster
mein Erröten hinter der Maske
Rehamaßnahmen
eine junge Frau liest einen
Liebesroman
Zam Helga
Endlich abendstill
Ein Herz hebt sich und senkt sich
Wie das andere
Hildegard Hilpert
Besuch in der Bar –
aus meinem Cocktailglas
sprüht Sommerlaune …
Anke Holtz
Herbstufer
eine Ente fordert ihren Anteil
von meinem Brot
beim Aussortieren
zwischen alten Arztberichten
mein Testament
die Augen des Frühchens
und die Faust
diese Faust
Rotweinglas
sie taucht ihre Lippen
in das Funkeln
Neumond
im Bett neben mir
ein leuchtendes Handy
Flughafenflirt
unsere Lächeln
landen im Mundschutz
Kinderfasching
der kleine Cäsar
erklärt seine Ermordung
hartnäckig
der Schmutzrand der Topfpflanze
die ich verdorren ließ
Hochzeitsplanung
beim Hygienekonzept
gibt es Tränen
in den Fluss starren
ein Fisch springt
durch mein Denken
Sommerwind
aus unseren Lügen wird ein Lied
Kinderspielplatz
mit Masken die Guten
und die Bösen
Kurznachricht
ich schreibe von Sehnsucht
er von Sushi
nach der Kündigung
im Auto laut mitgrölen
zu AC/DC
letzter Arbeitstag
auf einmal so leicht
der Schlüsselbund
Vollmond
mit den Augen des Wolfes
die Nacht ganz nah
Angelika Holweger
erste Blätter fallen …
im Gartenteich
wie einsame Boote
auf ihrem Laptop
Tränen der Nacht …
eingetrocknet
allein heute Nacht
Öffne ein Fenster
Dem Mond
bis ins Abendrot schnurgerade die Wintersaat
Samenflug
Im Gartenteich schwimmen
Sterne
den Mähbalken gestoppt: Margeriten
grußlos vorbei
doch sein Atem
streift mich
Seiltänzerin
am Spinnfaden die Sonne
Saskia Ishiwawa-Franke
Letztes Froschquaken
unter Schäfchenwolken.
Zweite Viruskrise.
Unterm Kragen
einer Herbstjacke versteckt,
brummt eine Wespe.
Schneefall. Kein Job.
Unter einer Brücke
mit Freunden trinken.
Wie hieß sie noch,
fragte sich der Witwer, wir
lachten an Neujahr.
Zikadenhülsen
an Hortensienblättern,
einsame Stille.
Dekor, übervoll,
Weihnachten dieses Mal
alleine.
Ahornblatt
als Tempura verspeist,
erstes date.
Ilse Jacobson
ihr später Tanz …
ein, zwei Schneeflocken
im Licht
Rehe am Waldrand …
ganz Auge sein
Blue Moon
im Traum
den Teich umrundet
geschenkte Zeit
die Wärme
einer Kerze
Mondlicht
eintauchen
in die Farben der Nacht
verschlossene Gärten
richte mich ein
in meinem Gedicht
manchmal ein Schatten –
meine stillen Zwiegespräche
Sommerwind
Rüdiger Jung
Sie kommen kaum hoch
die aufgeschreckten Krähen
Sturm Was für ein Sturm
Hilde Kähler-Timm
Nebelhorn.
Auf ihren Schwingen tragen die Möwen
letztes Licht fort.
Sonnenuntergang am Meer.
In deinen Augen bewahrt
das Leuchten.
Deborah Karl-Brandt
Wintermond
Die Einladung zum Tee
Unbeantwortet
Nach dem Gießen
Lavendelduft lange noch
an meinen Fingern
Frühstück zu zweit
Die Wespe nimmt
etwas Kochschinken
Das Kleinkind
Wie es lacht
mit seinem Spiegelbild
Krötenwanderung
Der leere Becher
in der Hand des Obdachlosen
Efeuranken
Überwuchert der Engel
auf ihrem Grab
Winterregen
Im Mülleimer verwelken
seine Rosen
Der kleine Spatz
weggeflogen – sein Gesang
noch da
Silvia Kempen
die Puppe
unterm Weihnachtsbaum
mit Mundschutz
Regentage
langsam wächst der Frühling
mit dem Puzzle
Michaela Kiock
schneelicht
eingebacken ins brot
sonnenblumenkerne
zwei getrocknete rosen
das gewicht
meiner sommerträume
10. etage
auf augenhöhe
mit einer jungen möwe
erntedank
das salatbeet reich gedeckt für uns,
kleine schnecke
schneewolken
ein kind erzählt mir
die geschichte des himmels
frühlingsgräser ertasten …
die alten sandalen
geschultert
heimweg
über der keuchenden stadt
der mond
mittagshitze
ein schaf weidet
in seinem schatten
nachtgewitter
die weißen risse
der stille
sternenmeer
hinter unseren worten
die weite spüren
nachtwind
das erleuchtete fenster
im hospiz
quarantäne
die schritte der ärztin
wie sie verklingen …
waldwiese
lausche mit einem käfer
dem mond
schattiges schilf
die alte kröte sammelt
morgenlicht
was ich ihm sagen wollte
im maiglöckchenduft
verstummt
sonnenaufgang
ein blindes kind liest
mein gesicht
augustnacht
biete meinen arm
einer mücke
strömender regen
im tiefen farn der hut
eines fliegenpilzes
trennung
nur noch du und ich,
weiße chrysantheme
weihnacht
die krippe erleuchtet
von kindergesichtern
zwischen kirschblüten
das alte paar
korrigiert den mundschutz
spaziergang im nebel
ihre worte
immer klarer
gurgelnder bach
op. 1
mit licht getränkt
Sven Klein
Herbstblues.
Ohrenbetäubende Rückkehr
der Stille.
Innehalten.
Schritt für Schritt aus dieser
dröhnenden Stille.
Anett Klopsch
Gewitterwolken
ungerührt trinkt die Fliege
ihren Morgenkaffee
Hochzeitstag
der kalte Regenguss
nach dem „Ja“
Nach dem Regenguss
das Glitzern und Funkeln im
Grün deiner Augen
Abenddämmerung
alle Worte aufgebraucht
Zikadengesang
Tanja Kloth-Bober
Regennasser Wald.
Eure Lügen und die Wut
versickern lautlos.
Beim Tragen der Maske
– der Gedanke an Orgien.
Hinter mir hustet einer.
Angelika Knetsch
Gartenarbeit
nun bin ich per du
mit dem Rotkehlchen
Angelika Kolb
Morgendämmerung
womöglich weder gut noch schlecht
das Gestrige
Umzug ohne Gepäck
gemeinsam geben sie alles
die Wildgänse
Fuyuko A. Kose
Wintervollmond
durchs Haus zieht der Duft
von Kürbiskuchen
Altjahresabend
die Buntfasane kommen
beinah bis ins Dorf
Isabella Kramer
nebeltag
hinter der stille ruft mich
jemand beim namen
Gérard Krebs
Weihnachtswunder
das Rieseln in den Augen
der Einjährigen
bloß das Gewicht
all seiner Bücher –
Zugvogelzeit
sie zittert
nicht mehr, die Espe
erster Schnee
in den Rockies
ein Kolibri unterbricht
die Stille
lange Zugreise
der nie gesehene Schaffner
in Dantes Hölle
Stimmbruch
das Blätterrauschen
wird harscher
langsamer Gang –
der Wald wird größer
und größer
Mittsommernacht
im Ruf des Prachttauchers
der ganze See
Party-Schiff –
die Lichtsäule des Mondes
beginnt zu tanzen
Schwermut –
im Schaufenster der Frosch
mit Flügeln
der Schwalbenschwanz
klappt seine Flügel auf –
ich schließe mein Buch
Pilgerfahrt
wir wurden Freunde –
der Stab und ich
Tobias Krissel
leise
mein moment
mit dem kleiber
salzcaramel
der geschmack des tees
als er weint
neubau
selbst der vogelschiss
wirkt elegant
kündigung
ich kehre heim
zum rosenduft
Synkope
das Zittern
des Dirigenten
mondkrater
nacht in den augen
des pflegers
sonntagsruhe
unbemerkt
verstummte die fliege
nächster halt
einen schönen tag
wünscht nur die bettlerin
sturmnacht
der griff des säuglings
nach dem wind
Hans-Joachim Kuhn & Jutta v. Ochsenstein
Wildgänsegeschrei
Blicke zum Himmel
ein Kompass trudelt
Marianne Kunz
Erste Amselstrophen
ein Kind legt sein Ohr
an die Erde
Die Augen der alten Puppe
öffnen sich wieder –
Enkelbesuch
Quarantäne
schreibe ihren Namen
in den Blütenstaub
Eingerollte Erntenetze
im Gezweig
Fäden aus Licht
Gekräuselter Moorsee
seine Worte
Wollgras im Wind
Leere Felder
am Wegrand die letzten Blumen
für ihr Grab
Totengedenken
das Ächzen der Eichenbalken
im Glockenstuhl
Wiedersehn
in seinem Bart
schmelzen Eiskristalle
Im fahlen Mondlicht
das Gewicht seines Armes
auf meiner Schulter
Krakelige Handschrift –
Espen zittern
im anflutenden Wind
Enkelbesuch
wir lauschen den Wiegenliedern
von einst
Durch den Spiegel
schaut sie ihn an
den Pfleger der sie wäscht
Nachlass –
jetzt zeigt ihre Uhr
mir die Zeit an
Septemberlicht
die Milde ihres Blickes
beim Trocknen der Tränen
Vollmondnacht
aus meinen Händen tropft Licht
Urlaubsvideo
das Lächeln des Kindes
wird meines
Moritz Wulf Lange
Gras im Dünensand.
