Haiku-Preis

Haiku heute schreibt jährlich einen Haiku-Preis aus. Zu gewinnen gibt es Ruhm, Ehre und ein pdf-Zertifikat. Die Teilnahme ist frei.

Haiku-Preis 2019 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2020 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2021 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2022 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2023 (abgeschlossen).
Haiku-Preis 2024 (abgeschlossen).

Unten jeweils die ersten drei Plätze der bisher abgeschlossenen Haiku-Preise sowie die jeweilige Widmung. Zu ausführlicheren Informationen bitte die Verweise oben verwenden, die auf die Einzelseiten der Ausschreibungen führen.

Haiku-Preis 2024

Platz 1

Vogelstimmen
Aus den Abendwolken
erhebt sich der Mond

Michael Rasmus Schernikau

Platz 2

Dauerregen
das Klatschen der Skatkarten
immer lauter

Elisabeth Weber-Strobel

Platz 3 (geteilt)

möwennachwuchs
mein fischbrötchen
lernt fliegen

Tobias Tiefensee

Platz 3 (geteilt)

einsamer Hafen …
nur die lachenden Möwen
im Winterwind

Benjamin Bläsi

 

Widmung: Der Haiku-Preis bietet Gelegenheit, auf besondere Personen der Haiku-Dichtung hinzuweisen. Im Jahr 2024 ist der Preis Erika Schwalm (1941-2005) gewidmet. Sie lebte in Frankfurt am Main, war international anerkannte Ikebana-Meisterin, Gründerin des Frankfurter Haiku-Kreises und Gründungsmitglied der Deutschen Haiku-Gesellschaft. Hier ihre Gedächtnisseiten auf Haiku heute.

 

Haiku-Preis 2023

Platz 1

Mittsommer
das Bachbett füllt sich
mit Stille

Gabriele Hartmann

Platz 2

Dein Atem
noch spürbar im Abendwind
Der Flug der Schwalben

Bernd Reklies

Platz 3

Schlehenblüte
die Wandergruppe
zieht an mir vorbei

Elisabeth Weber-Strobel

 

Widmung: Claudia Brefeld zu Chiyo-ni

Kaga no Chiyo (1703-1775), besser bekannt als Chiyo-ni, begann mit 17 Jahren Haiku zu schreiben. Als eine der wenigen Haiku-Dichterinnen in der vormodernen japanischen Literatur gilt Chiyo-ni als einflussreiche Figur. Geprägt durch den berühmten Dichter Matsuo Bashō, aber auch als unabhängige Persönlichkeit mit einer eigenen Stimme, ebnete Chiyo-ni mit ihrem Engagement nicht nur den Weg für ihre Karriere, sondern eröffnete auch anderen Frauen den Weg. Chiyo-ni gilt als „Vorreiterin, die sich für den internationalen Kulturaustausch einsetzte“. Viele sahen in ihr eine der wahren Erben Bashōs, sowohl in ihrer Poesie als auch in ihrer bescheidenen Haltung, ihrem warmen Bewusstsein für die Welt und ihrem einfachen Leben. Im Alter von 52 Jahren beschloss sie, buddhistische Nonne zu werden. „Nicht“, so sagte sie, „um der Welt zu entsagen, sondern um ihr Herz zu lehren, wie das klare Wasser zu sein, das Tag und Nacht fließt“.

Das wohl bekannteste Haiku, wenn auch nicht unbedingt das Beste, ist:

asagao ya
tsurube torarete
morai mizu

Die Windenblüte
den Schöpfeimer umrankt
ich bitte um Wasser

(aus: OAG Notizen 5/2004)

Ich persönlich favorisiere eher folgendes Haiku:

Aufgeraute Lippen
vergessen –
klares Quellwasser.

 

Haiku-Preis 2022

Hier die Texte der ersten Preis-Kategorie, ohne Reihenfolge, alphabetisch geordnet.

 

Abendläuten
ein Gleitschirmflieger
faltet den Tag

Friedrich Winzer

 

nächtliches Meer
das leise Gleiten
von Stern zu Stern

Petra Fischer

 

Vaters Heimkehr –
Nächte voll Heuduft und
wehender Sterne

Angelica Seithe

 

Widmung: Im Jahr 2022 ist der Haiku-Preis Jane Reichhold (1937-2016) und Werner Reichhold (1925-2017) gewidmet. Selbst herausragende und einflussreiche Autoren, fanden in ihrem Netz-Journal deutschsprachige Dichter immer eine offene Tür. Jane Reichhold hatte in Deutschland studiert, auch einen deutschsprachigen Haiku-Band veröffentlicht, Werner Reichhold war eigentlich Künstler aus Berlin, wandte sich aber auch mit höchst eigenwilligen Schöpfungen dem Gedicht zu. 1987 zog das Paar nach Kalifornien. Ihre Netzpräsenz ist online: https://www.ahapoetry.com/

 

Haiku-Preis 2021

 

Platz 1

erstes Enkelkind
ich blicke in die Augen
meiner Großmutter

Hildegard Dohrendorf

 

Platz 2

Abschied
die Amsel bricht
unser Schweigen

Eleonore Nickolay

 

Platz 3

Sommerabend
nur die Amsel
und sein Beatmungsgerät

Martin Berner

 

Widmung: Im Jahr 2021 ist der Haiku-Preis Masaoka Shiki (1867-1902) gewidmet, dem letzten großen Reformer des Haiku. Eine Arbeit von Thomas Hemstege mit ausgewählten Haiku Shikis und dem Abriss einer Biografie erschien 2013 und ist hier im Netz frei einsehbar. Eine ausführliche Darstellung Shikis und seiner Zeit: Michael Reck (1968): Masaoka Shiki und seine Haiku-Dichtung. Dissertation aus München, Referent Horst Hammitzsch.

 

Haiku-Preis 2020

 

Platz 1

Burnout –
immer wieder malt er
unberührten Schnee

Ramona Linke

 

Platz 2

Bitterschokolade
die dunklen Geheimnisse
meines Opas

Birgit Heid

 

Platz 3 (geteilt)

Altes Grab.
Der Name zog sich zurück
unters Moos.

Reinhard Dellbrügge

 

Platz 3 (geteilt)

im Lavendelfeld
einen Moment lang
an Gott glauben

Eleonore Nickolay

 

Widmung: Im Jahr 2020 ist der Haiku-Preis Imma von Bodmershof (1895-1982) gewidmet. Ein Artikel von Conrad Miesen zu ihrer Biografie und ihren Verdiensten um das Haiku erschien 2012 im Sommergras 98 und ist hier im Netz frei einsehbar.

 

Haiku-Preis 2019

 

Platz 1

karfreitag
ein schmetterling
bricht das tanzverbot

Tobias Tiefensee

 

Platz 2

klosterarbeiten
zwischen golddraht und ikonen
ein leises fluchen

Sonja Raab

 

Platz 3

Befund
Ich warte
auf das Aber

Hans-Jürgen Göhrung

 

Widmung: Im Jahr 2019 ist der Haiku-Preis Mario Fitterer (1937-2009) gewidmet. Hier seine Mitarbeiter-Seite bei Haiku heute. Hier der Nachruf auf ihn bei der Deutschen Haiku-Gesellschaft [Link nicht mehr aktiv].

 


 

Ein Grenzstein,
hoch überwuchert
vom Gras.

Volker Friebel