Haiku heute schreibt jährlich einen Haiku-Preis aus. Zu gewinnen gibt es Ruhm, Ehre und ein pdf-Zertifikat. Die Teilnahme ist frei.
Haiku-Preis 2019 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2020 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2021 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2022 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2023 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2024 (Auswertung läuft).
Unten jeweils die ersten drei Plätze der bisher abgeschlossenen Haiku-Preise sowie die jeweilige Widmung. Zu ausführlicheren Informationen bitte die Verweise oben verwenden, die auf die Einzelseiten der Ausschreibungen führen.
Haiku-Preis 2023
Platz 1
Mittsommer
das Bachbett füllt sich
mit Stille
Gabriele Hartmann
Platz 2
Dein Atem
noch spürbar im Abendwind
Der Flug der Schwalben
Bernd Reklies
Platz 3
Schlehenblüte
die Wandergruppe
zieht an mir vorbei
Elisabeth Weber-Strobel
Widmung: Claudia Brefeld zu Chiyo-ni
Kaga no Chiyo (1703-1775), besser bekannt als Chiyo-ni, begann mit 17 Jahren Haiku zu schreiben. Als eine der wenigen Haiku-Dichterinnen in der vormodernen japanischen Literatur gilt Chiyo-ni als einflussreiche Figur. Geprägt durch den berühmten Dichter Matsuo Bashō, aber auch als unabhängige Persönlichkeit mit einer eigenen Stimme, ebnete Chiyo-ni mit ihrem Engagement nicht nur den Weg für ihre Karriere, sondern eröffnete auch anderen Frauen den Weg. Chiyo-ni gilt als „Vorreiterin, die sich für den internationalen Kulturaustausch einsetzte“. Viele sahen in ihr eine der wahren Erben Bashōs, sowohl in ihrer Poesie als auch in ihrer bescheidenen Haltung, ihrem warmen Bewusstsein für die Welt und ihrem einfachen Leben. Im Alter von 52 Jahren beschloss sie, buddhistische Nonne zu werden. „Nicht“, so sagte sie, „um der Welt zu entsagen, sondern um ihr Herz zu lehren, wie das klare Wasser zu sein, das Tag und Nacht fließt“.
Das wohl bekannteste Haiku, wenn auch nicht unbedingt das Beste, ist:
asagao ya
tsurube torarete
morai mizu
Die Windenblüte
den Schöpfeimer umrankt
ich bitte um Wasser
(aus: OAG Notizen 5/2004)
Ich persönlich favorisiere eher folgendes Haiku:
Aufgeraute Lippen
vergessen –
klares Quellwasser.
Haiku-Preis 2022
Hier die Texte der ersten Preis-Kategorie, ohne Reihenfolge, alphabetisch geordnet.
Abendläuten
ein Gleitschirmflieger
faltet den Tag
Friedrich Winzer
nächtliches Meer
das leise Gleiten
von Stern zu Stern
Petra Fischer
Vaters Heimkehr –
Nächte voll Heuduft und
wehender Sterne
Angelica Seithe
Widmung: Im Jahr 2022 ist der Haiku-Preis Jane Reichhold (1937-2016) und Werner Reichhold (1925-2017) gewidmet. Selbst herausragende und einflussreiche Autoren, fanden in ihrem Netz-Journal deutschsprachige Dichter immer eine offene Tür. Jane Reichhold hatte in Deutschland studiert, auch einen deutschsprachigen Haiku-Band veröffentlicht, Werner Reichhold war eigentlich Künstler aus Berlin, wandte sich aber auch mit höchst eigenwilligen Schöpfungen dem Gedicht zu. 1987 zog das Paar nach Kalifornien. Ihre Netzpräsenz ist online: https://www.ahapoetry.com/
Haiku-Preis 2021
Platz 1
erstes Enkelkind
ich blicke in die Augen
meiner Großmutter
Hildegard Dohrendorf
Platz 2
Abschied
die Amsel bricht
unser Schweigen
Eleonore Nickolay
Platz 3
Sommerabend
nur die Amsel
und sein Beatmungsgerät
Martin Berner
Widmung: Im Jahr 2021 ist der Haiku-Preis Masaoka Shiki (1867-1902) gewidmet, dem letzten großen Reformer des Haiku. Eine Arbeit von Thomas Hemstege mit ausgewählten Haiku Shikis und dem Abriss einer Biografie erschien 2013 und ist hier im Netz frei einsehbar. Eine ausführliche Darstellung Shikis und seiner Zeit: Michael Reck (1968): Masaoka Shiki und seine Haiku-Dichtung. Dissertation aus München, Referent Horst Hammitzsch.
Haiku-Preis 2020
Platz 1
Burnout –
immer wieder malt er
unberührten Schnee
Ramona Linke
Platz 2
Bitterschokolade
die dunklen Geheimnisse
meines Opas
Birgit Heid
Platz 3 (geteilt)
Altes Grab.
Der Name zog sich zurück
unters Moos.
Reinhard Dellbrügge
Platz 3 (geteilt)
im Lavendelfeld
einen Moment lang
an Gott glauben
Eleonore Nickolay
Widmung: Im Jahr 2020 ist der Haiku-Preis Imma von Bodmershof (1895-1982) gewidmet. Ein Artikel von Conrad Miesen zu ihrer Biografie und ihren Verdiensten um das Haiku erschien 2012 im Sommergras 98 und ist hier im Netz frei einsehbar.
Haiku-Preis 2019
Platz 1
karfreitag
ein schmetterling
bricht das tanzverbot
Tobias Tiefensee
Platz 2
klosterarbeiten
zwischen golddraht und ikonen
ein leises fluchen
Sonja Raab
Platz 3
Befund
Ich warte
auf das Aber
Hans-Jürgen Göhrung
Widmung: Im Jahr 2019 ist der Haiku-Preis Mario Fitterer (1937-2009) gewidmet. Hier seine Mitarbeiter-Seite bei Haiku heute. Hier der Nachruf auf ihn bei der Deutschen Haiku-Gesellschaft [Link nicht mehr aktiv].
Ein Grenzstein,
hoch überwuchert
vom Gras.
Volker Friebel