Am Strand ragt aus dem Wasser
ein alter Bunker.
Hartmannsweiler Kopf.
Laufgräben widerstehen
den Sommergräsern.
Der einzige Baum
in der Straße – voll Blüten.
Ein Hund hebt das Bein.
Der Möwenschnabel
zeigt in den Wind – und füllt sich
allmählich mit Sand.
Die offene Tür –
alles nahm der Dieb mit, auch
die Wärme im Haus.
Roger Le Marié
beatmungsstation – der moment, als sein ton zur linie wird
Matteo Lieber
Portal zum Frühling
die Schlaflöcher
der Sumpfschildkröten
Quarantäne
der Frühling bricht
die Ausgangssperre
Eva Limbach
Social distancing –
unser neuer Nachbar
dengelt die Sense
Allerheiligen –
die schwarzen Regenschirme
alle geerbt
wer jetzt kein Haus hat
der Whisky in meinem Glas
Fassstärke
Beifang …
die trüben Augen
der Fischer
Bohnen fädeln
meine Hände
wie ihre
Covid-Winter
das einsame Flackern
der LED Kerzen
Heiliger Abend
das Licht in den Fenstern
der Anderen
Lockdown Lockerung
am Wegesrand
ein zertretenes Schneckenhaus
Ausgangssperre –
der junge Hund schüttelt sich
Blüten aus dem Fell
Pusteblumen …
wie weit
wird der Wind uns tragen
was du mir hinterlassen hast …
Wintersterne
Nachsaison –
das Piano im Speisesaal
frisch gestimmt
Endstation –
vom Regenbogen
nur noch das Blau
Ramona Linke
Holz schlichten
auf einem Stück Borke
ein halbes Herz
alter Schulgarten …
unterm knorrigen Apfelbaum
ausruhen
Ballonfahrt …
in meine Hand schmiegt sich
die des Enkels
Pflegeheimflur
einer in Nadelstreifen
beäugt die Rollstühle
am Feldrain
der toten Lerche weit geöffneter Schnabel
früher Herbstabend …
uns wiedergefunden in einer Umarmung
Burnout –
immer wieder malt er
unberührten Schnee
weiße Amaryllis
sie taucht die Pinselspitze in die Tusche
den Pinsel füllen
mit Leere
werde Bambus
die nicht geführten Gespräche
trinke Tee
aus Mutters Tasse
Trennungsjahr
sie betrachtet den hellen Streifen
am Ringfinger
Krisendebatte
unaufhörlich
die Nachtigall
Nebelmorgen …
dem Teig zuschauen
im aufschäumenden Fett
stille Andacht –
im Chorraum die Doppelnatur
des Lichts
Videomeeting
ein Glückskäfer landet
auf meinen Notizen
Abendläuten …
forme meine Gedanken
zum Gebet
Abendzeit …
mich laben
am Leuchten der Stille
Birgit Lockheimer
Kontaktsperre
unverhoffter Besuch
von einer Amsel
Abstandsregeln
der Ober trägt Maßband
Extra-Systole
aus dem Takt geraten
die ganze Welt
Inseltag
rundum nichts
als das Meer in mir
Ingrid Löbling
das alte Paar
die Frau zupft seinen Mundschutz
zurecht
beim Schnäbeln
das Herz der zwei Schwäne
voll Licht
Horst Ludwig
Autoradio:
Baltimore Ravens weit vorn …
Weit vorn ein Adler.
Januarnachtwind…
das Sternenthalermädchen
bleich auf der Brücke
Die Schuhmachersfrau,
„ja, sie starb auf die Schnelle.“
Sandalen wie neu.
Wie sacht ’s reife Korn
sich wiegt und wieder sich wiegt,
wie Grillen zirpen
Lao-tse vergaß es,
als er ins Gebirg einzog …
dich, mein stilles Tal …
Nach dem schmierigen
Echokardiogrammtest
totstille Straßen
Auf dem gleichen Flur
drei Mädchen aus Singapur –
Martiniabend
Septembermorgen,
ferner Wandlungsglockenschlag.
Ein Adler hebt ab.
Vieles hätte ich
noch erledigen müssen –
Nikolausschneesturm
Wie alte Sprüche
das Leiden etwas lindern …
Sanctificetur …
Ingrid Meinerts
Sommerende
im Koffer der Sand
vom vorigen Jahr
Identitätskrise
das Handy erkennt
den Fingerabdruck nicht
Abend im Herbst
das schale Gefühl
nach dem Zappen
tanzende Drachen
im Frühlingswind
sie wagt einen Hüpfer
Ruth Karoline Mieger
Kirschblüten
vier fünf Sprossen der Leiter
erneuern
mit den Lilien
auch Spinnenkinder
verschenkt
die Storchennester
leer
in der Luft Erntestaub
geschlossene Schulen
ein Mädchen malt
die Lehrerin
ihr Lächeln
nach dem Schwangerschaftstest
blühende Kirschen
Conrad Miesen
Für ein Nickerchen
geht in den Beichtstuhl heute
der alte Pastor
Krippen-Ausstellung
in Sankt Martin. Die Aufsicht
ist eingeschlafen
Andrea Naß
Sumpflandschaft –
Der Ehering
ein Artefakt
Eleonore Nickolay
Boule-Spiel
die Flugbahn
des Schmetterlings
Kontakteinschränkung
sprich mit mir –
schöne Blume
Strandpromenade
zwei Lehrer interpretieren
Wolkenbilder
Paris Montparnasse
schief wie der Turm von Pisa
die Fotografin
Tumormarker
in ihrem Gesicht die Spuren
von Tränen
im Lavendelfeld
einen Moment lang
an Gott glauben
Kontaktsperre
wir zähmen
einen Igel
Winterzeit
sie wünscht sich
ein Kätzchen
Sonntag
sie trägt die Maske
mit den Blümchen
Onlinesitzung
die Präsenz
der Fliege
Sterbezimmer
sie wünscht sich eine Handvoll
Erde
Ostern
ein Ei im Garten
aus dem Nest gefallen
Sommerende
ich überlasse das Chalet
einer Spinne
Pariserin
im Schaufenster überprüft sie
den Sitz ihrer Maske
Jutta v. Ochsenstein
nach dem Regen
die Biene trinkt am Tropfen
die Welt
Thomas Opfermann
Glückskekszettelchen
„Ich kann die Welt verändern“
im Tischmülleimer
Türkischer Mohn
Samenkörner keimen an
Nachbars Gartenzwerg
Rudi Pfaller
Angina pectoris
niederlegen
auf einer weiten Wiese
einsamer Weg
eine Grille noch –
verstummt
gegen den Sturm lehnen
unter Bäumen
gebeugt vom Sturm
Dorothea Philipps
Herzinfarkt
geschlossen
der Klavierdeckel
Tihomir Popović
auf dem bürgersteig
das kleine krokodil
macht strandurlaub
warmer herbsttag
auch der vogelkalender
falsch aufgeschlagen
René Possél
dichter nebel
die krähe auf dem baum
fliegt ins nichts
kinderspiel
räuber und gendarm
tragen masken
zwei fetzen papier
vom söhnchen – wir wissen
zwei schiffe
„erde zu erde“
nur eine handvoll
sand verweht im wind
die frau am fenster
ganz vertieft in das putzen
ihres spiegelbilds
halbseitenlähmung
mühsam artikuliert er
das wort „beschissen“
rad putzen
von den schönen fahrten
nur dreck
Sabina Ptascheck
Apfelmus –
Erinnerungen an die
Süße des Sommers
Auf der Haut
das Prickeln des Mairegens –
voller Verheißung
Jörg Rakowski
Zitronenfalter –
Nektar sammelnd
von Grab zu Grab
Wolfgang Rödig
Herbstdepression
der Enkel auf der Schaukel
will noch höher hinaus
Schneeballschlachtenlärm
wehmütig an Fenstern
die Veteranen
unser Walnußbaum
mit den Eichhörnchen
