… und der Duft von Jasmin

Der Haiga-Künstler Jerry Dreesen
Angelika Wienert

Das Haiga

Die Wurzeln des Haiga liegen in der Nanga-Malerei, die von China aus ihren Weg nach Japan nahm.
Ein Haiga „… ist eine Form der visuellen Kunst bei der Text und Bild auf einer gemeinsamen Unterlage kombiniert werden … Haiku und Bild in einem Haiga sollen gleichberechtigt dargestellt werden und wirken. Dabei korrespondieren Bild und Text dergestalt, dass das Bild ein eigenständiges Kunstwerk bleiben sollte und nicht zur „wörtlichen“ Illustration der Haiku-Idee wird … In einem Haiga erklärt weder das Haiku das Bild noch illustriert das Bild das Gedicht, sondern Haiku bzw. Bild fügen eine neue Ebene zu dem jeweils anderen künstlerischen Element hinzu.“ (Gerd Börner)

Die ersten Haiga erschienen im 17. Jahrhundert, etwa zur gleichen Zeit wie das hokku (damals war der Begriff Haiku noch unbekannt). Viele der japanischen Meister (Basho, Buson, Issa und andere) schufen Haiga-Kunst. Buson wird im allgemeinen als derjenige angesehen, der die Ausdrucksmöglichkeiten dieser Kunstform vollendet beherrschte (Jeanne Emrich).

Neben dem traditionellen Haiga (mit dem Pinsel gemaltes Bild, das Haiku als Kalligraphie), gibt es zahlreiche moderne, experimentelle Formen, unter anderem Haiga, die Elemente der Collage enthalten, diese möglicherweise mit Malerei kombinieren, Foto-Haiga, digitale Haiga, Mischtechniken (Ray Rasmussen).

Der Künstler

Schon über vierzig Jahre schreibt Jerry Dreesen (Indiana, USA) Gedichte und Kurzgeschichten. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2002 hat er die Haiga-Kunst entdeckt. Carrie Berry übertitelt eine Vorstellung von Dreesens Haiga-Arbeiten mit „A Taste of Haiga“ (Der Geschmack des Haiga), und in der Tat lassen die Haiga den Betrachter und Leser das Besondere des Moments schmecken, der es Wert ist, durch Wort und Bild geteilt zu werden. (Carrie Berry)

Haiga und Aquarelle stellt Jerry Dreesen auf seiner art blog gallery vor.

Künstlerische Arbeiten Dreesens wurden unter anderem bei Simply Haiku, Moments, Reeds, Mindfire Revisited und Haiga-On-line veröffentlicht. Jerry Dreesen ist Mitglied der Redaktion des vierteljährlich erscheinenden Haiku-Net-Magazins Simply Haiku (Editor für „Haiga (New Art Forms)“ und „Haiga (Traditional Art Forms)“.

Vor kurzem fand in der Big Car Gallery in Indianapolis (USA) eine Ausstellung statt, wo acht seiner Haiga präsentiert wurden. Interessant war für mich, zu erfahren, dass Dreesen bei seinen Haiga zum Teil auch mit anderen Künstlern zusammenarbeitet, zum Beispiel mit Joyce Maxner.

Ich freue mich, dass Jerry Dreesen die folgenden Haiga für diesen Artikel zur Verfügung stellte. Die Haiku wurden von Angelika Wienert in Kooperation mit Dietmar Taucher übersetzt. Unter den Haiga finden sich Angaben zur Haiga-Technik, die mir der Künstler schickte.

Vier Haiga von Jerry Dreesen

Wasserfarbe und Feder, Text digital

kleinstadt
der kater kennt seinen weg
durch den schnee

Wasserfarbe und Feder, Text digital

allein mit dem wind
meine worte
weg geblasen

Feder, Tinte; digitale Bearbeitung

im garten
wirbelnd, tanzend
frühlingsblüten

Feder, Tinte; digitale Bearbeitung

nach dem bad
tee und der duft
von jasmin

Verweise

(Bemerkung von Volker Friebel: Die 2006 beigefügten Verweise funktionieren August 2018 beim Neuaufbau der Seite alle nicht mehr. Dafür sei verwiesen auf: http://jerrydreesen.blogspot.com/)

 

Ersteinstellung: 10.05.2006