Hans Lesener
Spätnachmittags, lesend. Ins Wohnzimmer nebenan scheint die tiefstehende Sonne. Rot leuchten die Mahagoni-Möbel, der verblichene Gobelin schimmert farbig, Lichtreflexe spielen über Bilder und Wände, Staub flimmert golden. Einen Augenblick lang alles überdeutlich. „So ist es“, denke ich, „das war es. Nie wieder wirst du dieses Licht so sehen, nie wieder dein Zuhause in dieser gläsernen Klarheit wahrnehmen, in deinem ganzen Leben nicht.“ Und während ich versuche, die hellsichtig gesteigerte Wirklichkeit noch einen Atemzug länger festzuhalten, verschattet sie sich schon wieder, wird alltäglich und banal.
Ich nehme ein Buch zur Hand
höre Vater flüstern
„Das ist nichts für dich“
Ersteinstellung: 15.09.2007