für den Winter sammeln
Gerd Romahn
Im Sucher
Deine Lippen
auf unendlich
Gartenparty
das Funkeln des Mondes
im Rotweinglas
Wiedersehen
sie spielt mit dem Rotweinglas
… dieses Funkeln
Autobahnrauschen
in der kleinen Kapelle
ein Kreuz aus Helmen
Leichter Schneefall
die schlafenden Schwäne
noch weißer jetzt
Corona-News
der unterdrückte Husten
des alten Mannes
Neuer Flughafen
ganz sanft gelandet
eine Schneeflocke
Sperrstunde
die Stammkneipe füllt sich
mit Abwesenheit
Paternoster
von den langen Beinen
nur noch das Rot
Oktobermorgen
zwei Hände voll Farbe
und ein Jauchzer
Jörg Schaffelhofer
ein schrei
ohrenbetäubend
die stille danach
Birgit Schaldach-Helmlechner
zweite rauhnacht
was eben noch last ist
wird fallender schnee
faschingsumzug
die blaskapellen
vom wind dirigiert
aufgestiegen
die gedankenspirale
ist des milans kreisen
herbstlaub …
mein leben ist jetzt, sagst du
wachsende entropie
froststarrer baum
am späten morgen endlich
flügelschläge
Philipp Scherr
Sie lacht
Und die Hängematte
Zittert
Annika Carmen Schmidt
nach dem entrümpeln
mit dem rücken zur leere
die fenster öffnen
ultramarinblau
im museum nur ein seil
vor dem himmel
auf sommerfrische
fruchtfliegenfamilie
im abwaschgebirge
blut gehustet?
erwacht auf rosenblüten
aus dornigem traum
kanalisation
fett & feuchttuchpfropfen
wie rattenkönige
Benno Schmidt
eine kleine laterne
wie sie dem regen trotzt
in der nacht
am fahrrädchen
ein beutel kastanien
vergessen im mondlicht
vor der herz-op
am wegrand
leuchtender klatschmohn
erdgeruch
die vögel im regen
unsichtbar
im einmachglas
mit nach hause genommen
ein stück meer
ausrangierte laute
tief im rosenholz
ein herbstlied
sitzbank am kai
ein boot nimmt die möwen mit
in den morgennebel
latte macchiato
der langsame kellner
ihr ex
Maren Schönfeld
Lockdown
die Telefongespräche
nehmen kein Ende
Stille in Nebeln
die sich auf Bäume legen
auf Wiesen und Blumen
Dyrk-Olaf Schreiber
Gardinenschlitz
größer und größer
der Mond …
bevor der Bach Fluss wird
diese Last
Kirschblütenblätter
Stolperstein – ich helfe ihr hoch
nach dem Putzen
mit Zahnbürsten
diese eine zeit
von schneeflocken
fallen lernen …
beim Stapeln der Scheite
mein Blick
zum alten Kirschbaum …
letzter Brief
zwischen den Zeilen
nichts
langsames Dunkeln
er ordnet Glük
zu einem Kleeblatt
Wanderpause
nun stützt der Stab
Erinnerungen
Rosemarie Schuldes
Sonnenuntergang
hinter leeren Stuhlreihen
Melodien im Ohr
Helga Schulz Blank
ein toter Fuchs
neben dem Jagdschloss
Raben picken
Kirschen.
In diesem Jahr – Unmengen.
Süß wie dein Kuss.
hangle mich entlang
auf dem schmalen Pfad
deines Monologs
An seinem Grab.
Sie wickelt ihre Liebe
in rote Rosen.
abgerissen
vom Kalender die Tage
der Trauer
allein am See
Kieselsteine spielen
mit ihren Händen
Angelica Seithe
Quarantäne –
sie lauscht der Nachtigall
aus ihrem Rechner
Jägermond –
das Röhren der Hirsche
in seinem Traum
Herbstfrühe –
ein ferner Schuss zersprengt
die Sonnenstille
eisiger Frühling –
an der Wäscheleine
zwitschern die Klammern
Fensterspiegel –
durch unsre Umarmung strömt
Sommerregen
Herbstspaziergang –
auch mein Schatten
schweigt
Untergrundbahn –
ein dunkles Gesicht
vom Display erleuchtet
im Laub
die letzten Nüsse mit der
Sohle suchen
während sie kocht
am Abend die Hügel
in sämigem Licht
die Bewegung
knospender Zweige im Wind
badende Dohlen
die weißen Augen
der Burgruine am Morgen –
Rabengeschrei
Notarzteinsatz –
zwischen den Gleisen die Wiese
wund von Mohn
Abstand –
nur unsre Räder noch
eins ans andre gelehnt
Quarantäne –
auf der Terrasse tanzt sie
den Strohbesen-Tango
Martin Speier
baugrube
ein huhn beobachtet
den bagger
Endstadium –
Er lernt ein neues
Klavierstück.
erschrocken
vor einem gesicht
ohne maske
herbstabend
schärfer sehen was war
alte augen
Claudia v. Spies
Ausgangsbeschränkung
ich spaziere
durch einen Wanderführer
Ausgangsbeschränkung
Opa singt am Fenster
„Die Gedanken sind frei“
Helga Stania
wo der strom seine ufer trifft der alte schaukelstuhl
auch dort lächelt jemand fernes ufer
dinkelfeld vergesse den himmel über all dem blau
ein schluck aus der schwefelquelle bernsteinlaub
einkornfeld eine glocke ruft zum gebet
eisiger wind drosseln folgen drosseln von feld zu feld
stare dann wieder abendhimmel
gräser in holz geschnitten die gabe zu sehen
friedwald
dieser eine baum
mich anzulehnen
korallenbleiche
zähle perlen an mutters kette
schwalbenzug der junge streichelt sein kaninchen
limnische zone die metamorphosen in der brechung des lichts
unkartiert am fuße der wand wolkenfluchten
mutters hand
die schatten
von regentropfen
weidenlaub
ich folge
dem fließenden mond
den wind aushalten mein blick aufs ufer stiller freude
regenduft der waldwesen tagesnotiz
schneefall über schmale brücken mir selbst folgen
sommersonnenwende ihre schritte kürzer
plaisir d’amour
sonnenlicht ruht
auf den tasten
wo der baum fiel raum für eine ausstellung
Dietmar Tauchner
Septembersonne
der Schatten an der Mauer
bin ich
Joachim Thiede
Umzug
die leeren Räume
voller Erinnerungen
Corona Café
fast jeder Gast
eine Insel
Acrylfarbtuben
am schnellsten verbraucht
das Weiss
Tobias Tiefensee
flußufer
im alten angelnachen
tummeln fischlarven
deichspaziergang
unser zwiegespräch
zwei monologe
einst unbezwingbar
die burgmauern
angerüstet
verlassene burg
leicht einzunehmen
von der flut
treibgut
sie hält seine Hand
ein wenig fester
frühsommermond
sie lässt ihn nicht schlafen
bafög rückzahlung
gartenfest
in ihr sektglas fallen
holunderblüten
hochzeitstag
ihre ringe wieder vereint
im ultraschallbad
supermarkt
sie sucht zutaten
gegen einsamkeit
kürbisgeist
ein lufthauch nimmt ihm
den schrecken
streuobstwiese
das torkeln
der schafe
ostersonntag
die kleine malt mama
ohne mundschutz
strg + r
den cache löschen
im frühlingswald
balkontüre
die kleine küsst
ihr spiegelbild
ins haus getragen
mit den sonnenblumen
eine honigbiene
Angela Hilde Timm
Arm in Arm
Mäuseschritte zählen
mit Oma Erna
Sonntagsgeläut.
