von Volker Friebel
Mila Bubliy & Philipp Herold (2020): Haiku Tagebuch. Japanische Achtsamkeit im Alltag. Verlag Komplett Media, München, 173 Seiten, fester Einband, 20 €.
Mit der komplexer und schneller werdenden Welt steigen die Probleme der Menschen. Förderung von Achtsamkeit ist eine Antwort darauf. Die Autoren des Buchs möchten das Haiku und das Führen eines Haiku-Tagebuchs als Möglichkeit von Achtsamkeit im Alltag vorstellen. Und als Möglichkeit, die eigenen Gefühle und Gedanken zu erkunden. „Ein Haiku-Tagebuch ist ein künstlerisches Ventil der (Selbst-)Reflexion“, heißt es im Vorwort.
Das Buch bietet nach einer Einführung in das Haiku praktische Hinweise aus dem Kreativen Schreiben zur Gestaltung eigener Haiku, so Sammlung von Worten, Begriffen, Gedankensplittern, sowie regelmäßiges Schreiben. Die notierten Wörter werden den asiatischen fünf Elementen zugeordnet und zu Haiku erweitert.
Eine Anzahl Seiten des Haiku-Tagebuchs werden von beispielhaften Haiku der Autoren eingenommen, immer den fünf Elementen zugeordnet. Die Hälfte des Buchs bleibt den Lesern überlassen, um eigene Haiku in das Tagebuch einzutragen, unter der Zuordnung zu den fünf Elementen.
Das Konzept des Buchs ähnelt nur von ferne der Haiku Agenda (Deutsche Haiku-Gesellschaft, erscheint jährlich), die einen Wochenkalender zum Eintrag von Haiku und ein „Haiku der Woche“ als Anhaltspunkt vorgibt.
Vage erinnere ich mich an zwei oder drei Bücher mit dem Hintergrund, Haiku als Selbsttherapie einzusetzen, gefunden habe ich nur noch eines: Ludwig Steinfeld (1981): Der Weg zum Haiku. Schöpferische Freude und seelische Befreiung durch Dreizeiler-Gedichte.
Der Bezug von vielen Haiku zur Achtsamkeit ist offenkundig, so liegt es durchaus nahe, das Haiku als besonders geeignete literarische Annäherung an Achtsamkeit zu betrachten. Wobei es dann weniger auf die entstehende Literatur ankommt, als vielmehr auf den Einfluss des Schreibens auf Wahrnehmen und Sinnen. Ich denke, viele Haiku-Autoren schätzen das. Vielleicht kann das Buch von Bubliy & Herold über diesen Aspekt Menschen auf das Haiku aufmerksam machen, die sonst weniger literarisch interessiert sind.
Ich wünsche dabei viel Erfolg, für die Autoren und für unsere kleine, aber vielfältige Form des Gedichts!