Rezension von Volker Friebel
Elena Abendroth (2020): Einzigartiger. Haiku für Dich. Kindle Direct Publishing (Amazon), PapierBuch: 125 Seiten, 7,84 €, eBuch (Amazon): 1,84 €.
„Die Haiku wenden sich an jeden einzigartigen Menschen, insbesondere an den Geliebten“, schreibt die Autorin in ihrer Einleitung. Im Nachwort schreibt sie über den Einfluss des (Zen-) Buddhismus auf das Haiku und ihre Dichtung. „Auch im Alltag unserer westlichen Kultur kann der gegenwärtige Moment als ein wundervoller Moment achtsam wahrgenommen und genossen werden“, heißt es zum Abschluss des Buchs.
Auf jeder Textseite des Buchs werden ein bis vier Haiku mit einer Unterschrift präsentiert, die das Thema angibt. Aufgelockert wird das Buch mit Kalligraphien und Schwarz-Weiß-Fotos, viele von bemalten Steinen oder von anderer Natur.
Die Haiku selbst sind alle im Silbenmaß 5-7-5 verfasst, was mir stimmig erscheint; die feste Fügung korrespendiert mit dem fest gefügten Inhalt, fast immer sind das kleine Beobachtungen, die mit dem letzten Wort gefasst und abgeschlossen werden. Einige Beispiele.
Tierspuren im Schnee
Doch niemand lässt sich blicken
Da huscht eine Maus (13)
Einfach nur sitzen
Nichts tun, nicht überlegen
Gar keine Störung (17)
Mutter und Vater
Lächeln aus dem Bild mir zu
Liebesbindungen (19)
Erste Tasse Tee
Dieses Jahr im Liegestuhl
Das Leben ist schön
Stürmische Wellen
Tiefes Blau des Gardasees
Kalter Sommerwind (59)
Etwas liebevoll
Wer will das Frühstück machen
Sonne scheint auf uns (85)
Das Eichhörnchen hüpft
Vorbei an Herbstzeitlosen
Du telefonierst (97)
Die Haiku sind fest, wie die Fotografien der Steine im Buch, mit den aufgemalten Gesichtern, aus dem Fluss der Zeit herausgenommen, erstarrt. Sie sind damit auch persönlicher, als das sonst bei Haiku üblich ist, wie kleine klassische Gedichte. Ich habe nie den Eindruck, eines könne zu schweben beginnen und meines werden oder ein Haiku der ganzen Welt.
Auf der Seite der Autorin bei Amazon lese ich zu ihrer Haiku-Auffassung noch und lasse die Darstellung ihres Buchs damit enden: „Glückliche Momente werden bewusst erlebt und in Worte gefasst. Es sind einzigartige Geschenke, die in Erinnerung bleiben. Wie Kristalle offenbaren sie die Schönheit und den Reichtum des Lebens – auch wenn es sich manchmal nur um wahrgenommene Steine am Wegrand handelt.“