Im Morgenlicht nicken
Osterglocken.
Ulrike Titelbach
im schneegestöber
die äste des zwetschkenbaums
ein eichkätzchen springt
Elmar Vogel
Frühlingsgefühle-
unruhig die Atemzüge
unter der Maske
Anna Vriede
Hochzeitsantrag –
Über deine Lippen
rinnt Schweiß.
Trennung:
Deine Bücher auf
meinem Nachtisch.
Morgenlicht
die Monster stöhnen
unter dem Bett
Stefanie Wachowitz
Vorsicht!
Bitte nicht
auf die Tränen treten.
Maike Walbeck
Tidenhub
an den Strand gespült das Treibholz
die Sterne
morgens im Friedwald
ein Eichelhäher streift
Reif von den Zweigen
eisiger Wind
im Strauchgeäst die Spatzen
dicht an dicht
Udo Wenzel
ein mann eine frau
weichen aus schätzen beide
lächelnd die distanz
Kein Mensch
in der Häuserschlucht
ein Reh
Friedrich Winzer
beäugt
von Nachbars Schafen
der Mähroboter
Herbst
im alten Ballsaal
tanzen Blätter
verborgen
hinter der Maske
die Maske
Schach
sein letzter Zug
im Hospiz
im Rollstuhl
auf Augenhöhe
mit der Dogge
Raureif
zwei jauchzende Kinder
auf einem Müllsack
Stau …
die Dampfstöße
der Zigaretten
Trennung
das ganze Haus
voller Leere
Alzheimer
zart gleiten ihre Finger
über den Flügel
Shutdown
die Lok im Schaufenster
entgleist
Herbstmorgen
ein Kran hebt Steine
ins Nichts
nach dem Streit
das behutsame Rechen
im Zen-Garten
Lockdown
der Himmel bleibt dunkel
im Sternelokal
Klaus-Dieter Wirth
Coronavirus
dicht an dicht im Schlafbaum
die Schar der Krähen
der Schneemann schmilzt
doch er taucht wieder auf
der Gartenzwerg
lauer Sommerwind
lautlos das blaue Läuten
der Glockenblumen
Küstennebel
umso klarer und bunter
die Kiesel im Spülsaum
Nachbargespräche
das stille Blühen
der Blumen
Neunzigjährige
versorgt die Zimmerpflanzen
der Selbstmörderin
Rotkiefern
entlang der Steilküste voll
von Meeresrauschen
Birgit Zeller
Loch im Stalldach
Er pfeift Sabine hinterher
durch seine Zahnlücke
Sterne am Himmel
in den Dünen
wo wir tanzten
Freiluftkino
Die Flugbahn einer Fledermaus
vor der Leinwand
Nach dem Setzen des Kommas
das Grübchen
auf ihrer Wange
Morgenhimmel
Unter der Milchhaut
der Rest des Tages
wieviel wiegt die seele
hinterm horizont
möwenlachen
Romano Zeraschi
Morgendämmerung
der Pfau schlägt ein Rad …
Phase 2
Blatt für Blatt
fließender Herbst …
strömender Bach
ohne einen Freund
in einem fremden Land …
sternenklar die Nacht
nur Schnee
nur ein Krähenruf …
Erwachen
späte Stunde
das Heulen einer Geige –
U-Bahn
Iris Ziesemer
Blitzschnell ein Handstrich
Vom Sand-Mandala bleibt
Ein lächelnder Mönch
Tan-Renga
später Herbst
ein Stück Treibholz
kann nicht anlanden
in starker Strömung
steht dein Schatten
Claudia Brefeld / Angelica Seithe
subito piano
sie sagt sie liebt mich
nicht mehr
in den Schattierungen
ein Hauch zu viel Blau
Christof Blumentrath / Gabriele Hartmann
Selbst Stacheldraht
kann dir Halt sein:
Mohnblume im Wind
mit Sorgfalt zieht sie
ihre Lippen nach
Volker Friebel / Gabriele Hartmann
Pirouetten
sie verdreht
ihre Augen
zahllose Versuche
einen Kreis zu zeichnen
Gabriele Hartmann / Angelika Holweger
Äpfel pflücken
in der neuen Hose
ein Winkelriss
sie stillt sein Blut und spricht
von Nähe
Silvia Kempen / Gabriele Hartmann
Neuschnee
die dünne Haut
der Erde
fröstelnd zieht sie
den Mantel enger
Gabriele Hartmann / Ingrid Meinerts
hinter Gittern
geweitet der Horizont
seiner Augen
das Spinnennetz
zu dicht gewebt
Gabriele Hartmann / Brigitte ten Brink
Wie sich Klatschmohn–
blütenblätter im Wind an-
einanderzittern.
Neujahrsschnee, ausreichend Grund,
um darauf anzustoßen.
Horst Ludwig / Beate Conrad
Gekräuselt der See
eine Feder legt sich weiß
auf Gottes Atem
Glatteis. Vorhersage: Schnee.
Räumung nicht vor morgen nacht.
Beate Conrad / Horst Ludwig
Das Haiku-Jahr
Bücher
Die Suche nach „Haiku 2020“ ergibt bei der Deutschen Nationalbibliothek, die den Auftrag hat, alle in Deutschland erschienenen Veröffentlichungen zu erfassen, 127 Einträge (ähnlich wie 2019), nach genauer Durchsicht und Streichung englischsprachiger Bücher oder verschiedener Ausgaben desselben Buchs bleiben etwa die Hälfte übrig. Fast alle sind bei Kleinverlagen oder im Eigenverlag erschienen.
Die Deutsche Haiku-Gesellschaft (DHG) hat wie jedes Jahr vier Ausgaben ihrer Vierteljahresschrift veröffentlicht („Sommergras“, Ausgaben 128-131). Mitglieder der DHG können im Netz alle seit Ausgabe 60 (März 2003) erschienenen Hefte als pdf laden.
Petra Klingl (Vorstand der DHG) und Stefanie Mattner (www.sternenblick.org ) haben 2020 einen Verlag gegründet, bei dem das Haiku im Fokus stehen soll: Der Rotkiefer Verlag ist in Berlin ansässig und hat bereits einiges vorzuweisen: www.rotkiefer-verlag.de .
Das Haiku-Jahrbuch 2019 („Honigspur“) ist im April 2020 mit 604 Haiku von 121 Autoren erschienen.
Das Netz
2020 waren folgende Projekte aktiv:
Deutsche Haiku-Gesellschaft (DHG): Dachverband mit etwa 300 Mitgliedern (Anzahl seit Jahren steigend), gegründet 1988. Die Zeitschrift Sommergras erscheint vierteljährlich, seit Ausgabe 117 (Juni 2017) als gedrucktes Heft oder als eBuch, als pdf nur noch für Mitglieder zugänglich. Für die Zeitschrift können Haiku und Tanka eingeschickt werden, eine Auswahl davon erscheint im Heft und ist auch online zu lesen. Auch ausgewählte Artikel sind online frei zugänglich.
Netzadresse neu seit Anfang März 2020: haiku.de . Die Gesellschaft hat damit die Adresse des aufgegebenen Hamburger Haiku Verlags übernommen. Es gibt nun wieder interne Mitgliederseiten und Foren.
Haiku heute: Monatsauswahlen, Jahrbuch, Seiten zu Theorie und Praxis des Haiku, gegründet 2003, verantwortet von Volker Friebel. Die pdf-Dateien aller erschienenen Jahrbücher sind frei zugänglich. 2020 wurde zum zweiten Mal ein Haiku-Preis ausgeschrieben, außerdem wurden Autoren-Seiten angelegt. Bei der Google-Suche findet sich Haiku-heute.de 2020 gleich hinter dem Wikipedia-Eintrag zum Haiku und kommt in diesem Jahr auf knapp 70.000 Besucher und 162.000 Seitenaufrufe. Das ist eine deutliche Steigerung zum Vorjahr (40.000 Besucher und knapp 120.000 Seitenaufrufe).
Netzadresse: www.haiku-heute.de
Chrysanthemum: Gegründet 2007 von Dietmar Tauchner, aktuell weitergeführt von Beate Conrad und Klaus-Dieter Wirth. Zweimal jährlich erscheint das Magazin als pdf-Datei. Auf Deutsch eingesandte Haiku werden von der Redaktion ins Englische übersetzt und zweisprachig veröffentlicht. Neben Haiku erscheinen Tanka, Haibun (Haiku-Prosa), Haiga (Verbindung von Bild und Haiku), Essays, Interviews. Die pdf-Dateien aller erschienenen Ausgaben sind frei zugänglich.
Netzadresse: www.chrysanthemum-haiku.net/de
Kukai 24: Stefan Wolfschütz führt etwa monatlich Kukai durch. In einem Kukai wird ein eigenes Haiku eingereicht, und die Haiku aller anderen Mitwirkenden werden bewertet. Die bisherigen Ergebnisse: kukai24.de
Die Österreichische Haiku-Gesellschaft (etwa 60 Mitglieder) betreibt eine Netzpräsenz und gibt einmal jährlich eine Zeitschrift heraus. Auf der Netzpräsenz ist die pdf-Datei einer Ausgabe der Zeitschrift frei zugänglich. Netzadresse: oesterr-haikuges.at
Es gibt eine geschlossene Facebook-Gruppe, Haiku-like, mit den Administratoren Sonja Raab, Simone K. Busch und Ralf Bröker. Wer die Beiträge sehen und teilnehmen möchte, kann sich einladen lassen. Ein öffentlicher Ableger von Haiku-like ist die Haiku-Bühne auf Facebook: https://m.facebook.com/profile.php?id=678232758917771
Eine Übersicht weiterer aktueller und archivierter Haiku-Projekte in deutscher Sprache: www.haiku-heute.de/archiv/haiku-projekte
Eine gelegentlich aktualisierte Liste von internationalen (englischen) Zeitschriften und Ausschreibungen zum Haiku bietet Claudia Brefeld: www.artgerecht-und-ungebunden.de/Haiku-aktuell.htm
Zur Verbindung von Haiku und Bildern gab es 2020, neben den schon erwähnten Haiku-Präsenzen, drei spezielle Einreichseiten:
Haiga im Focus: Monatlich online erscheinende Haiga-Auswahl von Claudia Brefeld.
Netzadresse: www.claudiabrefeld.de/Haiga-im-Focus.htm
AHaiga: Haiga-Portal von Helga Stania, wird vierteljährlich aktualisiert.
Netzadresse: www.ahaiga.ch
Fotohaiku: Martina Sylvia Khamphasith und Diethelm Kaminski veröffentlichen jeden Monat ein Foto, zu dem Haiku eingereicht werden können.
Netzadresse: www.fotohaiku.com
Nachbemerkung
Viele Haiku-Bücher und Veranstaltungen, auch manche verstreute Veröffentlichungen im Netz, haben ihre Quelle außerhalb der Haikukreise im engeren Sinne. Gelegentlich versuchen sich Dichter „normaler“ Lyrik an dieser Gedichtform. Oder Haiku werden im Rahmen von Kunstprojekten veröffentlicht. Nicht wenige Bücher und Veranstaltungen erfolgen durch Autoren, die anscheinend keine Verbindung zur Haikuszene im Netz oder zur Deutschen Haiku-Gesellschaft haben und ihr Wissen ganz aus alten Anthologien japanischer Haiku schöpfen.
Vor allem bei letzterer Gruppe ist das Ergebnis, wie wohl bei allen Versuchen von Nachahmung, meist ziemlich ernüchternd. Aber auch solche Publikationen lassen sich als Beleg für die zunehmende Verbreitung des Haiku in der deutschsprachigen Welt verstehen.
Autoren
Antonow, Iwa, *1964, lebt und arbeitet in Jena, schreibt Lyrik und Kurzprosa; Studium japanischer Blumenkunst.
Bagdahn, Marita, *1957, lebt in Bonn; freiberufliche Poesiepädagogin und Autorin; zwei Bücher mit Kurzprosa; diverse Veröffentlichungen in Anthologien (Lyrik, Kurzprosa, Aphorismen) und in literarischen Publikationen; Fachartikel für Autor*innen; diverse Preise (Lyrik und Prosa).
Beau, Christa, *1948, lebt in Halle / Saale, malt, fotografiert, schreibt; Leiterin der Hallenser Haikugruppe. Von 2003 bis 2009 Vorstandsmitglied der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG). Autorin.
Benkel, Winfried, *1950, lebt in Augsburg. Er schrieb bis 2018 auch unter dem Pseudonym Friedrich Kelben.
Berke, Silke, *1977, lebt in Hannover. Kreatives Schaffen als Grafikerin, Fotografin, Malerin, Autorin. Studium: Grafik-Design (Diplom), Freies Zeichnen, Fotodesign in Darmstadt und Hamburg. Mitgliedschaften: Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, Kunstverein Hannover, Deutscher Verband für Fotografie. Veröffentlichungen und Ausstellungen seit 2003. Passion für Klavierspiel und Gesang.
Berner, Martin, *1948, wohnt in Frankfurt am Main, 2003-2009 Vorsitzender der Deutschen Haiku-Gesellschaft.
Beutke, Wolfgang, wohnt in der Nähe von Hamburg.
Bilgerig, Lidwina, *1953, wohnhaft in Baar (Schweiz). Pensionierte Musiklehrerin. Spielt barocke Blockflötenmusik, singt in einem Chor.
Blumentrath, Christof, *1956, wohnt in Borken und liebt das Leben in und mit der Natur.
Börner, Gerd, *1944 in der Uckermark. Studium der Elektrotechnik, lebt in Berlin, Rentner. Schrieb vier Haikubücher.
Bonacker, Elke, *1952, lebt in Duisburg.
Bouter, Adrian, lebt und arbeitet im „grünen Herzen von Holland“. In seiner Freizeit, wenn er nicht gerade schreibt, fährt er am liebsten mit dem Rad durchs Land.
Brefeld, Claudia,*1956 in Gronau (Münsterland), lebt in Bochum, schreibt seit vielen Jahren Aphorismen und Haiku, nimmt an Kettendichtungen teil. Veröffentlichungen in – auch internationalen – Anthologien und Zeitschriften. Mehrere Haiku-Preise. Sie ist der Natur mit der Kamera auf der Spur und gestaltet Sinnbilder und Haiga. Zwischen 2007 und 2019 im Vorstand der DHG (2. Vorsitzende: 2009-2015). Mitglied der ÖHG.
Brink, Brigitte ten, *1949 im Emsland, lebt seit 1979 in Konstanz, schreibt und fotografiert.
Bröker, Ralf, *1968, Ochtrup – schreibt und veröffentlicht Haiku, Tanka und Haibun auf Deutsch und Englisch. Organisiert die Facebook-Gruppe haiku-like, ist Mitglied der UHTS.
Brückner, Heiner, *1949, war kath. Theologe, Lehrer, Sozialarbeiter, Korrektor. Im Ruhestand freier Journalist (Rezensionen Literatur und Musik) für Tageszeitungen. Autor von Erzählungen, Kurzgeschichten, Lyrik, Haiku in verschiedenen Literaturmagazinen und Anthologien.
Brunotte, Yann, *2010 in Berlin, lebt in Hamburg und geht in die Schule.
Bucifal, Stefanie, *1983, Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften, lebt in Konstanz, Veröffentlichungen von Haiku, Tanka, Lyrik und Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien.
Büerken, Pitt, *1945, lebt in Münster; schreibt Erzählungen, Gedichte, Haiku/Senryu, Tanka/Kyota, Haibun. Veröffentlichung in internationalen Zeitschriften und Anthologien. Ein Haiku-Buch.
Buschmann, Gabi, *1953 in Wiesbaden, lebt in Niederseelbach im Taunus. Passionierte Makrofotografin, betreibt mit ihrem Mann ein nicht kommerzielles Forum für Makrofotografen (www.makro-forum.de ). Gedichte schreibt sie schon länger, Haiku seit 2016, unterstützt vom Haiku-Workshop Wiesbaden.
Cesaro, Ingo, lebt in Kronach als freier Schriftsteller. Über 300 Einzelveröffentlichungen, Mitarbeit an über 400 Anthologien und Sammelbänden. Ansonsten Handpressendrucker, Herausgeber NEUE CRANACH PRESSE, Galerist und Organisator internationaler Kunst- und Literaturprojekte. Literaturprojekte an Schulen und Universitäten des In- und Auslandes, immer verbunden mit einer Setz- und Druckwerkstatt „wie zu Gutenbergs Zeiten“.
Ciobîcă, Cezar Florin, *1971 in Botoşani, Rumänien. Er ist Lehrer an einem Gymnasium und schreibt Kurzprosa und Kurzlyrik.
Colditz, Silvio, *1978, lebt in Waldhufen als Autor, Kalligraf & Marathonläufer. Betreibt „Die kalligrafische Bibliothek der Poesie“.
Conrad, Beate, lebt, arbeitet und schreibt in Hildesheim. Mehrere Preise für Haiku und Haiga. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Strukturanalyse von Haiku, Tanka und verwandten Formen. Seit Mai 2012 gibt sie das Internationale Haiku-Magazin Chrysanthemum heraus.
Čordašević, Zorka, *1951 in Modran (Bijeljina, Republik Srpska). Abschluss der Höheren Tourismusschule. Sie lebt in Frankfurt am Main, schreibt Gedichte, Haiku und Geschichten für Kinder und Erwachsene und ist in mehreren Anthologien vertreten. Einige eigene Bücher.
Daneva, Maya, promovierte Informatikerin, unterrichtet Wirtschaftsinformatik. Lebte lange in Kanada, heute wohnhaft in den Niederlanden. Schreibt und veröffentlicht in Englisch, Deutsch, Französisch und Bulgarisch.
Daube, Matthias, *1956, als Ingenieur promovierter Mathematiker. Zuletzt als Statistiker tätig, kocht, schreibt und gärtnert er in Thüringen.
Dellbrügge, Reinhard, *1952, lebt in Steinfurt. Schreibt Gedichte (vor allem Haiku), Aphorismen, Kurzprosa, Rezensionen und Essays. Veröffentlichungen u.a. in Zeitschriften, Anthologien und Jahrbüchern.
Dietrich, Frank, *1976 in Berlin, lebt in Düsseldorf. Dozent und Privatlehrer.
Dohrendorf, Hildegard, *1951, malt und schreibt in Schleswig-Holstein.
Duncan, Bernadette, *1965, lebt zwischen Alb und Schwarzwald, arbeitete u.a. als Lehrerin und Übersetzerin.
Fillhardt, Hartmut, *1961 am Oberrhein. Informatiker, Projektleiter, Trainer, Zen-Bogenschütze. Lebt heute im Rheingau. Gibt seine Erfahrung weiter in Workshops, Coachings, Lesungen und Schreibwerkstätten. Veröffentlicht Krimis, Gedichte, Essays, Anekdoten, Kinderbücher und Künstlerkarten, zum Teil selbst illustriert.
Flicke, Brigitte, *1954, lebt in Stuttgart.
Förster, Gerda, *1947 in Bochum, wohnt in Nijmegen (Niederlande). Bildende Künstlerin.
Freimann, Christiane Friederike, *1961, lebt und unterrichtet Biologie und Chemie in Zweibrücken, zeichnet Linien.
Friebel, Volker, *1956 in Holzgerlingen, lebt in Tübingen. Promovierter Psychologe. Schriftsteller, Musiker, Bildermacher, Ausbildungsleiter. 2005-2013 Schriftführer der Deutschen Haiku-Gesellschaft. Gründer und Betreiber von Haiku heute.
Gabriel, Philipp, *1980 in Kitzbühel, Studium der Soziologie in Mexiko und Wien, lebt in Wien.
Gaukel, Loretta, *1946, Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Theologie und Judaistik. Mitglied im Haikukreis der djg München.
Göhrung, Hans-Jürgen, *1957, wohnhaft in Überlingen/Bodensee. Unternehmensberater für Kostenoptimierung und psychosoziale Mitarbeiterentlastung. Veröffentlichungen von Haiku im Netz und in Büchern.
Großmann, Claus-Detlef, *1962, Studium der Politik, Literaturwissenschaft und Philosophie, wohnt in Königstein bei Frankfurt, arbeitet als Journalist.
Guggenmos-Walter, Ruth, *1959, lebt und arbeitet freiberuflich in Irsee im Allgäu. Ausbildung zur Silberschmiedin.
Gysel, Matthias, *1962, wohnhaft in Richterswil, Schweiz. Tätig als Berater, Jugend- und Hypnosystemischer Coach.
Haijin, Taiki, Steuerberater und Mediator, lebt seit dem Jahr 2000 in Wiesbaden. 1998-2005 Expeditionen nach Skandinavien und zu den Orkaden, Durchfahrt der Barrapassage. Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung.
Hanik, Susanne, *1962 in Hamburg, Archäozoologin, lebt in Berlin.
Hansson, Claus, *1962 in Bordesholm, wohnhaft in Fargau am Selenter See. Studium der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften. Konstrukteur, Arbeitsvorbereiter, Projektleiter, Technischer / Strategischer Einkäufer. Trainer Karate: Inhaber 5. DAN Schwarzgurt. Zen-Kreis Kiel. Selbstständiger Massage- und Wellnesstherapeut.
Hartmann, Gabriele, *1956, lebt, malt, fotografiert und schreibt im Westerwald. Buchprojekte werden im eigenen bon-say-verlag herausgegeben.
Hartmann, Sylvia.
Haubold, Bettina, *1966, Lehrerin, schreibt in den verschiedensten Genren seit ihrer Kindheit.
Haupeltshofer, Bernhard, beluha, *1955 in Offingen/Donau; lebt und arbeitet in München, in erster Linie Zeichner. Letzte Ausstellung „lob der linie: verneinung und verneigung“. Literarische Veröffentlichungen. Haiku-Anthologien, Künstlerbücher.
Heid, Birgit, *1961, lebt in Landau/Pfalz. Schreibt Haiku, Märchen, Gedichte, Kurzgeschichten; ein Roman. Zehn Buchveröffentlichungen sowie Anthologiebeiträge. 1. Vorsitzende des Literarischen Vereins der Pfalz. Lesungen und literarische Gruppenveranstaltungen.
Helga, Zam, *1968 in Neustadt a.d.W., lebt und wirkt unter diesem Künstlernamen (bürgerlich: Sascha Schuppert-Raetzer) in Plüderhausen in der Nähe von Stuttgart. Studium Philosophie. Arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Sänger, Gitarrist, Dichter und Fotograf mit zahlreichen veröffentlichten Alben und Bildern. Das Haiku in dieser Ausgabe ist sein erstes Haiku und für ihn zugleich die Essenz vieler seiner Lieder.
Hilpert, Hildegard.
Holtz, Anke, *1971, geboren und aufgewachsen an der Ostsee, seit 1995 im Schwäbischen heimisch, Stadtbaumeisterin.
Holweger, Angelika, *1954, lebt in einem Dorf zwischen Neckar und Schwäbischer Alb. Ihre künstlerische Tätigkeit umfasst Malerei, Holzschnitt und Fotografie. Sie ist Mitglied beim Kunsttreff Dietingen und singt in einer Gregorianikgruppe.
Ishikawa-Franke, Saskia, *1941 in Freiburg im Breisgau, lebt in Otsushi, Japan. Über 30 Jahre Lehrtätigkeit an Japanischen Universitäten. 2012 Gründerin eines landesweiten Haikuwettbewerbs in Japan für Gymnasiasten/innen und Studenten/innen: Haiku auf Deutsch. Mitarbeit an verschiedenen Anthologien, dem „Sommergras“ und in einem japanischen Renkukreis. Drei selbstständige Haikubücher und eines in Zusammenarbeit mit Christa Wächtler.
Jacobson, Ilse, *1935 in Meinerzhagen, lebt in Mössingen. Bis 2002 tätig als Diplom-Sozial-Pädagogin Vorschul- und Sonderschulpädagogik.
Jordan, David Ludwig.
Jung, Rüdiger, *1961 im Westerwald. Kur-, Klinik- und Altenheimseelsorger einer evangelischen Kirchengemeinde in Mittelhessen. 1989 Haiku-Preis zum Eulenwinkel. Zwei Haiku-Bücher.
Kähler-Timm, Hilde, *1947 in Holstein, lebt in Travemünde. Dipl. Bibliothekarin, Studium der Germanistik und Kunstgeschichte. Kinder- und Jugendbuchautorin, Leiterin von Schreibwerkstätten.
Karl-Brandt, Deborah, *1981, lebt in Bonn. Studium der Frühgeschichtlichen Archäologie, Religionswissenschaft und Geographie. Anschließend Promotion in der Abteilung für Skandinavische Sprachen und Literaturen an der Universität Bonn. Schreibt gerne Haiku, sowie Gedichte in freier Form. Beiträge in Anthologien, Jahrbüchern, Zeitschriften.
Kempen, Silvia, *1958, lebt in einem Dorf im Ammerland, schreibt auch dem Haiku verwandte Lyrikformen.
Kiock, Michaela, *1967, wohnt in Köln, 1986-1989 Studium der Japanologie in Köln.
Klein, Sven, *1972 in Köln, lebt in einem Vorort der Domstadt. Der Markenmanager spielt in seiner Freizeit Blues Harmonica.
Klopsch, Anett, lebt in Norddeutschland, Veröffentlichungen in Zeitschriften, Jahrbüchern und Anthologien, fotografiert, schreibt, malt.
Kloth-Bober, Tanja.
Knetsch, Angelika, *1948 in Wilhelmshaven.
Kolb, Angelika, Bremen und Auroville.
Kose, Fuyuko A.
Kramer, Isabella, *1957, lebt und arbeitet in Nienhagen und Celle, Niedersachsen. Intensive Autorentätigkeit seit dem Jahr 2007. Mitglied im Europa-Literaturkreis Kapfenberg. Verfasst Gedichte, Kurzprosa, Cherita und Haiku in Deutsch und Englisch. Durchgängige Internetpräsenz auch unter dem Pseudonym veredit mit mehreren Blogs Gedichte, Haiku, Kindergedichte, Fotografie und Malerei betreffen. Diverse Auszeichnungen und Veröffentlichungen. Übersetzung ihrer Haiku ins Französische, Japanische, Serbische.
Krebs, Gérard. *1946 in Bern (Schweiz), lebt in Helsinki. Privatdozent (Literatur und Kultur der Schweiz). Diverse Buchveröffentlichungen sowie drei Haiku-Bändchen. Zahlreiche Haiku-Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien verschiedener Länder.
Krissel, Tobias, *1977, lebt in Kelkheim am Taunus, studierte Gesellschaftswissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main. Haiku und Musik.
Kuhn, Hans-Joachim, *1955 in NRW, lebt in Sachsen-Anhalt, Studium der Verwaltungswissenschaften, Diplom-Verwaltungswirt (FH), Pensionär, Veröffentlichung von Lyrik und Kurzprosa in Anthologien, Literaturzeitschriften und im Netz.
Kunz, Marianne, *1956, lebt in Tübingen.
Lange, Moritz Wulf, *1971 in Hamburg, lebt in Hamburg. Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Geschichte, ab 2001 Arbeit als freier Autor (Hörspiele, Romane, Sachtexte, Gedichte).
Le Marié, Roger, *1971, ist in Zürich Grafiker, Poet und staunender Harlequin auf der Suche nach den Grenzen des Seins …
Lieber, Matteo, *1997, geboren und aufgewachsen in Österreich, Sinologiestudent in Venedig.
Limbach, Eva, lebt und arbeitet in Saarbrücken. Schreibt Haiku, Senryu, Haibun und Tanka in Deutsch und auch in Englisch.
Linke, Ramona, *1960 im Mansfeldischen, lebt mit ihrem Mann in Salzatal/Beesenstedt, nahe der Lutherstadt Eisleben.
Lockheimer, Birgit, *1959 in Freiburg im Breisgau. Studium der Romanistik und Germanistik, lebt in Hildesheim und Konstanz. Arbeitet seit über 25 Jahren als Verlagslektorin. 2013 stieß sie beim Redigieren eines australischen Buchs auf Haiku, seitdem schreibt sie Haiku und Haibun.
Löbling, Ingrid, *1940, lebt in Halle, Mitglied der Hallenser Haikugruppe.
Ludwig, Horst, *1936 in Ritterswalde, Oberschlesien, lehrte lange am Gustavus Adolphus College in den USA, emeritiert seit Mai 2012. Mitarbeit im Pegnesischen Blumenorden von 1644, in Haiku-Gesellschaften verschiedener Länder und in literarischen und sprachwissenschaftlichen Vereinigungen. 1993 Robert-L.-Kahn-(Lyrik-)Preis; mehrere Preise für Haiku und Tanka. Besonders interessiert am Haiku als sprachlichem Kunstwerk und dessen Analyse.
Meinerts, Ingrid, *1951, lebt in Bremen, schreibt Haiku und anderes.
Mieger, Ruth Karoline, *1946, lebt in Wiesbaden.
Miesen, Conrad, *1952 in Neuwied am Rhein, lebt in Anhausen im Westerwald. Studium der Germanistik, Philosophie und Pädagogik. Langjährige Arbeit als kaufmännischer Angestellter. Schwerpunkte des Schreibens: Lyrik, Kurzprosa, Hörspiel und Essay. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften, Jahrbüchern und Anthologien. 1999 Haikupreis zum Eulenwinkel. Zehn Jahre Mitarbeit als Schriftführer im Vorstand der Deutschen Haiku-Gesellschaft.
Naß, Andrea, *1966, Berlin. Lyrik, Haiku, Texte in Zeitschriften, Anthologien, Jahrbüchern.
Nickolay, Eleonore, *1957 in Koblenz. Studium der Germanistik, Theater-, Film- Fernsehwissenschaft und Philosophie in Köln, lebt in der Nähe von Paris. Im Vorstand der Association Francophone de Haïku und der Deutschen Haiku-Gesellschaft sowie Mitarbeiterin in der Redaktion von Sommergras, der Vierteljahresschrift der Deutschen Haiku-Gesellschaft.
Ochsenstein, Jutta v., *1960, lebt in Süddeutschland, Studium der Germanistik und Romanistik u.a., tätig als Dozentin für Kleinkind- und Naturpädagogik, Achtsamkeits-Lehrerin, Autorin. Veröffentlichungen: Lyrik in Literatur-Zeitschriften, Anthologien und auf Lesungen; Übersetzung von G. Trakl ins Französische (Verlag Voix d’encre).
Opfermann, Thomas, *1975 in Stolberg/Rheinland, Diplom-Kaufmann, verfasst neben seiner beruflichen Tätigkeit als Dozent Haikus und Kurzgeschichten; Ausrichter von literarischen Workshops, Redaktionsmitglied Sommergras der Deutschen Haiku-Gesellschaft; diverse Veröffentlichungen in Anthologien.
Pfaller, Rudi, *1949, pensionierter Lehrer, lebt in Remshalden.
Philipps, Dorothea, *1952, lebt in Halle, fotografiert, musiziert, schreibt Lieder, Mitglied der Hallenser Haikugruppe.
Popović, Tihomir, *1974 in Belgrad. Professor für Musikgeschichte und Musiktheorie, lehrt und forscht in Luzern und Hannover. Bücher und Artikel zur Musik vom 9. bis zum 20. Jahrhundert. Schreibt Lyrik und Haiku auf Deutsch, schrieb früher auch Reiseberichte und Kindergeschichten auf Serbisch.
Possél, René, *1949 im Ruhrgebiet, wohnt am Rand des Odenwaldes. Studium der Philosophie und Katholischen Theologie; ist Trauerredner und Wortsteller, verfasst Nekrologe, hält ökumenische Predigten und Vorträge.
Ptascheck, Sabina, *1958 mitten im Ruhrpott; lebt in Münster, Westfalen; arbeitet in einer lerntherapeutischen Praxis; liebt es, sich die Natur in der Parklandschaft Münsterland zu Fuß zu erschließen.
Rakowski, Jörg, *1962 in Essen, lebt und arbeitet in Worpswede bei Bremen. Fotografie, Journalismus, japanische Teekeramik.
Rödig, Wolfgang, *1965 in Straubing, lebt in Mitterfels. Veröffentlichung von etwa 400 literarischen Texten in diversen Anthologien, Literaturzeitschriften, Tageszeitungen, Kalendern und Magazinen.
Romahn, Gerd, *1952, lebt im Ruhrgebiet, schreibt Haiku und gestaltet Haiga.
Schaffelhofer, Jörg, *1959, lebt bei Darmstadt, arbeitet im IT-Bereich einer Bank, schreibt Haiku und andere Lyrik.
Schaldach-Helmlechner, Birgit, *1961, lebt und arbeitet in Schlüchtern.
Scherr, Philipp, *1997, lebt und fantasiert in Graz.
Schmidt, Annika Carmen, *1979 in der Wesermarsch. Lyrikerin, veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Fotos, Interviews und Essays zu Kunst, Kultur und Literatur in Zeitungen, Zeitschriften & Anthologien, ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di, im Förderkreis Blindenfußball Berlin und wohnt im Wedding.
Schmidt, Benno, *1964, lebt im Münsterland in der Nähe des Ruhrgebiets.
Schönfeld, Maren, *1970, wohnt in Hamburg. Lyrikerin, Kulturjournalistin und Lektorin.
Schreiber, Dyrk-Olaf, *1954, Germanistikstudium (M.A.), kaufm. Ausbildung, im Ruhestand; schreibt hauptsächlich Lyrik, kurze Prosa, aber auch Haiku und Tanka; viele Veröffentlichungen in Gedichtesammlungen.
Schuldes, Rosemarie,*1952, Apothekerin in Hessen.
Schulz Blank, Helga, *1948 in Innsbruck, aufgewachsen in Berlin, Sozialpädagogin. Von 1979-1994 mit der Familie in Mittel- und Südamerika gelebt. Seit 1994 wohnhaft in Esslingen/Neckar. Schreibt Haiku und Gedichte.
Seithe, Angelica, *1945 in Bad Lauterberg im Harz, lebt in Wettenberg bei Gießen und in München. Psychologische Psychotherapeutin, Dozentin. Neun Lyrikbücher, zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften. Mehrere Auszeichnungen bei Wettbewerben für Lyrik und für Haiku.
Speier, Martin, *1962, lebt auf dem Land in Bayern und arbeitet in einer Klinik.
Spies, Claudia von, *1958, lebt in München, schreibt und malt. Sie ist Märchen- und Geschichtenerzählerin für Erwachsene. Ihre große Leidenschaft ist das Tanzen, besonders Tango Argentino.
Stania, Helga, geboren in Siegen, Studium in Bonn, Lehramtstätigkeit in Biologie und Geographie, lebt seit 30 Jahren in der Innerschweiz; schreibt Haiku, Tanka, Cherita, Haibun und gestaltet Haiga.
Tauchner, Dietmar, *1972, lebt in Südniederösterreich als Autor (Haiku, Lyrik, Prosa, Drama, Essay), Sozialpädagoge & Reisender. Haiku-Publikationen in zahlreichen Ländern. Mehrere Haiku-Preise.
Thiede, Joachim, *1963, ist promovierter Biologe und lebt in Hamburg.
Tiefensee, Tobias, *1984, wohnhaft in Ludwigsburg, Leiter einer Kindertagesstätte.
Timm, Angela Hilde, *1964 in Hamburg, lebt im Landkreis Stade/Niedersachsen. Lebte und arbeitete in den 1980er Jahren als Fremdsprachenkorrespondentin bei Paris. Hat im Frühling 2021 ihr Fernstudium Kunstgeschichte erfolgreich abgeschlossen.
Titelbach, Ulrike, *1971, lebt, forscht und arbeitet in Wien. Der Schwerpunkt ihrer Publikationstätigkeit lag lange Zeit im Bereich der Literaturwissenschaft. Seit 2017 veröffentlicht sie zudem lyrische Texte und fragil verwobene Erzählfragmente in diversen Literaturzeitschriften (etcetera, Morgenstean, neolith, die Rampe …) und Anthologien (Facetten, Jahrbuch österreichischer Lyrik …).
Vogel, Elmar, *1962, lebt und arbeitet in Dresden. Steinmetz und Steinbildhauermeister, Liedermacher, Autor. Schreibt religionsphilosophische Texte mit Fokus auf neutestamentlichen Grundaussagen.
Vriede, Anna, *2003, lebt in Thüringen, macht derzeit ihr Abitur, schreibt Haiku und andere Lyrik sowie Kurzprosa und fotografiert.
Wachowitz, Stefanie.
Wagner, Ruth.
Walbeck, Maike.
Wenzel, Udo, *1957 in Göppingen, lebt in Hamburg. Ein eigenes Haiku-Buch. Mitherausgeber der Anthologie deutschsprachiger Haiku: „Haiku hier und heute“ (Deutscher Taschenbuch Verlag, 2012).
Winzer, Friedrich, *1941 in Marburg/Lahn, lebt in Biedenkopf-Breidenstein.
Wirth, Klaus-Dieter, *1940, lebt in Viersen am Niederrhein bzw. im Weindorf Burg an der Mosel. Neuphilologe (Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch). Aktives Mitglied in mehreren internationalen Haiku-Gesellschaften. Zahlreiche Veröffentlichungen von Haiku, Essays und Büchern in verschiedenen Sprachen.
Zeller, Birgit, *1977, lebt in Stuttgart und arbeitet als MTA. Sie ist fotografisch-künstlerisch tätig.
Zeraschi, Romano, *1947, lebt in Parma und Cinque Terre. Abschluss in Soziologie. Schreibt Haiku, Haibun, Haiga und Kikobun.
Ziesemer, Iris.
Mitgliedschaften: Viele der Autoren sind Mitglieder der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG: haiku.de ). Im einzelnen aufgeführt wurden, sofern von den Autoren erwähnt, nur Funktionsstellen in dieser literarischen Gesellschaft. Mitgliedschaften in anderen Gesellschaften wurden, soweit literarisch interessant, alle genannten aufgeführt.
Bücher: Viele der Autoren haben Bücher veröffentlicht. Den aktuellen Stand zeigen Buchversande oder die Deutsche Nationalbibliothek.
Netz-Präsenzen: Manche der Autoren betreiben eigene Netz-Präsenzen. Sie sind durch Eingabe des Autorennamens in einen Suchdienst zu finden.
Edition Blaue Felder
Das ist der Produktionsverlag von Volker Friebel. Hier erschienen folgende Haiku-Jahrbücher:
2003: Gepiercte Zungen: 153 Haiku von 37 Autoren.
2004: Der Lärm des Herzens. 142 Haiku von 35 Autoren.
2005: Worte für die Wolken. 100 Haiku von 36 Autoren.
2006: Feine Kerben. 163 Haiku von 55 Autoren.
2007: Große Augen. 226 Haiku von 60 Autoren.
2008: Lauschen der Bach. 108 Haiku von 53 Autoren.
2009: Spuren der Wasserläufer: 187 Haiku von 68 Autoren.
2010: Kirschblütenwind: 314 Haiku von 94 Autoren.
2011: Regler ins Weiß: 352 Haiku von 98 Autoren.
2012: Träume teilen: 387 Haiku von 111 Autoren.
2013: Entropie der Worte: 500 Haiku von 111 Autoren.
2014: Unter dem Milchschaumherz: 591 Haiku von 109 Autoren.
2015: Zwiegespräch mit dem Irrlicht: 606 Haiku von 120 Autoren.
2016: Südwind: 596 Haiku von 115 Autoren.
2017: Leichte Fracht: 556 Haiku von 116 Autoren.
2018: Morgennachrichten: 553 Haiku von 116 Autoren.
2019: Honigspur: 604 Haiku von 121 Autoren.
2020: Nebelland: 647 Haiku von 123 Autoren.
Außerdem hingewiesen sei auf das Grundlagenwerk: Volker Friebel (2019): Das Haiku. Grundwissen – Vertiefungen – der Horizont.
Alle Bücher können im Buchhandel bestellt werden oder auf www.volker-friebel.de/bestellen . Freie pdf-Versionen aller Haiku-Jahrbücher gibt es auf www.haiku-heute.de/jahrbuch